Dienstag, 2. September 2014

"Spiegel-online" Redakteure zu doof um korrekt abzuschreiben


 „Anführungszeichen stehen vor und hinter wörtlich wiedergegebenen Äußerungen und Gedanken (direkter Rede) sowie wörtlich wiedergegebenen Textstellen“, so schreibt es der Duden vor.

 Auf Spiegel-online war gestern die reisserische Überschrift zu lesen: „Angebliche Putindrohung: „Wenn ich will, nehme ich Kiew in zwei Wochen ein“.

 Weiter unten im Text wurde wiederum der russische Präsident Putin wörtlich zitiert: „Wenn ich will, kann ich in zwei Wochen Kiew einnehmen."

 Manchem mag der Hinweis auf diese Ungenauigkeit vielleicht kleinlich erscheinen. Aber es ist ein sicheres Indiz dafür, dass der wirkliche Wortlaut der angeblichen Äusserung Putins den Spiegelmachern gar nicht bekannt ist. Und so schreibt der Spiegel in der Tat aus dem italienischen Revolverblatt „La Repubblica“ ab.

 Dieses behauptet, der scheidende Kommissionspräsident José Manuel Barroso habe den in Brüssel versammelten europäischen Staats- und Regierungschefs von einem Telefongespräch mit dem russischen Präsidenten berichtet, in dem der zitierte Satz gefallen sei. Nun ist nicht anzunehmen. das ein Journaliist der Repubblica dabei gewesen ist, als Barroso den angeblichen Ausspruch Putins zitierte. Also haben die Italiener sich alles selbst ausgedacht um mal wieder zitiert zu werden oder irgendjemand der erlauchten Runde muss geplaudert haben.

 Der Spiegel berichtet hier über etwas, das er durch mehrfaches Hören-Sagen erfahren hat. Um diese mehr als wacklige Faktenlage etwas zu unterfüttern beruft Spon  sich auf einen westeuropäischen "Diplomat, der den Gipfel begleitete“. Der bestätigte, „dass Barroso die Episode so geschildert habe“.

 Interessant ist in diesem Zusammenhang das Wort „Episode“. Eine Episode ist im Gegensatz zu einem einzelnen Satz eine ganze Geschichte. Der Spiegel verschweigt uns aber diese Geschichte. Der Satz ist also aus dem Zusammenhang gerissen, wahrscheinlich weil das Gespräch eher unspektakulär war und für eine reisserische Überschrift nichts hergegeben hätte.

 Doch so ganz ohne Story rund um das Zitat will Spon seine Leser dann aber doch nicht ins Bett schicken und verstrickt sich gleich wieder in Widersprüche. Heisst es einmal: „Laut "Repubblica" habe Putin mit dem Satz deutlich machen wollen, dass man ihn nicht mit neuen Sanktionen provozieren solle“, was einer glatten Drohung gleichkäme, so stellt das Blatt an anderer Stelle Putins Satz in einen ganz anderen Zusammenhang. „Barroso habe ihn wegen der grenzübergreifend operierenden Soldaten zur Rede stellen wollen. Daraufhin habe Putin geantwortet, das Entscheidende sei vielmehr: "Wenn ich will, kann ich in zwei Wochen Kiew einnehmen."

 Diese Schilderung ist eher das Gegenteil einer Drohung. Sie soll die Unsinnigkeit der Behauptung des Westens, Russland sei am Krieg in der Ostukraine mit eigenen Truppen beteiligt. Um es mit dem ehemaligen Deutsche Bank Chef Breuer zu sagen: Die Ostukraine sind für mich Peanuts, wenn ich wollte könnte ich die gesamte Ukraine haben. Die ganze Aufregung heisse Luft und das weiss sowohl Spiegel online als auch Repubblica. Deswegen wird die werte Leserschaft auch nur mit einem aus dem Zusammenhang gerissenen Satz abgespeist.

 So etwas ist keine seriöse Berichterstattung sondern Verdummung der eigenen Leserschaft durch billigste Propaganda.

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