Dienstag, 21. Februar 2012

Angeblich 69 Prozent der Deutschen für Gauck

 69 Prozent der Bundesbürger, so will es das ZDF heraus gefunden haben, begrüssen die Nominierung Joachim Gaucks zum Bundespräsidenten. 69 Prozent, dass sind grob gerechnet 55 Millionen Menschen. Mit solch blödsinnigen Umfragen wird Stimmung gemacht. Wieviele dieser 55 Millionen mögen sich wohl vor ihrer Stimmabgabe mit der Personalie Gauck befasst haben? Einer wissenschaftlich korrekten Meinungsumfrage dürfte das Ergebnis kaum standhalten. Die versammelte Journalie jubelt und das Volk jubelt mit, so einfach ist das.

 Es ist dieser Tage allerdings auch sehr schwer, wenn nicht gar unmöglich, sich ein detailiertes, kritisches Bild des Kandidaten zu machen. Kritik aus der Linkspartei und den neuen Bundesländern bügelt er selbst und mittlerweile auch jeder Kommentator, der etwas auf sich hält, damit ab, dass diese Leute nur nicht bereit seien, den eigenen Fehlern zur Zeit der DDR ins Auge zu sehen, da das als zu schmerzhaft empfunden werde. Das er damit einen grossen Teil der Bevölkerung, zumindest der neuen Länder, als Stasispitzel diffamiert, stört ihn dabei wenig. Er ist die Lichtgestalt der Wende und wer gegen ihn ist, der ist gegen die Freiheit.

 Und Freiheit, das ist sein Thema. Der Kandidat, der beim verlesen eigener Texte schon mal so sehr in Verzückung gerät, dass ihm die Stimme weg bleibt und er vor lauter Rührung in Tränen ausbricht, hat allerdings eine eigene, sehr eingeschränkte Sicht des Begriffes Freiheit. Die Gaucksche Freiheit ist ohne den Kapitalismus undenkbar. Jedem Versuch, die kapitalistische Weltordnung durch mehr Mitsprache menschlicher zu machen, erteilt er mit pastoral erhobenem Zeigefinger eine Abfuhr. Das der Staat es nicht besser könne, habe er am eigenen Leibe in den Jahren der DDR-Diktatur erlebt. Alles und Jeden, der oder das seinem eng begrenztem Weltbild nicht entspricht, rückt Gauck, der auch schon mal gern in der dritten Person von sich spricht, irgendwie in die Ecke der Unfreiheit, in die Nähe der Stalinisten.

 Die Freiheit nach Lesart des Herrn Gauck, ist eine Freiheit der Besitzenden und der Gebildeten. Wenn er sagt, Freiheit sei auch Verantwortung, dann schliesst er damit ganz bewusst und von ihm genau so beabsichtigt, all jene aus, die seiner Meinung nach keine Verantwortung tragen, die Hartz IV-Empfänger, die Obdachlosen, die Ausländer, die die deutsche Sprache nicht erlernen, die Jugendlichen, die sich dem bürgerlichen Bildungssystem verweigern.

 Wenn er unseren Wohlstand als Beleg dafür nimmt, dass nur Freiheit untrennbar mit dem Kapitalismus verbunden, zu wirtschaftlicher Prosperität führt, dann verhöhnt er die Menschen in der dritten Welt, die genau durch die, dem Kapitalismus innewohnende Ausbeutung von Ackerland, Bodenschätzen und menschlicher Arbeitskraft, in bittere Armut gestürzt wurden.

 Vielleicht ist Gauck aber auch gerade, weil er in seiner Person so viel von der Bundesrepublik widerspiegelt, der richtige Präsident: In sich selbstverliebt, im Innern sozial kalt und ausgrenzend und nach aussen überheblich und fordernd bis hin zum säbelrasseln.

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