Montag, 20. August 2012

An einem Frieden in Syrien ist niemand wirklich interressiert.

 In einem mörderischen Bürgerkrieg in Syrien sterben täglich Menschen. Vornehmlich harmlose Frauen, Kinder und vollkommen Unbeteiligte. Zwei unversöhnliche Parteien stehen sich gegenüber. Die Truppen des Präsidenten Bashar al Assad und eine Rebellenarmee aus Deserteuren, Aufständigen und Abenteueurern aus aller Herren Länder schenken sich gegenseitig nichts. In diesem nicht erklärtem krieg gibt es keinerlei Regeln. Die Regierungstruppen beschiessen mit schweren Waffen mit Unterstützung durch die Luftwaffe auf die Wohnviertel der Menschen und die Rebellen verschanzen sich hinter Zivilisten, sprengen Häuser in die Luft, entführen Menschen und foltern, genau wie die Regierungstruppen ihre Gefangenen, bevor sie sie erschiessen.

 Der sich zivilisiert nennenden Welt ist es bisher nicht gelungen dieses blindwütige Morden zu unterbinden. Es ist eine Schande für die gesamte Menschheit, dass Menschen gequält, gefoltert und ermordet werden, nur weil kühl kalkulierende Machtstrategen in ihren voll klimatisierten, sicheren Büros ihre perversen Interressen durchzusetzen versuchen.

 Fast die gesamte Welt ist derzeit in dem unmenschlichen Morden in Syrien involviert. Russland will seinen letzten Verbündeten im Nahen Osten nicht verlieren. China nutzt jede Chance, egal wo auf der Welt, um den Einfluß des Westens zurückzudrängen und sich die Nachschubwege für Rohstoffe und Energie freizuhalten.

 Der Iran ist dringend auf seinen letzten Verbündeten angewiesen, den der schiitische Staat, der einer sunnitischen Übermacht gegenüber steht, noch hat. Den sunnitisch wahabistischen Golfemiraten war das verhältnimässig säkulare Syrien schon lange ein Dorn im Auge. Sie hoffen, den alawitischen Präsidenten Assad aus dem Amt zu entfernen, der sunnitischen Übermacht in der Bevölkerung Syriens zur Macht zu verhelfen, und so ganz nebenbei noch den schiitische Iran in der islamischen Welt vollends zu isolieren.

 Israel will ebenfalls den Iran schwächen, deshalb ist man in TelAviv an einem Sturz des Assadregimes interressiert. Der Türkei geht es um die militärische Vormachtstellung in der Region. Ein schwaches Syrien würde der Türkei bei Aktionen gegen die Kurden nicht im Wege stehen. Sie könnte im syrischen Kurdengebiet, genau wie bereits im irakischen, militärisch frei schalten und walten. Ausserdem betrachtet die Türken Syrien immer noch wie eine, ihnen unrechtmässig entrissenen, Provinz. Sie könnten bei einer Schwächung Syriens über die Wasser des Euphrats frei schalten und walten. Weder Syrien noch der Irak, die ebenfalls dringend auf das Wasser angewiesen sind, sind mittlerweile in der Lage, die Türkei, auch nur annähernd, daran zu hindern, sich uneingeschränkt zu bedienen.

 Bleibt der Westen, die USA, die EU und die Nato. Dem Westen ist an einer stabilen Situation im Nahen Osten nicht gelegen. Unregierbare, geschwächte Staaten lassen sich besser dominieren. Koruption, die Herrschaft krimineller Banden oder einzelner Stämme, sind der Garant dafür, dass man in diesem rohstoffreichem Gebiet frei schalten und walten kann. Es hilft dem Verbündeten Israel und schwächt den Feind Iran. Ausserdem bringt es die reichen Golfstaaten dazu, immer mehr ihrer Petrodollars zum Schutz eigener Interssen für ihre Hochrüstung auszugeben. Ein glänzendes Geschäft für die Rüstungsindustrie des Westens.

 Der Westen ist eindeutig Kriegspartei. Daher ist es auch ein unerträglicher Zynismus unserer Politiker und unserer Presse, wenn man immer Russland und China die Schuld der Uneinigkeit im Weltsicherheitsrat gibt. Solange der Westen weiterhin die Rebellen mit Waffen unterstützt und nicht bereit ist, alle Interressenten im Syrienkonflikt an einen Tisch zu bringen, verhält er sich mindestens genau so destruktiv wie Russland und China.

 Soll Frieden herrschen in Syrien, so muss man seinen eigenen Verbündeten unmissverständlich klar machen, dass die Waffen zu schweigen haben. Es ist schliesslich dem syrischen Regime nicht vermittelbar, die Waffen niederzulegen und sich dann widerstandslos von den Rebellen abschlachten zu lassen. Man muss den Rebellen klar machen, wenn sie nicht bedingungslos in einen Waffenstillstand mit der syrischen Armee einwilligen, wird jede Unterstützung eingestellt.

 Wie sehr der Westen bereits Kriegspartei geworden ist, konnte man dieser Tage wieder sehen, als herauskam, dass die Bundesrepublik ein Spionageschiff im östlichen Mittelmeer stationiert hat, dass den Rebellen Informationen über Truppenbewegungen der Assad-Armee zukommen lässt. Das französische, britische und Us-amerikanische Elitetruppen bereits mitten in Syrien aktiv sind, ist seit langem bekannt. So soll das Massaker in Hula zumindest logistisch von westlichen Militärs unterstützt worden sein.

 Das scheinheilige Gerede von Demokratie und Menschenrechten, die in Syrien mit Füssen getreten würden, ist geradezu unerträglich, wenn man bedenkt, dass noch vor kurzer Zeit, Häftlinge, die man des Terrorrismus verdächtigte, nach Syrien geflogen wurden, um in den dortigen Foltergefängnissen verhört zu werden. Die massive Unterstützung der keineswegs demokratischen „Freiheitskämpfer“ ist Tag für Tag, für Opfer an Menschenleben veratwortlich.

 Den Menschen in Syrien ist es egal ob ihr Haus von einer westlichen oder einer östlichen Granate zerstört wird, ihnen ist es egal ob die Kugel, die einen ihrer Lieben tötet, aus den USA, Deutschland, Russland, China oder Israel stammt. Sie wollen leben, in Ruhe und Frieden. Sie fliehen aus den umkämpften Städten Syriens in die angrenzenden Länder Türkei, Jordanien und Libanon, fristen ihr Leben unter unwürdigen Bedingungen in Flüchtlingslagern und müssen noch in ihrer Not den westlichen Medien für deren billige Kriegspropaganda herhalten.

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