Sonntag, 31. August 2014

Wie aus ein paar unscharfen Fotos eine Invasion der Ukraine konstruiert wird

 "Als der ukrainische Präsident Petro Poroschenko vor die Kameras tritt, wirkt er wie ein Getriebener. Er steht auf einem Rollfeld, dicke Regentropfen durchnässen seinen Anzug. Hinter ihm steht ein Flugzeug. Er wollte ins Ausland reisen, zu einem lange überfälligen Besuch in die Türkei, das Land ist ein wichtiger Partner der Ukraine. Daraus ist nichts geworden, die Visite ist abgesagt." so dramatisiert Benjamin Bidden am 28. August auf "Spiegel online"  den PR-Gag des ukrainischen Präsidenten.

 Für wie hirnlos halten die Spiegelmacher eigentlich ihre Leser? Als ob die Entscheidung für oder gegen einen Staatsbesuch erst auf dem Rollfeld des Flughafens fallen würde. Da gibt es zuerst Beratungen mit den Ministern und engsten Mitarbeitern des Präsidenten. Dann Konsultationen mit den Gastgebern und schliesslich und endlich tut der Präsident der Ukraine keinen Atemzug, den er nicht vorher von den USA genehmigt bekommt.

 Porschnenko ist zum Flughafen gefahren, nachdem die Schar von ausländischen Pressevertretern und Kameraleuten die allesamt im Hotel "Ukrayina" in Kiew logieren vom "Ukraine Crisis media center" (UCMC), dass sich praktischer Weise im gleichen Hotel eingenistet hat, ebenfalls zum Kiewer Flughafen einbestellt wurden. Dann hat der Schokoladenfabrikant sich optisch eindrucksvoll vor eine Maschine aufgebaut, deren Motoren extra für den Auftritt angelassen wurden und hat sein Statement abgegeben. Billigste durchschaubare PR, eine einstudierte Show, die der Spiegel seinen Lesern als politische Realität verkauft.

 Aber der Spon-Artikel vom Hetzer Benjamin Bidden ist nur ein Aspekt der neuen Agitationswelle der Westmedien gegen Russland und dessen Präsident Putin. Seitdem die ukrainischen Kräfte im Donbass in die Defensive geraten sind, ist ein regelrechter Shitstorm im journalistischen Mainstream entbrannt.

 Dabei ist es schwer, an einen Zufall zu glauben. Dahinter steckt eine ordnende Hand. Plötzlich veröffentlicht die Nato Bilder, aufgenommen aus dem Weltraum, die angeblich russische Verbände mit schwerem Gerät auf ukrainischem Territorium zeigen sollen. Bilder von einer dermassen miesen Qualität, die selbst von Google-Maps weit übertroffen wird. Der Nato und den USA ist anzuempfehlen, beweiskräftige Bilder zu liefern, oder das viele Geld für die Spionagesatelliten lieber einzusparen und zur alten Lookheed U2 der fünfziger Jahre zurückzukehren.

Nicht einmal die Mühe Bild und Karte rechts oben in der Himmeslrichtung anzugleichen haben sich Prpagandaeinheiten der Nato gemacht. Während bei der Karte, wie es üblich ist, Norden oben ist zeigt der Pfeil der angedeuteten Windrose im Foto nach unten. (Screenshot)

Die Bilder sind aber gar keine Aufnahmen eines US-amerikanischer Spionagesatelliten, sondern Aufnahmen der Firma "DigitalGlobe". Wer wissen will, was "DigitalGlobe" wirklich zu leisten im Stande ist, der möge sich einmal die Beispielbilder auf der Seite des Unternehmens   ansehen (auf Veröffentlichung von Vergleichsbilder hier muss leider aus urheberrechtlichen Gründen verzichtet werden). Eingedenk der Qualität, die dort geboten wird, kann man die Natobildchen nur als Irreführung der Weltöffentlichkeit bezeichnen.

 Aber diese Bildchen scheinen zu reichen um weiter an der Eskalationsschraube zu drehen. Der nächste Schritt einer Aggression gegen Russland ist getan. Litauens Präsidentin Dalia Grybauskaite forderte anlässlich des EU-Gipfels in Brüssel: „Wir müssen die Ukraine militärisch unterstützen und ihr militärisches Material schicken.  Nach Waffenlieferungen kommt dann recht bald die Forderung nach militärischem Eingreifen, natürlich nur zum Schutz der Zivilbevölkerung vor den „ Horden der Kosaken“. Und so fährt Grybauskaite dieser Logik folgend fort: „Denn heute kämpft die Ukraine einen Krieg im Namen ganz Europas. Das heißt, das Russland praktisch im Krieg mit Europa ist.“ Wir haben den Krieg schon. Es muss jetzt nur noch zurückgeschossen werden. Muss ja nicht unbedingt um 5 Uhr 45 damit begonnen werden.

 Die Karlspreisträgerin von 2013 hat in ihrer Russenphobie und ihrem Russenhass jeglichen Realitätssinn verloren. Sie scheint allen Ernstes bemüht einen heissen Krieg der EU und der Nato gegen Russland anzuzetteln. Die Staatsmänner und -Frauen Europas sollten sich fragen, ob sie sich von der Präsidenten eines Landes, dass mit drei Millionen, weniger Einwohner als Berlin hat, und von dem die meisten Bürger Europas nicht einmal wissen wo genau es liegt, in einen Atomkrieg treiben lassen wollen.

 Aber nicht nur die Präsidentin Litauens will Krieg. Auch der polnische Präsident Bronislaw Komorowski hetzt in einem Interview im Deutschlandradio Kultur auf allertiefster Stufe gegen Russland und Präsident Putin. Was anders als rassistisch ist die Äusserung eines der führenden Politiker Europas: "Hier geht es nicht nur um politische Interessen, sondern darum, was aus Europa wird: Ob es ein Europa der Kosaken wird oder ein demokratisches."

 Die Redakteurin des Deutschlandradio Margarete Wohlan lässt diese Hetze unkommentiert so stehen. Stattdessen fragt sie Komorowski: "Was würden Sie sich wünschen, um Putin zu stoppen?" Darauf gibt Komorowski eine entlarvende Antwort. Er vergleicht die Politik des heutigen Russland mit der Kriegstreiberei des ehemaligen Nazideutschland und kritisiert die damalige Politik Londons: "In den 30er-Jahren fehlte dem damaligen Europa der Mut, den Revisionismus und die Gewaltanwendung Deutschlands zu stoppen, es galt die Appeasement-Politik, das Nachgeben gegenüber Hitler."

  Wie schizophren die Politiker Europas denken und leider auch handeln, dokumentiert das Interview mit Komorowski eindringlich. Behauptet er eben noch: "Man sieht, wo die Grenze zwischen Ukraine und Russland verläuft und wer die Grenze überschritten hat, wer Krieg führt auf dem Territorium des Nachbarlandes. Das ist sehr einfach", so rühmt er Polen schon eine Frage weiter: „Wissen Sie, Polen war engagiert bei der Militäraktion im Irak, genauso wie in Afghanistan.“  Wer ist hier der Aggressor?

 Unscharfe Luftaufnahmen, die alles zwischen einem russischen Militärkonvoi in der Ukraine und der Kolonne eines Wanderzirkuss' auf dem Weg von einem Auftrittsort zum anderen reicht den westlichen Medien und Politikern um eine Invasion Russlands in die Ukraine als unumstössliche Wahrheit zu verkaufen. So stellt denn auch der CDU-Bundestagsabgeordnete Karl-Georg Wellmann im Morgenmagazin der ARD am Freitag kategoprisch fest: "Russland führt Krieg gegen die Ukraine! Putin hat die Maske fallen lassen. Es sind reguläre russische Einheiten in die Ukraine eingedrungen. Es liegt eine Invasion vor."

  Wir erinnern uns an eine Reichstagsrede Adolf Hitlers, der den Überfall auf Polen auch damit rechtfertigt, dass sich fremde, polnische Truppen, auf deutsches Territorium unrechtmässig eingedrungen seien: "Polen hat heute nacht zum ersten Mal auf unserem eigenen Territorium auch mit bereits regulären Soldaten geschossen. Seit 5:45 Uhr wird jetzt zurückgeschossen! Und von jetzt ab wird Bombe mit Bombe vergolten! Wer mit Gift kämpft, wird mit Giftgas bekämpft."

 Und die ARD-Journalistin Christiane Meier fragt nicht etwa woher Wellmann das weiß mit den russischen Truppen und der Invasion, sondern sorgt sich um verlorene Ostgebiete: "Geben sie eigentlich die Ostukraine schon verloren?" So als hätten wir, also die Europäer, die Deutschen, die Ostukraine schon jemals besessen. Wie selbstverständlich rechnet Meier die Ukraine zum Besitztum der Nato, der EU. Wellman, der sich Aussenpolitiker schimpft, protestiert nicht mit der sonst so wohlfeilen Floskel wenn es um angebliche Einflussnahme Russlands auf die Ukraine geht, nämlich dass die Ukrainer schliesslich selbst über ihr Schicksal entscheiden müssten, sondern er besteht auf den anscheinend längst ausgemachten deutschen Zugang zum schwarzen Meer: "Nein das tun wir auf keinen Fall."

 Es klingt ein wenig Bedauern in der Stimme eines unserer Volksvertreter, wenn er feststellt: "Militärisch ist ja so ein Konflikt nicht zu lösen." Das heisst doch nichts anderes, als das in der grössten Regierungspartei, in der Kanzlerpartei nach dem Motto "Immer feste druff auf's Russenpack", am liebsten ein Krieg vom Zaun gebrochen würde, wenn, ja wenn man die Hose nicht so voll hätte.

  Wellmann weiß aber auch wie doof der Russe im allgemeinen ist, nämlich genau so doof wie die Niederländer, die Polen, die Briten, die Österreicher oder die Schweizer: "Russland kann nicht einmal mehr Autos produzieren, die irgendjemand kaufen möchte." Ergo, wenn schon keinen heissen Krieg, dann doch wenigstens einen Wirtschaftskrieg. Wenn der gemeine russische Oligarch keine Luxuslimousine aus Süddeutschland, aus Stuttgart, aus Zuffenhausen oder München mehr bekommt, dann wird er Putin schon zum Einlenken zwingen. So einfach ist die Welt unserer Politiker und der sie umschwirrenden Mainstreamjournalisten.

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