Mittwoch, 7. November 2012

Brot und Spiele - das mediale Spektakel der Wahl in den USA

 Die Wahl ist gelaufen. Der alte Präsident ist auch der Neue. Eigentlich ist nichts passiert. Und doch bleibt ein schaler Geschmack zurück. Wochenlang haben uns die Medien zugebombt mit ihrer Berichterstattung über die Präsidentenwahl in den USA. Man hatte den Eindruck als würde in Amerika auch über die deutsche Politik entschieden. Mehr USA in den Medien war nie.

 Der aufmerksame Beobachter musste sich fühlen, als sei Deutschland, sei Europa, eine Kolonie der USA. Drohende Altersarmut, Mindestlohn, der akute Mangel an Betreueungsplätzen für Unter-Dreijährige, die Energiewende und die damit in Verbindung gebrachten höheren Verbraucherpreise für Strom, Eurokrise, die Verelendung breiter Bevölkerungsschichten in den südlichen Eurostaaten, der Skandal der deutschen Geheimdienste im Zusammenhang mit dem rechtsradikalen Terror, der Bürgerkrieg in Syrien, alle diese Themen hatten Sendepause, wurden ausgeblendet, für das eine, anscheinend wichtigste Thema, die Präsidentenwahl in den USA.

 Was ist so wichtig an den Vereinigten Staaten von Nordamerika, dass unsere Medien, vor allem die Fernsehsender, über Wochen verückt spielen und uns mit Infomüll aus dem Land der, angeblich, unbegrenzten Möglichkeiten überzieht? Wir haben keine gemeinsame Grenze mit den USA. Das Öl kommt aus der Nordsee und dem Nahen Osten, unser Gas kaufen wir in Russland. Gemüse, Fleisch, Getreide, Milch, Eier kommen aus der EU.

 Die wichtigsten Länder aus denen Deutschland im letzten Jahr Waren einführte waren die Niederlande mit 81,8 Milliarden Euro oder 9,1% aller deutschen Einfuhren, die Volksrepublik China, mit 79,5 Milliarden Euro oder 8,8 % und Frankreich, mit 65,9 Milliarden Euro oder 7,3 % des deutschen Importvolumens.

 Auch beim Export deutscher Waren spielen die USA längst keine herrausragende Rolle mehr. 71 % aller deutschen Exporte gingen in europäische Länder, 16 % nach Asien und nur 7 % in die USA.

 Geostrategisch hat Deutschland ganz andere Interessen als die USA. Weissrussland, die Ukraine, die Staaten rund um das Kaspische Meer und die Mittelmeeranrainer in Nordafrika und Kleinasien und natürlich unsere europäioschen Nachbarn, haben eine wesentlich grössere Beachtung durch Deutschland verdient.

 Mit den USA verbindet uns der agressive Kapitalismus, die Ausrichtung auf die Finanzwirtschaft. Die deutschen und auch die europäischen Interessen werden tagtäglich von unseren Politikern mit Füssen getreten, weil sie sich von den USA in ein Militärbündnis pressen lassen, das einzig und allein den Vorstellungen der Supermacht Amerika dient. Anstatt in aller Welt die Agressionen der USA militärisch zu unterstützen, ist es für eine Mittelmacht wie Deutschland viel wichtiger, auf Ausgleich und friedliche Coexistenz mit den Nationen in ihrem unmittelbaren Umfeld zu setzen.

 Warum also dieser Hype um die Präsidentschaftswahlen in den USA? Die Wahl ist eine riesige Show. Die USA nutzen sie, um uns Bilder zu liefern, Bilder, die uns beeinflussen, die uns in dem Glauben bestärken von dem grossen, vielleicht manchmal etwas tapsigen Bruder, der trotz aller seiner Fehler und Schwächen, unser Beschützer und selbstloser Freund ist.

 Ein Wahlkampf wird uns vorgeführt. Unpolitisch, aber spannend inszeniert, wie ein Krimi aus den Traumwelten von Hollywood. 87 % aller Deutschen wünschten sich angeblich Barak Obama als Sieger dieses Spektakels. Ein Mann, der, legten wir die Massstäbe unseres Strafrechts an, zumindest des mehrfachen Todschlags, wenn nicht Mordes, vor Gericht gestellt werden müsste.

 Nicht die bis an die Zähne bewaffnete Grossmacht, die mit allen ihr zu Gebote stehenden Mitteln, ohne Rücksichten auf die Menschenrechte, ihre Hegemonieansprüche durchsetzt, sondern ein, gerade auch durch seine Schwächen, sympathisches Land soll uns vermittelt werden. Die Grossmacht braucht Vasallen, und sie bereitet uns darauf vor, klaglos ihren Interessen zu folgen. Unsere Journalisten sind ihnen dabei ein williges Werkzeug.

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