Montag, 18. Februar 2013

ARD berichtet über europäische Arbeitssklaven bei Amazon


 Die Armut in der Bundesrepublik Deutschland sei politisch gewollt, sagte die stellvertretende Sprecherin der Nationalen Armutskonferenz im Dezember letzten Jahres. Armut ist aber nicht nur in der Bundesrepublik Deutschland gewollt. Die strikte Sparpolitik, die die Regierung Merkel den Ländern Europas aufzwingt, macht bei näherer Betrachtung durchaus Sinn im Hinblick auf willige und billige Arbeitskräfte für die Unternehmen in Deutschland. Durch die zunehmende Verarmung der Bevölkerung in den Ländern Südeuropas, aber auch in Ost- und Südosteuropa, wächst das Heer der Menschen, die Arbeit um jeden Preis und zu jeden Bedingungen an jedem Ort annehmen.

 Der überaus sehenswerte Bericht „Ausgeliefert“ von Diana Löbl und Peter Onneken, den die ARD am Donnerstag, den 13. Februar 2013 um 22.45 Uhr ausstrahlte belegt das auf überzeugende Art und Weise. Der Filmbeitrag informiert über die Lage der Leiharbeiter bei dem Internetversandhandel Amazon.

 Für Alle, die den Film verpasst haben, hier der Link zum Beitrag in der ARD-Mediathek. Eile ist geboten. Für gewöhnlich werden solch kritische Beiträge sehr schnell aus dem Netz genommen.

 Menschen aus Ost- und Südeuropa werden unter dem Namen Amazon in ihren Heimatländern angeworben. Kurz vor ihrer Abreise wird ihnen dann mitgeteilt, dass sie ihren Arbeitsvertrag nicht von Amazon sondern von der Leiharbeitsfirma Trenkwalder bekommen. In Deutschland angekommen müssen sie dann feststellen, dass die Vertragsbedingungen wesentlich schlechter sind, als es ihnen zuvor in ihrer Heimat versprochen wurde. Sie werden wie moderne Sklaven zu sechs bis acht Menschen in leerstehenden Bungalows von Freizeitanlagen untergebracht, von überfüllten Omnibussen in die Amazonversandcenter gekarrt, müssen dort zu einem Hungerlohn arbeiten und werden zusätzlich noch von einer Securityfirma überwacht, von der bekannt ist, dass zumindest einige Mitarbeiter der rechten Szene nahestehen.

 Die Verpflegung sogenannte "Kaltmahlzeiten" wird vom Arbeitgeber gestellt.  Weil ihnen die Kosten dafür vom Lohn abgezogen würden, so wird ihnen erklärt, sei auch der ausbezahlte Geldbetrag so gering. Ist keine Arbeit mehr da, müssen sie von einer Stunde auf die andere ihre Sachen packen und werden nach Hause geschickt.

 Ein Stück Turbokapitalismus mitten in Europa, mitten in Deutschland. Ein direktes Ergebnis der Politik der Bundesregierung.

 Und möge keiner sagen, dass ihn das nichts angehe, deutsche Arbeitnehmer seien davon ja schliesslich nicht betroffen. Zunächst werden die Löhne in den armen Ländern Europas so nach unten gedrückt, dass die Menschen jede Arbeit zu jedem Lohn annehmen und zu uns kommen um überhaupt ihre Familien durchzubringen. Im zweiten Schritt werden dann deutsche Arbeitslose von der Argentur für Arbeit mit der Drohung, ihnen die Unterstützung zu streichen, diesen Lohndumpingfirmen in die Arme getrieben und als Folge davon sind schliesslich dann auch die bereits Beschäftigten erpressbar.

 Die deutschen Gewerkschaften schweigen zu diesen meschenunwürdigen Verhältnissen, bis auf einige wenige Aktivisten, wie der im Film erwähnte Gewerkschaftssekretär Heiner Reimann. Sie wollen anscheinend nicht sehen, dass sie sich nicht weiter nur auf die Aushandlung von Tarifverträgen konzentrieren können, in einer Welt, die im Begriff ist alle, in jahrhundertelangen Kämpfen, erworbenen Rechte der Arbeitnehmer, faktisch wieder abzuschaffen. Was nutzen die schönsten Tarifabschlüsse, wenn sie nirgends mehr gezahlt werden?

 Die Gewerkschaftsbosse müssen aufstehen von ihren gut gepolsterten Sesseln in den Aufsichtsräten der Unternehmen und in den zugigen Werkshallen und auf der ungemütlich kalten Strasse den Kampf aufnehmen gegen die zunehmende Entrechtung der Arbeitnehmer.

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