Dienstag, 10. April 2012

Grass Kritik zeigt: Israels Regierung fehlt die nötige Souveränität

 Die israelische Regierung, und ich schreibe mit Bedacht „Regierung“ um mich nicht gleich reflexartig des Antisemitismus beschimpfen zu lassen, reagiert vollkommen überzogen auf die Kritik Grass’ am israelischen Atomprogramm und dem Verkauf von U-Booten der deutschen Regierung. Zunächst wurde er als Antisemit und ewiger SS-Mann beschimpft, dann wurde er zur Persona non grata erklärt und ihm die Einreise nach Israel verboten und nun würde man ihm am liebsten den Nobelpreis aberkennen. Man muss sich Sorgen machen um den alten Mann, dass er am Ende doch nicht eines natürlichen Todes stirbt.

 Diese Reaktion Israels wirft ein Licht auf die Regierung des Landes, die nicht in der Lage ist, - nicht nur auf Kritik, - souverän zu reagieren. Diese Ansammlung Ultrarechter und religiöser Fundamentalisten kennt nur eine Art der Reaktion gegenüber anders Gesinnten, die ganz große Keule.

 Seit 1948 (entgegen einer sorgfältig aufgebauten Sage von der arabischen Bedrohung, weist der israelische Historiker Ilan Pape in seinem Buch „Die ethnische Säuberung Palästinas“ nach, dass die Agression von der Gruppe um Ben Gurion, Mosche Dajan und Itzak Rabin geplant und umgesetzt wurde) kennen israelische Politiker nur den Weg der Gewalt. Zugegeben, der israelische Staat ist umgeben vvon Feinden, die wahrscheinlich, hätten sie die materiellen Möglichkeiten dazu, anders herum auch nicht zimperlich wären.

 Aber genau hier liegt die Crux. Israel ist die eindeutig stärkste Militärmacht im Nahen Osten und ist aus dieser Position der Stärke heraus zu keinerlei Verhandlungen, ja Kompromissen gegenüber seinen Nachbarn bereit. Sechzig Jahre Hass unsd Gewalt haben die Menschen beiderseits der umstrittenen Grenzen ertragen. Zwei Generationen Araber kennen nur ein Israel der Agression und zwei Generationen Israelis kennen nur die Angst vor der völligen Vernichtung.

 Frieden stiften kann nur der Mächtige, indem er auf den Schwächeren zugeht, ihn als seines Gleichen anerkennt und seine Rechte respektiert. Der Schwache, der Unterlegene ist dazu nicht in der Lage. Er kann nicht etwas anerkennen, etwas gewähren, das der Starke sich schon längst genommen hat. Die israelischen Politiker müssen erkennen, dass sie nicht bis ans Ende der Tage ihren Staat mit Gewalt und Unterdückung gegen Zig Millionen, sie umgebende, Araber verteidigen können.

 Aber zu Ausgleich, Vergebung, Grossmut scheinen sie nicht in der Lage, wie man an ihrer Reaktion gegen einen alten Mann, einen Dichter, der mahnen, der zur Diskussion anregen wollte, sehen kann.

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