Mittwoch, 5. November 2014

Joachim Gauck, der böse Geist aus dem Schloss Bellevue

 Alle Beteiligten, die Vertreter der SPD, der Partei Die Linke, die Grünen und auch weite Teile der Presse versuchen den Vorfall klein zu reden. In der ARD-Sendung "Bericht aus Berlin", in der es ein weiteres Mal um die Glorifizierung der Ereignisse des Herbstes 1989 in der DDR und deren darauf folgenden Anschluss an die Bundesrepublik ging, nutzte Gauck seinen Auftritt um massiv in die Regierungsbildung in Thüringen einzugreifen.

 Dort könnte von einer Dreier-Koalition aus Linken, SPD und Grünen zum ersten Mal in einem Bundesland, mit Bodo Ramelow, erstmals ein Mitglied der Linken zum Ministerpräsidenten gewählt werden. Voraussetzung dafür war ein Mitgliedervotum bei der SPD, dass am Montagabend auslief. Es war also Gaucks letzte Chance noch massiv Einfluss zu nehmen. Inzwischen ist das Ergebnis dieses Votums bekannt und Gauck muss wohl einsehen, dass er nicht so viel Macht über die Menschen hat, wie geglaubt haben mag.

 Die ARD hatte sich für ihr Interview mit dem Bundespräsidenten einen besonderen Ort, einen der Hotspots der Revolution von 1989, die Gethsemane Kirche in Berlin ausgesucht.

Screenshot ARD Bericht aus Berlin

 Eine Kulisse, die dem ehemaligen Pastor Gauck als weihevoller Rahmen gerade recht erschien, um seinen Worten, mit denen er nicht zuletzt, seiner Sicht auf die Regierungsbildung in Thüringen einen Hauch von göttlichem Ratschluss geben sollte.
  "Und darum ist diese Kirche hier auch ein so geeigneter Ort für diese Sendung. Dies ist hier eigentlich ein Tempel der Demokratie. ...Deshalb bin ich ganz dankbar, dass wir hier sitzen."
 Umrahmt von Kerzen und von einem in Ehrfurcht erstarrten Ulrich Deppendorf (ist hier der Name Programm?) von Stichwort zu Stichwort geleitet, schwadronierte Gauck über sein Lieblingsthema: Seine herausragende Rolle während der Vorgänge im Oktober/November 1989. Das hört sich dann so an: Auf das Stichwort Deppendorfs hin, wo denn er, Gauck, am Abend des 9. November 1989 gewesen sei, klärt uns Gauck erst einmal auf welch entscheidende Rolle er in dieser Zeit gespielt hat:
 "Ich war in Rostock, meiner Heimatstadt und ich war dort Sprecher des "Neuen Forums" und war dort führend mutbeteiligt an der Organisation der Demos. Und ich war auf der Strasse." 
Und wir sehen Gauck förmlich, wie er sich abarbeitet mit der Säge, an einem alten, morschen, bereitstellenden Baum:


"...erst in der Kirche, dann auf der Strasse, vor der Stasi, vor der Parteizentrale, vorm Rathaus und eh" 

Deppendorf merkt, dass sein Gegenüber nicht mehr so recht weiter weiss, dass ihm der Text für den Heldengesang ob des aufrechten Recken Joachim Gauck auszugehen droht, befreit ihn aus der Bredouille und führt ihn sanft hin zu dem, was Gauck am besten kann, Salbadern:
 "Die feiernden Menschen, diese Mischung von Freude und Tränen. Dieses Glück ein unerwartetes Erlebnis mitzugeniessen."
 Aber Gauck verspürt nicht nur Freude er fühlt auch göttlichen Zorn in sich und er ruft auf zur Hatz auf alle, die in der DDR Verantwortung trugen und denen er nicht habhaft werden kann, weil sie sich schlicht und einfach strafrechtlich nichts haben zu Schulden kommen lassen:
 "Wir müssen über diese Leute reden, wir müssen über ihre Verantwortung reden und damit wird auch ihr antidemokratisches Tun delegitimiert."
 Das lässt Stichwortgeber Deppendorf nicht kalt. Jetzt muss der entscheidende Hieb geführt werden. Jetzt muss Tacheles geredet werden. Er will nichts Unverbindliches, er will Verwertbares, Handfestes. Deppendorf will ans Kreuz nageln:
 "Möglicherweise wird bald ein Linker Ministerpräsident eines Bundeslandes, Herr Ramelow. Die Linke ist in Teilen die Nachfolge angetreten oder hat angetreten der alten SED. Ist das für sie dann Normalität oder schwer zu verstehen?"
 Ein Feld der Möglichkeiten der Denunziation Andersdenkender tut sich auf für Gauck.  Natürlich geht ihm diese heraufziehende Regierung unter einem linken Ministerpräsident gegen den Strich. Am liebsten würde er diese Regierungsbildung verbieten. Weil er dazu aber keine Handhabe hat, greift er zu einem perfiden Mittel. Er säht Misstrauen:
 "Naja, Menschen die die DDR erlebt haben und in meinem Alter sind, die müssen sich schon ganz schön anstrengen, um dies zu akzeptieren."
 Fast bedauernd fügt er hinzu:
 "Aber, wir sind in einer Demokratie, wir respektieren die Wahlentscheidung der Menschen."
 Und wir fragen uns, wünscht sich Gauck in diesem Augenblick die alte DDR zurück? Dort hätte man eine solch unliebsame Entwicklung einfach verboten. Der Satz wirft auch ein Licht auf das Demokratieverständnis des Herrn Bundespräsidenten: Den Respekt vor der Wahlentscheidung der Thüringer sieht er als Gnadenakt.

Aber genau so wie Gauck Gnade ergehen lässt ob der Entscheidung der unwissenden thüringischen Landeskinder, kann er als Gottesmann auch dem strafenden Gott das Wort reden. Die Bibel, 2. Buch Mose, Kapitel 34, Vers 2, hilft da weiter:
Denn ich, der Herr, dein Gott, bin ein eifriger Gott, der da heimsucht der Väter Missetat an den Kindern bis in das dritte und vierte Glied. 
 Gauck kleidet seine Verdammnis in eine Frage:
 "Ist die Partei, die da den Ministerpräsidenten stellen wird, tatsächlich schon so weit weg von den Vorstellungen, die die SED einst hatte bei der Unterdrückung der Menschen hier, dass wir ihr voll vertrauen können?"
 Was für eine böse Unterstellung. Gauck tut so, als sei der Ministerpräsident Thüringens in der Lage eine neue DDR zu errichten. Gauck weiss natürlich, dass das die Möglichkeiten eines Ministerpräsidenten Bodo Ramelow, unterstellt er hätte ähnliches vor, bei weitem übersteigen würden. Zwar untersteht die Polizei den Landesregierungen, aber die Exekutive unterliegt gesetzlichen Regelungen, auf die eine Landesregierung keinen Einfluss hat. Und es gibt in der Bundesrepublik immerhin noch eine weitgehend unabhängige Justiz, die gegen willkürliche Polizeigewalt, befohlen von einem kommunistischen Ministerpräsident, vorgehen würde.

 Der Bundespräsident wendet einen rhetorische Trick an, um die Gefahr, die er heraufbeschwört noch dramatischer erscheinen zu lassen. Dadurch, dass er die Partei "Die Linke" nicht einmal beim Namen nennt, dafür aber den der untergegangene SED, unterstellt er unterschwellig , dass es sich um ein und dieselbe Partei handelt, das "Die Linke" die Inkarnation der alten SED sei. Auch im nächsten Satz spricht er nur von "dieser Partei" und vervollkommnet  seinen rhetorischen Trick, indem er nicht von konkreten Personen spricht, keine Namen nennt, sondern im Allgemeinen, im Verallgemeinerten bleibt, wenn er fortfährt:
 "Und es gibt Teile in dieser Partei, wo ich, wie viele andere auch, Probleme habe, dieses Vertrauen zu entwickeln. Und wir erleben gerade in Thüringen einen heftigen Meinungsstreit: Ja was ist denn diese Partei nun wirklich?"
Gauck, der die Begriffe Freiheit und Demokratie wie eine Monstranz vor sich herträgt, hat nichts verstanden von Freiheit und Demokratie, oder will nichts davon verstehen. Er ist und bleibt der angepasste, die Vorteile des Systems geniessende Pfarrer aus Rostock, der loyal den Herrschenden dient. Der einzige Unterschied zu Rostock ist, dass sich die Vorzeichen der Macht seit dem Ende der Achtziger Jahre des letzten Jahrhunderts geändert haben. Gauck ist immer noch der alte Gauck.

2 Kommentare:

  1. Wer schreibt eigentlich die Reden für Gauck? Hinweise gibt es hier: https://www.youtube.com/watch?v=x4b5QVXxIOo

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    1. Wovon hier die Rede ist, sind ziemlich olle Kamellen. Die Quelle von der Dr. Michael Vogt spricht, als sei sie ein Geheimpapier, ist aus dem Jahr 2013 und seitdem für jedermann frei und öffentlich zugänglich. Der Titel "Neue Macht, Neue Verantwortung"
      (http://www.swp-berlin.org/fileadmin/contents/products/projekt_papiere/DeutAussenSicherhpol_SWP_GMF_2013.pdf)
      ist das Ergebnis einer Arbeitsgruppe aus dem, der Bundesregierung nahestehenden, und von ihr weitgehend finanzierten Think tank "Stiftung Wissenschaft und Politik" (SWP) und dem "German Marshall Fund of the United States" (GMF).

      Das Papier wurde im Netz bereits ausführlich und kritisch diskutiert, zum Beispiel hier:
      (http://www.german-foreign-policy.com/de/fulltext/58894)
      Es handelt sich also keineswegs um irgendein Geheimpapier oder eine Geheimsache, auf die Dr. Vogt durch ausgedehnte Recherchen gestossen ist. Jeder, der wollte und will und sich der Mühe unterzieht die etwa 50 Seiten durchzuarbeiten , kann das gesamte Pamphlet lesen, einschliesslich einer Liste der Autoren.

      Zu Dr. Michael Vogt ist zu sagen, dass er sich immer wieder durch Veröffentlichungen in rechten und verschwörungstheoretischen Publikationen zu Wort meldet. Er kommt aus der rechten Burschenschaftsszene.

      Der Link wurde nur aus dem Grund nicht gelöscht, um in diesem Zusammenhang vor der Vereinnahmung des gerechtfertigten Zorns in der Bevölkerung über die neue, aggressive Aussenpolitik der Bundesregierung durch zutiefst undemokratische Kräfte, zu warnen.

      Informiert euch umfassend, aber lauft nicht jedem Rattenfänger hinterher.

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