Dienstag, 17. April 2012

Jörg Armbruster, ein fürchterlicher ARD-Journalist in Kairo

 Jörg Armbruster ist einer jener Journalisten, die uns die Welt erklären, ohne sie jemals selbst gesehen zu haben. Sie recherchieren nicht selbst: Ihr vornehmstes Arbeitsgerät war früher der Fernschreiber und ist heute das Internet und dort vornehmlich die Seiten der Presseagenturen.

 Warum, so fragt man sich, macht man solch einen Schreibtischtäter zum Auslandskorrepondenten? Warum wird ausgerechnet Armbruster ARD-Studioleiter in Kairo, noch dazu in einer Zeit, in der der gesamte Nahe Osten im Umbruch ist. Warum gerade Armbruster ein ausgewiesener Zweitverwerter von Meldungen unter den Journalisten.

 Die Antwort erscheint verhältnismässig einfach: Armbruster liefert was man von ihm erwartet und zwar ausschliesslich nur das, was man von ihm erwartet. Mit eigenen Recherchen und deren unter Umständen, ungewünschten Ergebnissen braucht man bei Armbruster nicht zu rechnen.

 Für Armbruster gilt wohl der alte Journalistenschnack: „Für eine gute Storry ist Recherche nur hinderlich.“ Er reist nicht herum, spricht mit den Menschen, macht sich ein Bild an Ort und Stelle. Er beschränkt sich darauf, verwackelte Handyfilme von Al Arabiya und Al Dschasira zurecht zu schneiden und sie mit den immer gleichen Phrasen zu kommentieren. Authenzität versucht er seinen Beiträgen dadurch zu verschaffen, dass er seine Kommentare ausschliesslich von einem Balkon seines Studios in Kairo mit Blick auf den Nil und eine diesen überquerende Strassenbrücke abgibt.

 Selbst zu den Hochzeiten der ägyptischen Demonstrationen auf dem Tahirplatz hielt Armbruster seine komfortable Stellung auf dem Balkon. So auch am Tage des Mubarak-Rücktritts. Ganz Kairo feierte ausgelassen. Armbruster liess den Kameramann einmal vom Balkon aus über die jubelnde Menge schwenken. Die ARD und Armbruster selbst feiern das noch heute als eine journalistische Grosstat.

Wieviel oder besser wie wenig Arbruster von den Vorgängen in Ägypten damals wirklich verstanden hat, darüber schwadroniert er freimütig in einem Interview der Stuttgarter Zeitung vom 22. März:

 „Im Rückblick muss ich sagen, dass ich während der damaligen Ereignisse die Bedeutung von Facebook und Twitter überschätzt habe. Als westliche Fernsehkorrespondenten hatten wir vor allem die jungen, gut ausgebildeten Männer und Frauen aus Kairo und den anderen großen Städten im Auge. Sie haben über das Internet die Initialzündung für den Protest auf dem Tahrir-Platz in Kairo gegeben. Dadurch hatten wir etwas aus dem Blick verloren, dass die meisten Bürger in Ägypten arm und arbeitslos sind, weder lesen noch schreiben können. Die wenigsten dieser Menschen haben Zugang zum Internet oder können mit Facebook etwas anfangen. Sie haben sich trotzdem den Protesten angeschlossen. Vor allem auf dem Land sind die Menschen tiefreligiös und die Islamisten, die erst spät auf den fahrenden Zug der Revolution aufgesprungen sind, fest verankert.“

 Ein erschreckendes Armutszeugnis für die Allgemeinbildung und der journalistischen Berufsauffasung eines hochbezahlten ARD Auslandskorrespondenten. Jeder Hauptschüler, der dem Geografieunterricht auch nur ansatzweise  gefolgt ist weiss, dass die überwiegende Mehrheit der ägytischen Bevölkerung ihr Leben in bitterer Armut auf dem Land fristet und nicht unter Armbrusters Balkon in Kairo.

 Die Analphabetenrate der über 14-Jährigen beträgt 42,3 Prozent. Diese Menschen können nun einmal mit Facebook und Twitter wenig anfangen. Auch der Anteil der Handybesitzer bei den einfachen Ägyptern im Nildelta aber auch unter den Tagelöhnern in den Städten, dürfte schon aus Gründe ihrer bitteren Armut sehr gering sein.

 Glänzt Armbruster in der Berichterstattung über die Revolution in Ägypten nur durch Unwissen und journalistischen Inaktivität, so verfälscht und manipuliert er die Berichterstattung über den Bürgerkrieg in Libyen ganz offen. In dem aus Versatzstücken älterer ARD-Beiträge zusammen geschnittenen Filmchen „Gaddafis Geheimnisse“ vom 05.09. 2011 zeigt er z. B. in einer Szene Menschen schwarzer Hautfarbe, die anscheinend unter unmenschlichen Verhältnissen im Schutz auf Kiel gelegter Fischerboote ihr Leben fristen. Dazu der Sprecher aus dem Off: "An der libyschen Küste finden wir erschütternde Belege der Skrupellosigkeit. Schwarzafrikaner, die Gaddafi auf Bitten der Europäischen Union an der Flucht übers Mittelmeer gehindert hatte, setzt das Regime nun offenbar gezielt ein. Während des Krieges zwingen Gaddafis Leute solche Flüchtlinge auf seeuntüchtige Boote, Richtung Europa. Tausende ertrinken."

  Die Bilder stammen aus einem, leider mittlerweile gelöschten Panoramabeitrag (http://www.ardmediathek.de/ard/servlet/content/3517136?documentId=8202564) vom 08.09.2011 über die Verfolgung von Schwarzafrikanern durch die libyschen Rebellen, die hier so kommentiert werden: "Aus Angst vor den Massenfestnahmen haben sich Tausende in abgelegene Flüchtlingslager gerettet, wie in diesen Hafen. Vor Jahren sind sie auf der Suche nach einem besseren Leben in Libyen gelandet. Jetzt wissen sie nicht wohin.“

 Auf weitere Fälschungen und Unwahrheiten, die in diesem Film verbreitet werden soll hier nicht näher eingegangen werden. Mache sich jeder selbst ein Bild.

 Bei der aktuellen Syrien-Berichterstattung verfährt Armbruster ähnlich. Er zeigt nur die eine Seite der „Wahrheit“. Opfer nur unter den Aufständigen. Dagegen Grausamkeiten, Folterung und Ermordung Gefangener, Vergewaltigungen nur auf Seiten des Regimes. Er zeigt nicht wer die Aufständigen sind. Er berichtet nicht über Waffenschmuggel, über eigeschleusste Söldner über die Interessen der weltweiten Front der Assad-Gegner, nicht über den Einfluss der Salafisten und der hinter ihnen stehenden Machthaber vom Golf, die mit mittelalterlichen Strafen, wie Stockhieben, Hand abschlagen oder blenden, ihre Länder mit harter Hand regierenden Scheichs.

 Kein Wort auch darüber, dass immer noch die Mehrheit der Syrer hinter Assad steht, so wie es der Leiter des Goetheinstituts in Damaskus Ulrich Nowak in der ARD am 17. April zu Protokoll gab.

  Armbruster interessiert die Wirklichkeit nicht. Er steht auf seinem Balkon am ARD-Studio in bester Wohnlage über den Dächern von Kairo und fabuliert über Geschehnisse im über 700 Km entfernten Homs, die er nicht miterlebt oder zumindest nachgeprüft hat, ganz so wie es von seinen Brötchengebern verlangt wird.

18 Kommentare:

  1. Er wird sicher ein entsprechend gutes Honorar bekommen.

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  2. Dieser Artikel trifft den Nagel auf den Kopf. Herr Armbruster ist ein übler Vertreter des vorgebenen Meinungsjournalisten. Unabhängig von diesem Artikel hatte ich mir eine ähnliche Meinung von Herrn Armbruster gebildet. Die Öffentlich Rechtlichen, die auch meine Zwangsgebühren vielfältig und niveaulos verschleudern,werden mehr und mehr, gemessen an ihrem Auftrag, fragwürdig.

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  3. Woher Sie, Herr 'Autor', ihre Informationen haben, das ist die eigentliche Frage. Sie haben mit Jörg Armbruster noch niemals gesprochen, geschweige denn, ihn beim Arbeiten beobachtet, wie ich, und zwar mehrere Jahre lang. Kaum jemanden kenne ich, der so gut recherchiert, so kritisch mit sich selbst ist und der eine wirklich umfassende Kenntnis der Entwicklungen im Nahen Osten hat. Zuzugeben, während des arabischen Frühlings zunächst die Bedeutung von Facebook und Twitter überschätzt zu haben, genau das ist seine Qualität. Alle haben das getan, nur er gibt es zu. Er hat stets alles getan, um einen Bericht so exakt und prägnant wie möglich zu machen, und ist dabei über normale menschliche Bedürfnisse wie Schlaf oder Gesundheit oder gar persönliche Vorteile einfach hinweggegangen.
    Ich weiss nicht, was Ihre Rubrik zu bedeuten hat, und ich bin nur durch Zufall darauf gestossen. Aber so einen vollkommenen Schwachsinn unkommentiert zu lassen, dazu fehlt mir der Gleichmut.
    Mein Kollege Jörg Armbruster war an allen Stellen, wo es gebrannt hat, so in Baghdad vor und nach dem Irakkrieg, in Libyen bei den Bombardierungen, und er war in Damaskus und Homs und Aleppo und bei den christlichen Minderheiten und den Regimegegnern und bei den Regierungstruppen in Syrien. Bevor Sie, Herr Autor, so einen Unfug ins Netz stellen, sollten Sie einfach mal das Programm der ARD schauen.
    Mit beinahe freundlichen Grüssen
    Thomas Aders

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    1. http://spiegelkabinett-blog.blogspot.de/2013/02/eine-krahe-hackt-der-anderen-kein-auge.html

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  4. Hat Jörg Armbruster für Sie jetzt genug 'street credibility'?

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    1. Liebes Anonym,
      zunächst einmal verwehre ich mich gegen den von Ihnen erweckten Eindruck, ich hätte von Jörg Armbruster den Einsatz von Leib und Leben gefordert und seine in Aleppo erlittene Verwundung bereite mir nun eine gewisse Genugtuung.
      Lediglich wünsche ich mir Journalisten, die neutral und unvoreingenommen, nur über das berichten, was sie wissen. Vermutungen gehören nicht in die Berichterstattung.
      Aus dem, mir bisher nicht bekannten Begriff „street credibility“ schliesse ich, dass sie vom Fach sind. Und da schwillt mir ein wenig der Kamm. Unter Journalisten ist es anscheinend zur Gewohnheit geworden, ganz im Gegenteil zur Entwicklung der Qualität ihrer Arbeit, den eigenen Berufstand bis zur Unfehlbarkeit zu überhöhen. Ein Corp- und Elitedenken, fern jeder Realität. Kritik undenkbar, absolut indiskutabel. Es ist anscheinend in Vergessenheit gerate, dass sie Dienstleister sind für uns Leser, Hörer und Zuschauer. Sie wollen aber keine Dienstleistung abliefern. Sie wollen uns beeinflussen. Meinung per Order de mufti. Und wer nicht in ihre Welt passt, die sie täglich neu erschaffen, der wird gnadenlos niedergeschrieben.
      Ihre Zunft hat entschieden, dass es in den arabischen Bürgerkriegen nur Gute und Böse gibt. Zigtausende Menschen sind in Syrien und zuvor in Libyen umgebracht worden, durch Waffen und Munition aus europäischen und deutschen Waffenschmieden. Todgeschwiegene Opfer westlichen Hegemonialstrebens. Kein Wort davon, die Wahrheit wurde verbogen bis zur Unkenntlichkeit. Es wurde weggelassen, aufgebauscht, manipuliert und diffamiert.
      Guido Westerwelle, dessen politische Meinungen ich keineswegs teile, kann ein Lied davon singen. Wie kann sich ein deutscher Aussenminister gegen Krieg entscheiden, wenn doch die versammelte Journalie Blut sehen will?

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  5. Das frag ich mich auch

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  6. Deiner Argumentation folgend, möchte ich von dir wissen, ob du jemals Armbruster getroffen hast. Wie peinlich ist das denn? Am schreibtisch bloggen mit 100% google und dann leute so anzugreifen.

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  7. Ihr Kamm kann gerne wieder abschwillen, denn ein Journalist bin ich nicht - aber zur Info: "street credibility" bezeichnet gerade in der amerikanischen Jugendkultur die Glaubwürdigkeit, mit der jemand auftritt, wenn er - insbesondere im Rapbereich - von den Zuständen "auf der Straße", die meist von Elend geprägt sind, spricht. Manche Rapper unterstreichen dies mit Narben, die sie aus Schusswechseln davongetragen haben. Diese Analogie fiel mir direkt ein, als Sie Herrn Armbruster als 'Schreibtischtäter' bezeichneten. Und ich muss meinem Vorschreiber bzw. meiner Vorschreiberin zustimmen, dass Sie hier selbst offen lassen, woher Sie ihre Informationen beziehen (selbst in Syrien recherchiert werden die Absätze über die Rebellen ja wohl kaum sein) und gleichzeitig darauf hinweisen, dass die ARD durchaus auch aus anderer Perspektive berichtet. Außerdem ist die deutsche Medienlandschaft nicht so homogen, wie Sie es hier beschreiben. Zeitungen wie die taz berichten beispielsweise durchaus über deutsche Waffenexporte und deren Bedeutung für die Konflikte in der Welt.

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  8. Ein respektloser, anmaßender Kommentar über Herrn Armbruster. Einfach schlecht!

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  9. Ihr Artikel Herr W.J. ist absoluter Schwachsinn und geschmacklos- nicht der Rede wert weiter darauf einzugehen!

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  10. "Genugtuung" zu empfinden, wenn ein Mensch seine Gesundheit verliert, ist ja eine ziemlich postkapitalistische Haltung. Schämen sollten Sie sich.

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  11. Wenn Ihnen der Schaum vor dem Mund nicht die Sicht versperrt hätte, dann hätten Sie lesen können, dass ich mich in meiner Antwort auf den anonymen Kommentar vom 30. März 2013, 20.15 Uhr gerade dagegen verwehre, dass der Eindruck vermittelt wurde, "ich hätte von Jörg Armbruster den Einsatz von Leib und Leben gefordert und seine in Aleppo erlittene Verwundung bereite mir nun eine gewisse Genugtuung." Es wird wahrscheinlich für immer ihr Geheimnis bleiben wie ich am 17. April letzten Jahres, als ich diesen Post schrieb, Genugtuung über den Vorfall vom 29. März diesen Jahres hätte empfinden können, bei dem Jörg Armbruster angeschossen und leider schwer verletzt wurde.
    Nochmals zum Mitschreiben und ganz besonders für Sie und andere des Lesens anscheinend nicht ganz Mächtige: "Ich bedauere zutiefst, was Jörg Armbruster in Aleppo zugestossen ist. Ich wünsche ihm baldige Genesung und gute Gesundheit."

    Schämen sollten also Sie sich. Wie wär's denn nun mit einer Entschuldigung?

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    1. Lieber W.J.

      bitte machen Sie sich nichts aus den Zuschriften der aus dem Kalender gefallenen Betroffenheitsheuchler. Es ist leider müßig, hier Aufklärungsarbeit leisten zu wollen.

      Ihr Post vom 17.April letzten Jahres ist in Ordnung, fällt nur eben ex post aus dem selbstzufriedenen Weltbild einiger unserer Zeitgenossen.

      Viele Grüße von einem anderen "Anonym"

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  12. Ich möchte hier gerne Dieter Nuhr zitieren: "Wenn man keine Ahnung hat, einfach mal die Fresse halten!"


    Grüße von einem "Anonym"

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    1. Es wird ja immer besser. Bitte nicht Dieter Nuhr!

      Zu Dieter Nuhr bei Wikipedia: "Von 1981 an studierte er an der Universität-Gesamthochschule Essen Kunstpädagogik und Geschichte auf Lehramt, 1988 legte er das Erste Staatsexamen ab."

      SIEBEN Jahre bis zum ersten Lehramtstaatsexamen in "Kunstpädagogik" und "Geschichte"- das kommentiert sich leider selbst.

      Ich bleibe dabei: der Post von W.J. vom 17.04.2012 ist i.O.

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  13. Nicht Anonym: daß Herrn Armbruster Schreckliches zugestoßen ist, wissen wir. Zu dem Zeitpunkt, als der Artikel geschrieben wurde, war das aber noch nicht geschehen. Daß Herr Armbruster sich aufgrund dieses Blogbeitrages in Lebensgefahr begeben hätte, ist nicht anzunehmen. Der Mordanschlag auf ihn wurde meines Wissens von einem Heckenschützen aus großer Entfernung ausgeführt.

    Noch einmal fünf Jahre später diese Diskussion zu lesen, bei der es letztlich nur darum geht, Daten nicht wahrzunehmen, obgleich diese für die Interpretation wesentlich sind, mutet beklemmend an.

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