Sonntag, 10. März 2013

Brandstifter wird Feuerwehrmann - Mehdorn Geschäftsführer des Berliner Großflughafens


 Hartmut Mehdorn wird Geschäftsführer der Bauruine BER, besser bekannt als Grossflughafen Berlin-Brandenburg. So etwas nennt der Volksmund: „Den Bock zum Gärtner machen.“

 Ausgerechnet Mehdorn, der in seiner langen Laufbahn als Manager so ziemlich alles versemmelt hat, was es zu versemmeln gab, lässt sich zum wiederholten Mal von der Politik und von der Presse als anerkannten Sanierer feiern. Tatsache ist demgegenüber aber, dass alle Firmen und Institutionen, nachdem sie sich von Mehdorn trennten, anschliessend dringend eines Sanierers bedurften.

 Von Interesse sind auch Mehdorns anscheinend glänznde Beziehungen zur Politik und hier insbesondere zur SPD. Immer wenn er irgndwo krachend gescheitert war, sorgten Politiker für eine neue, hochdotierte Beschäftigung. So zog auch diesmal der Brandenburgische Ministerpräsident und Aufsichtsratschef der Flughafengesellschaft, Mathias Platzek, (SPD) Hartmut Mehdorn aus dem Hut. Beobachter sahen verwundert auf den Kalender, glaubten sie doch es handele sich um einen Aprilscherz.

 Mehdorn gehört zu der Generation von Managern, die die alte „Deutschland AG“ übernahmen, kräftig durcheinanderwirbelten und die durch Zukäufe und Verkäufe von Unternehmen und Unternehmensteilen und einer planlosen Internationalisierung, finanziell ausgebluteten Unternehmen, in einer tiefen Krise zurückliessen. Andere Vertreter dieser Spezies waren unter anderm: Telekomchef Ron Sommer, Bertelsmann- und Karstadt-Quelle-Chef Thomas Middelhoff, der ehemalige ThyssenKrupp-Chef Gerhard Cromme, Daimlerchef Schrempp und diverse Vorstandsvorsitzende deutscher Landesbanken.

 Sie alle fanden beim Antritt ihrer Tätigkeiten gut beleumundete, behäbige Unternehmen mit prall gefüllten Kassen vor. Das Vernichtungswerk dieses neuen, sich weltläufig gebenden Managertyps, läuft immer nach dem gleichen Schema ab. Der Umsatz wird durch massive Zukäufe nach oben gepuscht. Unter Mithilfe der Gewerkschaften werden Arbeitnehmer entlassen, Arbeitsverträge gändert, die Arbeitszeit verlängert, unbezahlte Überstunden eingefordert, Zusatzvergütungen wie Weihnachts- und Urlaubsgeld gestrichen. Liegenschaften Immobilien und Maschinen werden verkauft und anschliessend teuer zurückgemietet, was vorübergehend zur optischen Verbesserung der Betriebsergebnisse durch einmalige Einnahmen aus den Verkäufen führt. Verlustbringer werden in Zweckgesellschaften outgesourct und verschwinden so aus den Bilanzen. Um die Eigentümer zu beruhigen werden Dividenden nicht mehr ausschliesslich aus den Betriebsgewinnen bezahlt, sondern teilweise durch Kredite finanziert.

 Durch ihre Unerfahrenheit und ihr übersteigertes Ego sind diese Herren eine leichte Beute für Betrüger. Ihnen kann gefahrlos jedes bankrotte Unternehmen, jede Schrottimmobilie und jedes defizitäre Finanzprodukt angedreht werden. Für die Manager zählt nur Größe. Schliesslich werden die bereits angeschlagenen Unternehmen mit viel Trara und unter Mithilfe skrupelloser, aber gut verdienender, Banken und Ratingagenturen an die Börse gebracht. Das eingenommene Kapital wird aber nicht in die Firmen reinvestiert, sondern zum Schuldenabbau und zur Spekulation an den internationalen Finanzplätzen benutzt. Das eigentliche Kerngeschäft der Unternehmen wird unterdessen sträflich vernachlässigt, unter anderm auch aus dem Grund, weil die Manager oftmals keinerlei Branchenkenntnisse besitzen.

 Nach dem vergoldeten Abgang dieser, sich als Wunderknaben feiernden Versager, die den Anschein erwecken, sie könnten aus dem Nichts heraus Geld machen, bleiben hoch verschuldete, ausgehöhlte und ausgenommene Unternehmen zurück.

 Mehdorn hat bei allen seinen Engagements als oberster Chef nach diesen Maximen gehandelt. Bei der Heidelberger Druckmaschinen AG übernahm er ein kerngesundes Druckmaschinenbauunternehmen.  Er kaufte zu, investierte in marode Firmen, forcierte den bereits sterbenden Zeitungsdruck, verordnete dem Unternehmen einen Börsengang und musste nach knapp vier Jahren gehen. Das Unternehmen stand jahrelang auf der Kippe. Fast alle Zukäufe wurden unter Verlusten rückgängig gemacht. Mehdorns abenteuerliche Geschäftspolitik kostete tausenden von Arbeitnehmern ihren Job.

 Als Bahnchef brüstete sich Mehdorn mit einer Ausweitung des Umsatzes während seiner annähernd zehnjährigen Tätigkeit von ursprünglich 15,6 auf 33,5 Milliarden Euro. Das Ergebnis drehte er von 1,538 Milliarden Euro Verlust in 1999, in einen Gewinn von 2,483 Milliarden im Jahre 2008. Mehdorn verschwieg dabei aber, dass er den verlustbringenden Nahverkehr ausgliederte und den öffentlichen Körperschaften, wie Städten, Kommunen, Kreisen, und den Ländern auferlegte, die diesen jetzt aus Steuermitteln finanzieren. Er dünnte radikal die Personaldecke aus, was zu einer Überlastung der verbleibenden Arbeitnehmer führte, bis in den sicherheitsrelevanten Bereich bei Lokführern und bei der Wartung des fahrenden Materials. Bei der Wartung der Strecken nutzte er eine Vereinbarung mit dem Haupteigentümer, dem Bund, nachdem dieser für den Neubau des Schienennetzes allein zahlte. Mehdorn schraubte die Wartung der Gleise, Weichen und Signale soweit zurück, dass immer mehr Strecken verfielen und auf Kosten des Bundeshaushaltes neu gebaut werden mussten. Besonders beim Güterverkehr führte das marode Schienennetz zu immer längeren Fahrzeiten.

 Mehdorn verschweigt, dass die Umsatzzuwächse zu grossen Teilen aus massiver Zukäufen im In- und Ausland zustande kamen und er verschweigt auch, dass die Bahn mittlerweile einen Teil ihrer Umsätze gar nicht mehr auf der Schiene erwirtschaftet, sondern auf der Strasse und mit der Logistik. Hier hat er mit quasi öffentlichen Geldern durch Dumpingpreise und Dumpinglöhne einen ruinösen Wettbewerb entfacht, der immer mehr Menschen in die Scheinselbstständigkeit als Subunternehmer und daran anschliessend in die Armut treibt.

 Als Mehdorn die Kommandobrücke bei der Bahn verlassen muß, sind die oft stundenlangen Verspätungen sprichwörtlich, befinden sich die Lokomotiven und Triebwagen in einem bedauerlichen Zustand und sind nur noch bedingt einsetzbar. Schon ein weing Herbstlaub und Regen führen zum massenhaften Ausfall von Zügen. Fahrpersonal berichtet von mehreren Fastkatastophen und die Züge der Berliner S-Bahn haben weniger Einsatzstunden als 1945.

 Mehdorn schafft keine Werte, er vernichtet sie. Er ist überhaupt nicht in der Lage, ein Unternehmen kontinuierlich weiter zu entwickeln. Er ist ein Anhänger des schnellen Geldes. So einen Mann zum Chef der Flughafengesellschaft BER zu machen ist ein übler Treppenwitz. Der Entschluss ist der puren Verzweiflung und absoluten Ahnungslosigkeit der führenden Politiker von Berlin, Klaus Wowereit, Brandenburg, Mathias Platzek und Bundesverkehrsminister Ramsauer geschuldet. Ein Mann, der an der Katastrophe Stuttgart 21 nicht ganz unbeteiligt ist, zu beauftragen, die Katastrophe Großflughafen Berlin einzudämmen, ist wie der Versuch ein Feuer mit Benzin zu löschen.

 Sollte Mehdorn in Berlin seinem alten Schema folgen, so nimmt er das Geld der Länder Berlin, Brandenburg und des Bundes und kauft damit weltweit unrentable Regionalflughäfen. Er wandelt die BER-Flughafengesellschaft in eine Holding um und geht damit an die Börse. Das Gelände wird an das Land Brandenburg verkauft, das die Fläche renaturisiert und in einen Nationalpark umwandelt. Die Gebäude übernimmt ein US-amerikanischer Finanzinvestor der daraus einen der größten überdachten Abenteuer-Vergnügungsparks der Welt macht. Der Tower wird weiterverkauft und dient als Aussichtsturm mit Cafe für den Nationalpark.

 Mit dem Flughafen Leipzig, der deutschen Bahn, den Ländern Berlin, Brandenburg, Sachsen, der Bundesrepublik Deutschland und der Deutschen Bahn wird eine Projektgesellschaft gegründet, die eine durchgehend unterirdische Schnellbahn zwischen Berlin und dem Leipziger Flughafen auf den Weg bringen soll.  Kosten ca. 60 Milliarden Euro, Bauzeit bis etwa 2030, Vorstandsvorsitzender - der mittlerweilen 80-jährige Hartmut Mehdorn.

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