Freitag, 18. Juli 2014

Spiegel-online feuert aus allen Rohren im Krieg um die Köpfe

Spiegel-online feuert aus allen Rohren, Nebelkerzen und Blendgranaten. Journalismus war gestern, heute heisst es Krieg zu führen. Und dafür braucht es die ganz harten Jungs. Schreiber, denen die Wahrheit egal ist, Schreiber die nur ein Ziel kennen, einen Krieg zu gewinnen, sowohl militärisch mit hunderten und tausenden von Toten, als auch propagandistisch. Wahrheit, Aufrichtigkeit und professionelle Distanz sind etwas für Weicheier und Putinversteher. Einer der härtesten unter den Spiegeljungs im Kampfanzug ist Benjamin Bidder. Einer der morgens aufsteht und noch bevor er mindestens drei Russen zum Frühstück verzehrt, schon dem Spiegel, - dem im Bad, beim rasieren und Zähneputzen, eine Unzahl an Märchen über die menschenfressenden Slawen erzählt hat.

 So ist es denn auch an Bidden, den Absturz des Flugzeug der Malaysian Airlines über der ukrainischen Region Donezk in eine Aggression des Potentaten Wladimir Putin im Kreml, umzudeuten.

 Zunächst thematisiert er die Verschlagenheit des slawischen Menschen im allgemeinen die und Präsident Putins im Besonderen: "Am Tag nach der Katastrophe zeigt sich Russlands Präsident Wladimir Putin bewegt: In Moskau trifft er sich mit Mitgliedern seines Kabinetts. Der Staatschef bittet seine Minister um eine Minute der Stille, die Regierung trauert um die Opfer von Flug MH17. Dann ruft er zu einer Waffenruhe auf, die Ursache für den Absturz solle in Ruhe untersucht werden."

 "Ruhe?" fragt Bidder empört um dem Potentaten im Kreml ins Stammbuch zu schreiben: "Dieser Absturz von Flug MH17 am östlichsten Ende der Ostukraine wühlt die Welt auf." Bidder klärt auf: "Alle 298 Passagiere kamen ums Leben, darunter sollen 80 Kinder gewesen sein - und" am allerschlimmsten, "auch vier Deutsche." Deutsches Blut, vergossen für die finstern Machenschaften eines dunklen Potentaten aus den weiten Steppen Russlands. Poroschenko und Hitlers Feldmarschall Keitel haben Recht: Für jeden getöteten der Unseren Hundert Tote Untermenschen.

 "Vermutlich wurde die Boeing abgeschossen." Bidden schwächelt, fängt sich aber sofort wieder. Er holt sich Rat bei unseren Freunden jenseits des Atlantiks, bei unseren Freunden, die die ganze Welt belauschen und ausspionieren, nur um hinterher Falschmeldungen zu verbreiten, von den angeblichen Massenvernichtungswaffen Saddam Husseins und den irakischen Soldaten, die Kinder in Krankenhäusern Kuwaits dadurch umbrachten, dass sie ihre kleinen Köpfe solange gegen die Wände schlugen, bis sie völlig zerschmettert waren, beide Meldungen waren pure Fantasie, brachten die Welt  aber dazu, den Irak zweimal militärisch zu überfallen mit dem Ergebnis von etlichen Tausend Toten, unschuldigen Zivilisten. Und diese Mörderbanden wissen Rat. Das Flugzeug, von dem Bidden nicht so genau weiss, ob es überhaupt abgeschossen wurde, ist: "Nach Informationen der USA wahrscheinlich von einer Boden-Luft-Rakete, und zwar aus dem von prorussischen Separatisten besetzten Gebiet."

 Bidden weiss zwar nicht, ob das Flugzeug überhaupt abgeschossen ist, aber dafür von wem und woher. Ähnlich verworren und der Logik widersprechend geht es weiter: "Inzwischen sind rund 20 Beobachter der Organisation für Sicherheit und Zusammenarbeit in Europa (OSZE) an der Absturzstelle eingetroffen. Sie sollen begonnen haben, das Wrack zu untersuchen," Gedankenstrich im Original, "wurden aber laut "Guardian" und "Volkskrant" daran gehindert." Der aufmerksame Leser kommt spätestens jetzt nicht mehr mit: Haben Die von der OSZE jetzt mit der Untersuchung begonnen oder wurden sie daran gehindert?

 Bidden lässt die Putinversteher, die Warmduscher und die Wahrheitsfanatiker mit ihren Zweifeln allein.

 Er berichtet uns lieber von seinen schauerlichen, unglaublichen Erlebnissen am Kabinettstisch im Kreml, saß er doch direkt neben Putin: "Kaum ist die Minute der Trauer im Kreml vorbei, geht Putin schon wieder in die Offensive". Bidden hat höchstselbst miterlebt: "Den Ministern am Kabinettstisch - und den Bürgern an den Fernsehgeräten - macht er klar, dass es keinen Zweifel daran geben kann, wer schuld ist am Tod der 298 Menschen: Die Ukrainer. Weil es nämlich zu dieser Katastrophe nie gekommen wäre, "wenn es keinen Krieg auf dem Gebiet gäbe".

 "So einfach ist das", resigniert Bidden, um dann aber doch noch einmal anzugreifen: "Dass viele Indizien sowie abgefangene Funksprüche die Separatisten belasten? Dass es ohne den Zustrom von Kämpfern und Waffen aus Russland keinen Krieg mehr gäbe? Darüber verliert der Kreml-Chef kein Wort", zitiert er die unbewiesenen Behauptungen seiner amerikanischen Freunde in den Trenchcoats und den grossen Schlapphüten und deren faschistischen Marionetten in Kiew.

 Deutschland so wird uns klar hat den zweiten Weltkrieg, im besonderen gegen Russland, verloren weil wir nicht die richtigen Kämpfer hatten. Mit dem Spiegel und dessen Speerspitze Benjamin Bidden herrschte heute Ruhe, deutsche Ruhe, bei den Bajuffen östlich der Oder.

Keine Kommentare:

Kommentar veröffentlichen