Sonntag, 6. Juli 2014

Ein herrlicher Krieg: Spiegel-online im Kriegsberichterstatter-Modus


 Ist das nicht ein herrlicher Krieg? Spiegel-online zeigt unter der Überschrift: „Ukraine-Krise: Armee rückt auf Millionenstadt Donezk vor“, ein Foto mit einem Schützenpanzerwagen in voller Fahrt. Die Räder wirbeln jede Menge Staub auf und über dem Panzer weht im Fahrtwind stramm die blau-gelbe Fahne der Ukraine. Über dem Ganzen thront ein herrlich blauer Himmel mit niedlichen Schäfchenwölkchen.

 Unter dem Bild jubelt ein unbekannter Spiegelredakteur: „Die Rebellenhochburg Slowjansk ist schon erobert - nun nähert sich das ukrainische Militär der Metropole Donezk.“ Im Stil der Kriegsberichterstattung geht es dann im Text weiter: "Donezk - Die Offensive im Osten der Ukraine geht weiter, die Armee des Landes ist auf dem Vormarsch. Nach der Einnahme der Separatistenhochburg Slowjansk sind die Truppen von Präsident Petro Poroschenko weiter Richtung Donezk vorgerückt." Eigentlich vermisst man nur noch die bekannte Fanfare aus dem Reichspropagandaministerium als Intro.

 Was für ein herrlicher Krieg! Der Redakteur schwelgt in Superlativen: "Es sind die größte Erfolge der Armee in ihrem seit Wochen andauernden Einsatz im Osten des Landes." Siegestrunken jubelt Spon bereits am Samstag: "Berichten mehrerer Nachrichtenagenturen zufolge waren die Aufständischen fluchtartig von Kramatorsk abgerückt. Wie Reuters aus Rebellenkreisen erfuhr, sollen die Separatisten bei Kramatorsk gegenüber den ukrainischen Armeekräften im Verhältnis von 50 zu 1 unterlegen gewesen sein. Nach Angaben eines Reuters-Reporters verließen zeitweise rund 20 Transporter und Busse mit prorussischen Milizen Kramatorsk und zogen in Richtung Donezk ab."

 Spiegel-online singt das hohe Lied des Schokoladenpräsidenten. Souverän und umsichtig: "Ich bin weit entfernt von Euphorie." Die Lage ist sehr schwierig. Die Terroristen graben sich nun in den großen Städten ein." Ein Präsident, der sich entschuldigt dafür, dass er keine Euphorie empfindet über das Ergebnis seines Befehls, grosse Teile der eigenen Bevölkerung zu kartätschen?

 Nein, weit gefehlt. Der Mann sorgt sich nicht um die Menschen, die sich nicht weiter von Oligarchen wie ihm ausnehmen lassen wollen. Er fürchtet, und mit ihm Spiegel-online, um den militärischen Erfolg. "Die Lage ist sehr schwierig. Die Terroristen graben sich nun in den großen Städten ein. Mehr als 2000 Mann (haben sich) in Donezk verschanzt." Der Spiegel-online Redakteur diagnostiziert von seinem Schreibtisch aus, im klimatisierten Büro in der Hamburger City: "Für die ukrainischen Militärs wird es schwierig, die Aufständischen in einer Großstadt aufzustöbern und zu bekämpfen. Vor uns liegen viele Herausforderungen"zitiert Spon den ukrainischen Schokoladenpräsidenten und fügt eigene Erkenntnis hinzu. "Da die Aufständischen die örtliche Polizei entwaffnet hat, herrscht in großen Teilen der Stadt Gesetzlosigkeit."

 Verschlagen, wie der slawische Mensch nun einmal ist, haben die Aufständischen sich nicht der offenen Feldschlacht gestellt und sind mannhaft im ukrainischen Granatenhagel gefallen. Aber: "Nachdem ihre bisherige Hochburg Slowjansk am Wochenende von den Regierungstruppen erobert wurde, haben sich die meisten Rebellen nach Donezk und in umliegende Ortschaften zurückgezogen." Denn: "Vor allem Donezk gilt ihnen als wichtige Hochburg und als Rückzugsort. Die Stadt ist mit rund 1,1 Millionen Einwohnern die fünftgrößte der Ukraine. Als Zentrum des Kohlereviers Donbass ist sie zudem einer der wichtigen Industriestandorte des Landes sowie Kulturmetropole und Universitätsstadt."

 1,1 Millionen Menschen, die es notfalls gilt durch Bomben und Artilleriebeschuss dazu zu bekehren, dass sie sich den Kiewer Putschisten zu unterwerfen haben. Bei Spon bereitet man sich auf die nächsten Erfolgsmeldungen von der Schlacht am Don vor.

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