Dienstag, 8. Mai 2012

Die griechische Tragödie und die Herren der Welt

 In Griechenland wurde gewählt und die Griechen besaßen die bodenlose Frechheit sich gegen die Parteien zu entscheiden, die sie seit Jahren belogen und betrogen haben. Sie haben die Nea Dimokratia und die Pasok abgewählt, die das Land fast vierzig Jahre als ihr Eigentum betrachtet haben, die Parteien die das Land unter ihrer Klientel aufgeteilt haben. Wer in Griechenland in der Vergangenheit eine dieser Parteien von Nutzen war, der hatte ausgesorgt. Ein, für griechische Verhältnisse, gut bezahlter Posten in der Verwaltung, Steuerfreiheit, ein schwarz gebautes Häuschen auf öffentlichem Grund, eine Ausbildung für die Kinder, bevorzugte Behandlung im korrupten Gesundheitssystem und ein möglichst früher Ruhestand. So sicherten sich die beiden Parteien ihre Macht auf Kosten der Allgemeinheit über Jahrzehnte.

 Wer diesem System nicht angehörte, der hatte eben Pech gehabt. Der musste sein Leben mehr schlecht als Recht fristen. Und das war die breite Mehrheit. Wer kennt sie nicht, oder hat nicht selbst schon ähnliche Bilder gemacht in seinem Griechenlandurlaub, die alten Männer und Frauen auf dem Land mit von lebenslanger harter Arbeit verkrüppelten Händen, in zerschlissener Kleidung und ohne Zähne im Mund. Was da als romantisches Zerrbild im Urlaubsvideo oder in der Bilderschau auf dem PC Freunden und Bekannten bei einem Gläschen Wein in geselliger Rund vorgeführt wird, ist ein Abbild bitterster Armut und hat nichts zu tun mit dem von unserer Presse so gern gemalten Bild vom faulen, dreist die Deutschen anbettelnden Griechen. (Übrigens hat es diese Urlaubsschnappschüsse auch schon zu Zeiten von Super 8 und Diaschau gegeben.)

 Bis ins Jahr 2009 funktionierte dieses System der zwei Parteien wunderbar. Sie lösten sich mit schöner Regelmässigkeit, nach fast jeder Wahl, in der Regierungsverantwortung ab und konnten so gleichmässig ihre Anhängerschaft bedienen. Geld war reichlich vorhanden. Die Banken schwammen im Geld und gaben gern Kredit. Als dann aber die Banken- und Finanzkrise dazu führte, dass das schöne Spielgeld knapp wurde, wurde auch den Griechen der Geldhahn zugedreht. Griechenland war pleite. Jeder wusste das, aber keiner sagte es, um möglichst viel seines eigenen Geldes noch in Sicherheit zu bringen, bevor die Lichter endgültig ausgingen.

 Die Banken und Versicherungen, die noch in privaten Händen waren flüchteten aus den Griechenbonds und schoben sie den, gerade wegen der Bankenkrise verstaatlichten ehemaligen Pleitehäusern, in die Portfolios. Die neuen Geldgeber waren jetzt die EU, die EZB und der IWF. Diese verlangten für ihre Kredite neben Zinsen und Tilgung auch eine radikele Sparpolitik.

 Nun gaben sich die gleichen Parteien, die das Land ausgequetscht hatten wie eine Zitrone, staatstragend und forderten mit dem Ausdruck des grössten Bedauerns, von ihrem Volk immer grössere Opfer zum Wohl des Ganzen. Gleichzeitig setzten sie aber ihre alte Politik der Günstlingswirtschaft fort. Die Reichen zahlen immer noch keine Steuern, der Militärhaushalt ist umgerechnet auf die Bevölkerungszahl immer noch der höchste Europas, Grund und Boden sind weiterhin Eigentum desjenigen, der es sich nimmt und Gesetze und Vorschriften einzuhalten gilt, immer noch, als besonders dämlich.

 Während dessen wird den einfachen Menschen auch noch das letzte bisschen, das sie haben, abgepresst. Die Löhne, Renten, Pensionen wurden radikal gesenkt, die Mehrwertsteuer brutal erhöht und Leistungen des Staates auf das minimalste zurückgeführt. Mittlerweile ist es so weit gekommen, das Menschen hungern, die Selbstmordrate ist immens gestiegen und Mütter geben ihre Kinder weg, weil sie sie nicht mehr ernähren können.

 In dieser Situation hat die griechische Bevölkerung die Fechheit und wählt die alten Parteien ab, obwohl sie von unserem Finanzminister massiv davor gewarnt wurde.

 Warum aber üben die europäischen Regierungen, und hier besonders die deutsche,  einen solch massiven Druck auf Griechenland aus? Weil sie selbst die Getriebenen sind.

 Jeder weiss, dass Griechenland unter den jetzigen Bedingungen niemals in der Lage sein wird seine Auslandsschulden zurück zu zahlen. Griechenland brauchte jetzt Zeit sich unter einer verantwortungsvollen Regierung zu einem modernen Staat zu entwickeln. Langfristiges Denken ist aber in der Zeit des schnellen Profits und der uneingeschränkten Diktatur der Herren des Geldes nicht mehr möglich und auch nicht gewünscht. Griechenland soll zahlen mit allem was zu Geld zu machen ist. Eisenbahnen, Flughäfen, Häfen, Trinkwasser, Strom- und Gasversorgung, Telefon alles wird verschleudert. Ja, selbst die Inseln, vor Monaten noch ein milde belächelter Vorschlag des radikalliberalen Bundestagsabgeordneten Frank Schäffler, werden jetzt zu Geld gemacht.

 Ganze Landstriche werden an Minengesellschaften verkauft, die aus dem, aus dem Boden gesprengten Gestein, mit Hilfe von Zyanit, Gold waschen. Für 20 Gramm Gold, müssen ca. 7.000 Tonnen Gestein, das ist das 350 Millionenfache der gewonnenen Goldmenge, aus dem Berg gesprengt werden. Sie tragen ganze Berge ab, vergiften Flüsse und Landschaften und ziehen, eine Wüste hinterlassend weiter. Die Bevölkerung hat davon nichts. Diese Minen brauchen kaum Arbeitskräfte, die Gewinne werden ausser Landes geschafft und vor den riesigen Folgekosten schützt man sich, indem man die örtliche Tochtergesellschaft in die Pleite schickt.

 Die Griechen werden gezwungen zu verkaufen, - von den Käufern, - und darum können diese auch den Preis bestimmen. Mafiamethoden sind gegen die Handlungsweise dieser Herrschaften Kindergeburtstag.

 Diese Finanzmafia verlangt von allen Beteiligten unbedingten Gehorsam und Unterwerfung unter ihr System, auch von den Regierungen der reichen Euroländer. Zuwiderhandlungen werden radikal mit Herabstufung in den Ratings, höheren Zinszahlungen für Kredite und Spekulationen gegen das eigene Land sanktioniert.

 Dabei wäre eine Lösung so einfach. Die EZB brauchte nur das Geld, das sie billig an die Banken verleiht, damit diese es an die Staaten zu einem drei- bis zehnfach höherem Zinssatz weiter verleihen oder damit gegen diese Staaten spekulieren, direkt für die Entwicklung, beispielsweise Griechenlands zur Verfügung stellen. Die Länder wären nicht mehr den "Gesetzen des Kapitalmarktes" ausgesetzt und könnten ohne Druck ihre Infrastruktur ausbauen. Diese Methode der Finanzierung von staatlichen Aufgaben ist allerdings dermassen tabuisiert, dass allein schon das Nachdenken darüber unter Strafe gestellt ist.

 Für die Griechen aber bedeutet das, wählen bis das Ergebnis passt, sich weiter krumm legen für Zinsen und Abgaben und sich dafür von der westlichen Presse als faul und dreist beschimpfen zu lassen.

Keine Kommentare:

Kommentar veröffentlichen