Samstag, 16. Februar 2013

Eine Krähe hackt der anderen kein Auge aus? - ARD-Thomas Ader versucht ARD-Jörg Armbruster reinzuwaschen

Auf meinen Post "Jörg Armbruster, ein fürchterlicher ARD-Journalist" hat der ARD-Kollege von Jörg Armbruster, Dr. Thomas Ader einen Kommentar geschickt, den ich zum besseren Verständnis hier noch einmal zitiere:

"Woher Sie, Herr 'Autor', ihre Informationen haben, das ist die eigentliche Frage. Sie haben mit Jörg Armbruster noch niemals gesprochen, geschweige denn, ihn beim Arbeiten beobachtet, wie ich, und zwar mehrere Jahre lang. Kaum jemanden kenne ich, der so gut recherchiert, so kritisch mit sich selbst ist und der eine wirklich umfassende Kenntnis der Entwicklungen im Nahen Osten hat. Zuzugeben, während des arabischen Frühlings zunächst die Bedeutung von Facebook und Twitter überschätzt zu haben, genau das ist seine Qualität. Alle haben das getan, nur er gibt es zu. Er hat stets alles getan, um einen Bericht so exakt und prägnant wie möglich zu machen, und ist dabei über normale menschliche Bedürfnisse wie Schlaf oder Gesundheit oder gar persönliche Vorteile einfach hinweggegangen.
Ich weiss nicht, was Ihre Rubrik zu bedeuten hat, und ich bin nur durch Zufall darauf gestossen. Aber so einen vollkommenen Schwachsinn unkommentiert zu lassen, dazu fehlt mir der Gleichmut.
Mein Kollege Jörg Armbruster war an allen Stellen, wo es gebrannt hat, so in Baghdad vor und nach dem Irakkrieg, in Libyen bei den Bombardierungen, und er war in Damaskus und Homs und Aleppo und bei den christlichen Minderheiten und den Regimegegnern und bei den Regierungstruppen in Syrien. Bevor Sie, Herr Autor, so einen Unfug ins Netz stellen, sollten Sie einfach mal das Programm der ARD schauen.
Mit beinahe freundlichen Grüssen
Thomas Aders"



 Ich antworte ihm hier mit einem offenen Brief:


Sehr geehrter Herr Dr. Aders,

ehrlich gesagt, es widerstrebt mir ein wenig, auf ihren herabsetzenden und beleidigenden Kommentar zu antworten. Aber ich kann es Ihnen nicht durchgehen lassen, wie sie hier mit einem reinen Leumundszeugnis für Jörg Armbruster versuchen, von den Tatsachen abzulenken.

 „Zuzugeben, während des arabischen Frühlings zunächst die Bedeutung von Facebook und Twitter überschätzt zu haben, genau das ist seine Qualität. Alle haben das getan, nur er gibt es zu.“ Ja, Entschuldigung, ist es jetzt schon eine herausragende Leistung, wenn man schlampige Arbeit in einem Interview eingesteht? Und, kann man diese Schlampigkeit dadurch entschuldigen, dass alle schlampig gearbeitet haben? Ist es nicht Aufgabe eines Auslandskorrespondenten über ein Land aus eigener Anschauaung zu berichten? ist es nicht Aufgabe eines Studioleiters in einem fremden Land sich auf den mühevollen Weg zu machen, die Menschen zu besuchen, zu befragen, ihre Lebensumstände kennen zu lernen? Ist es nicht Aufgabe eines Auslandskorrespondenten sich in zahllosen Gesprächen, in Reisen durchs Land, Hintergrundwissen anzueignen? Wo ist der Berufsethos eines Peter Scholl-Latour, der sich in den siebziger Jahren, zur Zeit der heissen Phase des Vietnamkrieges, in die Wälder des Mekong aufmachte um mit dem Vietkong zu sprechen, der wochenlange Gefangennahme auf sich und sein Team nahm nur um der Wahrheit willen über einen Krieg, der bei uns nur eindimensional, aus Sicht der amerikanischen Okkupanten gesehen wurde?

 Es reicht halt nicht, in einem Geländewagen in einem elend langen Konvoi, sich hinter Uno-Beobachtern zu verstecken, gesichert durch bewaffnetes Personal durchs Land zu reisen und völlig verängstigte Menschen im Schnelldurchlauf nach ihrer Meinung zu befragen. Und wenn einem diese dann nicht ins Konzept passt, dann wird sie kommentierend umgedeutet.

 Wenn ein Journalist nicht an die Wurzeln geht, wenn er sich mit Verlautbarungen, Hintergrundgesprächen mit Offiziellen, Vermittlung des Offensichtlichen zufrieden gibt, dann ist er wie ein Koch, der nicht mit frischen Zutaten, sondern mit Fertigprodukten kocht. Wieviel Ehrgeiz und Berufsethos hat ein Journalist, der eine derartige Fehlleistung damit entschuldigt, dass alle gleich miserabel gearbeitet haben?

 Von dem großartigen Journalisten Hans joachim Friedrichs stammt der Satz: „Einen guten Journalisten erkennt man daran, dass er sich nicht gemein macht mit einer Sache, auch nicht mit einer guten Sache; dass er überall dabei ist, aber nirgendwo dazugehört.“ Jörg Armbruster hat sich aber gemein gemacht, mit einer Sache, mit der Sache der libyschen und später der syrischen Opposition und mit dem völkerechtswidrigem Krieg einiger Nato- und Golfstaaten gegen ein kleines, wehrloses Land. Er hat sich gemein gemacht, indem er verwackelte, unscharfe Handyvideos gezeigt hat, die ihm von bestimmten Kreisen zugespielt worden sind und von denen er weder gewusst hat was sie wirklich zeigen, noch von wem sie, zu welchem Zweck hergestellt worden sind.

 Nun werden sie sagen: „Er hat aber stets angefügt, dass man den Wahrheitsgehalt nicht nachprüfen könne.“ Sie wissen und Armbruster weiss, wie suggestiv Bilder wirken, denn es ist ja ihr Medium, das bewegte Bild. Ein Filmchen mit Toten, Verwundeten, Panzern, zerstörten Strassen, hilflosen Menschen, am besten Kinder, dass brennt sich ein, bleibt hängen in den Gehirnen der Menschen. Da ist ein zum Schluss, nebenbei hingeworfener Satz, man könne den Wahrheitsgehalt des Filmes nicht nachprüfen, meist noch mit dem Vorwurf versehen, man erhalte ja keine Einreisegenehmigung ins Land, vergessen, bevor er zu Ende gesprochen ist.

 Gefährlich und gänzlich unerträglich aber wird ein Journalismus, der die Position des Beobachters, des Chronisten, des Objekts aufgibt, um selbst Handelnder, Subjekt zu werden, wenn Politik nicht mehr kritisch begleitet wird, sondern gemacht, herbeigeschrieben oder herbeigefilmt wird.

 Im Spätsommer, Frühherbst des Jahres 2011 erstellen Jörg Armbruster und sein Kollege Stefan Bucher einen Film mit dem Titel „Gaddafis Geheimnisse: Luxus und Terror“.  Sie versuchen in diesem Machwerk, das sich aus Bildmaterialversatzstücken verschiedener Reportagen zusammensetzt, den Krieg gegen Libyien und die 40.000 Opfer, zumeist Zivilisten, unschuldige Männer, Frauen, Kinder zu rechtfertigen, indem sie den Gaddafi-Clan mit allerlei Vorwürfen, zumeist unbewiesen, derart zu diskreditieren versuchen, dass beim Zuschauer der Eindruck entsteht, der Krieg, die Bomben, die Opfer seien unausweichlich gewesen.

 Der Film wird von der ARD am 5. September 2011 ausgestrahlt und von Phoenix Anfang Oktober noch dreimal wiederholt. Armbruster und Buchen greifen zumindest in einer Szene zu einer groben Fälschung.

 Von Minute 10:20 bis Minute 10:33 zeigen sie einen Hafen an der libyschen Mittelmeerküste. Menschen schwarzer Hautfarbe suchen Schutz vor der Sonne unter, auf Kiel gelegter, Fischerboote. Dazu erklärt ein Sprecher aus dem Off: "An der libyschen Küste finden wir erschütternde Belege der Skrupellosigkeit. Schwarzafrikaner, die Gaddafi auf Bitten der Europäischen Union an der Flucht übers Mittelmeer gehindert hatte, setzt das Regime nun offenbar gezielt ein. Während des Krieges zwingen Gaddafis Leute solche Flüchtlinge auf seeuntüchtige Boote, Richtung Europa. Tausende ertrinken."

 Am 8. September des gleichen Jahres sendet Panorama einen Beitrag des gleichen Stefan Buchen unter dem Titel „Schwarze in Libyen: Opfer der Befreiung“. Von Minute 2:48 bis Minute 3:02 die absolut gleichen Bilder wie oben. Dazu der Sprecher aus dem Off: „Aus Angst vor den Massenfestnahmen haben sich Tausende in abgelegene Flüchtlingslager gerettet, wie in diesen Hafen. Vor Jahren sind sie auf der Suche nach einem besseren Leben in Libyen gelandet. Jetzt wissen sie nicht wohin."

 Zweimal der gleiche Film mit vollkommen entgegengesetztem Inhalt der Kommentierung. Einmal ist es Gaddafi, vor dem die Menschen sich verstecken, das andere Mal sind es die neuen Herren Libyens, die bewaffneten Freischärler.

 Aufklärung bringt ein Film von Dietmar Ossenberg, den die öffentlich-rechtliche Konkurrenz, ZDF, am 2. September 2011in ihrem Heute Journal ausgestrahlt hat, der aber leider mittlerweile aus dem ZDF-Archiv gelöscht wurde. Er zeigt exakt den gleichen Fischereihafen aus den beiden ARD-Filmen, etwa 20 km entfernt von Tripolis. Ossendorf berichtet darin ebenfalls über ehemalige schwarzafrikanische Arbeitskräfte, die sich aus Angst vor den Rebellen in den kleinen Hafen geflüchtet haben.

 Der Ausschnitt aus dem Film „Gaddafis Geheimnisse: Luxus und Terror ist also eindeutig eine Fälschung.

 Sie werden sich sicher die Filme in der ARD Mediathek ansehen. Und wenn sie dabei sind, dann vergleichen sie auch einmal die Szenen ab Minute 10:41 des Films Gaddafis Geheimnisse mit dem Panoramabeitrag „Die Schleuser von Tripolis", (http://daserste.ndr.de/panorama/media/panorama3533.html) ebenfalls am 8. September 2011 ausgestrahlt. Sie werden feststellen, dass die deutschen Übersetzungen dessen, was der Mann im gestreiften blauen Hemd, als Muhamad al-Mishri, ein Angehöriger der libyschen Küstenwache, vorgestellt, sagt, stark von einander abweichen, obwohl das Filmmaterial wieder das gleiche ist und der Mann im arabischen Original in beiden Versionen das gleiche sagt.

 Auch hier offensichtlich eine dreiste Fälschung. 

 Der Film „Gaddafis Geheimnisse: Luxus und Terror“ weist noch weitere Merkwürdigkeiten auf. Da ist die Schilderung über das Kindermädchen, dass von der Frau Hannibal Gaddafis mit kochend heissem Wasser übergossen worden sein soll, bei dem die Schilderungen der Ereignisse in den einzelnen Medien weit voneinander abweichen und bei dem Ärzte ein Kamerateam der ARD mitnehmen in ein Krankenzimmer auf der Intensivstationstation ihres Krankenhauses.

 Da ist dieses misteriöse Zimmer im Krankenhaus, in dem die, angeblich bei einem Luftangriff der Amerikaner vor etlichen Jahren ums Leben gekommene, Adoptivtochter Gaddafis, Hannah, als Ärztin gearbeitet haben soll. Hannah Gaddafi, die weltweit in den Medien auftaucht um die Monatswende August - September des Jahres 2011 und nach ein paar Tagen der Aufregung genau so schnell, auf nimmer wiedersehen, verschwindet. Anderen Schilderungen zu Folge soll Gaddafi selbst das Büro als sicheren Unterschlupf bei Bombenangriffen der Koalition der Willigen genutzt haben.

 Mir fehlen leider die Zeit und auch die Möglichkeiten, allen diesen Auffälligkeiten nachzugehen. Aber ich denke, dass allein eine grobe Fälschung von Tatsachen durch einen Journalisten, dazu berechtigt, diesen als einen „fürchterlichen Journalisten“ zu bezeichnen.

 Aus den oben angeführten Gründen verbitte ich mir, meinen Beitrag „Jörg Armbruster, ein fürchterlicher ARD-Journalist“  als „Schwachsinn“ oder „Unfug“ zu bezeichnen.

 Mit freundlichen Grüssen

 W.J.

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