Man fühlte sich versetzt in den Film „Der Pate“ und es klang so als würde Don Corleone sagen: „Wir haben ihm ein Angebot gemacht, dass er nicht ablehnen konnte“, als gestern Aussenminister Frank Walter Steinmeier in Brüssel ans Mikrofon trat und die Beschlüsse der Aussenministerkonferenz der EU bekannt gab. Am Ende sei es gelungen
„den griechischen Kollegen davon zu überzeugen, den jetzt vorgelegten Text…. mitzutragen“.Die Tagesschau wusste denn auch zu berichten, wie die aufmüpfigen Griechen beim Thema der EU-Sanktionen gegen Russland, auf Linie gebracht wurden:
„Am Rande der verhandlungen redeten der deutsche und der griechische Aussenminister intensiv unter vier Augen miteinander. Es sei ein gutes Gespräch gewesen, so Diplomaten.“Zuvor hatte die Tagesschau, nachdem sie dem griechischen Aussenminister ein infantiles Geltungsbedürfnis unterstellt hatte
"Der neue griechische Aussenminister scheint es fast zu geniessen im Mittelpunkt zu stehen",den Ernst der Lage in der Ukraine zu schildern und daraus die Notwendigkeit neuer Sanktionen gegen Russland abzuleiten:
"Einberufen wurde die Krisensitzung, nachdem am Wochenende bei einem Raketenangriff auf die ukrainische Stadt Mariupol dreissig Zivilisten in einem Wohngebiet getötet wurden",weiss Tagesschauredakteurin Bettina Scharkus, betätigt sich anschliessend als Sprachrohr offizieller EU-Politik und übernimmt eins zu eins den Mafiasprech Steinmeiers:
"Bisher trugen alle Mitglieder der Europäischen Union die Sanktionspolitik gegenüber Russland mit. Die neue griechische Regierung musste davon erst überzeugt werden."
16 lange Minuten der Gesamtsendezeit von 31 Minuten widmeten dann die Tagesthemen dem Thema Griechenland. Caren Miosga zeigte sich besorgt:
"Es ist nicht nur die neue griechische Abkehr vom Sparkurs, der die Europäer sorgt. Nun dürfte es auch einen aussenpolitischen Schlagabtausch gegeben haben. Sowohl zwischen Schulz und Tsipras als auch beim Aussenministertreffen heute in Brüssel. Athen hatte nämlich überraschend verkündet es mache nicht mit, wenn die EU Russland neue Sanktionen androht. Brüssel reagierte irritiert. Gehört das jetzt zum Geldpoker mit der EU, oder steckt dahinter tatsächlich ein russlandfreunlicher Kurs? Dann würde die neue griechische Regierung mal eben die gemeinsame europäische Aussenpolitik in Frage stellen."Bettina Scharkus berichtet aus Brüssel von einem gut gelaunten griechischen Aussenminister und den weniger gut gelaunten Kollegen.
"Bisher zeigte sich Europa gegenüber Russland erstaunlich geschlossen bis die neue Regierung aus Athen quer schoss."Scharkus kommt überhaupt nicht auf den Gedanken, dass man über die Sanktionen gegenüber Russland anderer Meinung sein kann, und das aus nachvollziehbaren Gründen. Sie fordert Gehorsam ein. Wer anderer Meinung ist, der schießt quer. Dementsprechend ist dann auch der weitere Umgang mit dem Rüpel Griechenland:
"Drinnen wurde der linkspopulistische Grieche dann kräftig von den Ministern ins Gebet genommen, unter anderem in einem Vieraugengespräch mit Frank Walter Steinmeier,"Und das gemeinsame Einprügeln der europäischen Aussenminister unter der Oberaufsicht des Deutschen Frank Walter Steinmeier zeitigte erste Erfolge:
"Am Abend klang der frisch gebackene Aussenminister dann auch ganz anders."Und in der Tat, man muss sich wundern und fragen, welcher Art das Angebot war, dass die Aussenminister ihrem Kollegen machten und was es diesem unmöglich machte, es abzulehnen? Die Mafia hat da ja so ihre Methoden. Die Wandlung des griechischen Aussenministers war in der Tat frappant:
"Wir haben heute einstimmig eine Entscheidung gefällt, wie die Politik gegenüber Russland aussehen soll. Wir Griechen waren dabei mit im Mainstream. Wir sind nicht der böse Junge gewesen."Die EU bleibt bei ihrer harten Haltung gegenüber Russlands. So verlängert sie mit der Stimme Griechenlands z. B. Sanktionen, die ursprünglich im März auslaufen sollten bis zum September. Griechenland stimmte also Entscheidungen Brüssels zu, obwohl sie gerade für die griechische Wirtschaft enorm schädlich sind.
Auf der einen Seite beklagt die Troika, dass Griechenland zu wenig exportiert, auf der anderen haben allein im letzten Jahr die Sanktionen gegen Russland und besonders dessen Reaktionen darauf dazu geführt, dass Griechenland auf den Export von landwirtschaftlichen Produkten nach Russland in Höhe von 400 Mio. Euro verzichten musste. Während das Obst an den Bäumen verfaulte, weil die Abnehmer fehlten, gerieten die griechischen Erzeuger in akute Existenznot.
Den Machern der Tagesschau scheinen die Sanktionen der EU gegenüber Russland allerdings immer noch nicht auszureichen. Zu Bildern von einer, durch Schützengräben zerfurchten Landschaft, fragt die Sprecherin aus dem Off:
"Doch reicht das? Bei Kämpfen in der Ostukraine starben elf Menschen, allein gestern." Wie kann man die Separatisten und ihre russischen Hintermänner aufhalten? Europa droht, wieder einmal."Ein Text, der an Deutlichkeit nicht zu wünschen übrig lässt. 11 Tote werden allein auf das Konto der Selbstverteidigungkräfte des Donbass gehen, die noch dazu als eine kriminelle Vereinigung mit ausländischen Hintermännern dargestellt werden. Worte, die das ukrainische Propagandaministerium nicht drastischer hätte formulieren können, in einer als Nachrichtenmagazin getarnten Sendung der öffentlich-rechtlichen ARD.
Umschnitt: Caren Miosga steht vor der grossen Videowand im ARD-Studio auf der ein Bild mit blauem Wasser und einem herrlichen Sandstrand zu sehen ist.
"Dieser schöne Strand liegt auf der griechischen Halbinsel Chalkidiki und wird jährlich von tausenden Urlaubern bevölkert. Viele von ihnen sind Russen. Und die kommen nicht nur um den Strand zu geniessen, sie kommen auch, fast schon um ihn ganz aufzukaufen. Denn, russische Investoren gehen schon seit Jahren auf Shoppingtour in Griechenland. Sie investieren in allem möglichen, - in Hotels, in Fussball, im Energiemarkt. Und das sie sich hier heimisch fühlen, dass hat eine lange Tradition. Der selbe Ursprung der Schrift, die selbe Religion und lange auch der selbe Feind, das osmanische Reich. Und auch die heutigen Machthaber in Russland pflegen enge Bande mit der neuen griechischen Regierung."Mira Barthelmann macht Stimmung:
Alexis Tsipras hält Hof.Und bei der ganzen Empörung über den frechen Griechen verliert sie schon mal die Contenance:
"Sein erster offizieller Besuch aus dem Ausland, er empfängt ihn mit geöffnetem Hemdkragen ."Da muss schon mal der Boulevard ran, wenn es gilt sich zu empören. Schliesslich ist der Besucher unser Martin Schulz, der Vollstrecker Merkelscher Großmachtpolitik im Europaparlament, das demokratische Feigenblatt Europas.
"Ganz oben auf der Themenliste von Martin Schulz, das Ausscheren der Griechen, weg von der EU-Sanktionlinie in Richtung Moskau."Frei nach dem Motto: Wer nicht für uns ist, ist gegen uns, gibt es für Barthelmann und die ARD nur zwei Möglichkeiten in der Politik entweder für die EU oder für Moskau. Bei der ARD scheint man bei aller Kriegshetze und aller Freund - Feind - Rhetorik in den letzten Wochen und Monaten vergessen zu haben, dass der Sinn von Politik der Ausgleich verschiedener Interessen ist. Und das es nicht nur legitim sondern geradezu die Pflicht eines jeden Regierungschefs ist, zu allererst die Interessen seines Landes zu vertreten.
Alexis Tsipras aber ist der ARD in hohem Masse suspekt, denn der war in Moskau
"schon vor der Wahl ein gern gesehener Gast. Erst im letzten Frühsommer traf er sich mit dem stellvertretenden Aussenminister und der Vorsitzenden des russischen Föderationsrates."Und als sei das noch nicht genug:
"Mit dabei Nikos Kotzias, der neue Aussenminister im Kabinett Tsipras. er ist Politikprofessor und Marxist."Eine Tatsache, die Kotzias natürlich hoch verdächtig macht: Marxist = Kommunist = Stalinist. Nicht genug: Barthelmann schockt die Fernsehgemeinde mit einer schier unglaublichen Nachricht:
"Vor zwei Jahren lud er den rechtsradikalen russischen Ideologen Alexander Dugin zu einer Gastvorlesung an die Universität von Piräus ein. Thema: Putins eurasische Unionspläne und die Bildung eines orthodoxen Ostpols in der EU."Sicherlich ist Alexander Dugin kein Mensch in dessen Gesellschaft sich Demokraten wohl fühlen. Seine Ansichten sind nationalistisch und wenn man so will auch in bestimmten Bereichen rechtsradikal. Aber so ist das heute im deutschen Fernsehen: Die Einen, die faschistischen ukrainischen Kämpfer, die offen die Zeichen der Nazis an ihren Fantasieuniformen tragen z. B. vom Bataillon Asow, sind Freiheitskämpfer, denen die deutschen Reporter euphorische Beiträge widmen, die Anderen, z. B. ein russischer Universitätsprofessor gilt als rechtsradikaler Ideologe.
"Und dann Panos Kammenos, Verteidigungsminister im Kabinett Tsipras."Barthelmann spricht es mit einer gewissen Genugtuung aus:
"Er ist Vorsitzender der rechtspopulistischen Koalitionspartei Unabhängige Griechen",Dieser Schmuddelgrieche ist ein ganz schlimmer Finger:
"Moskau war ihm noch Mitte Januar einen Besuch wert, mitten im Wahlkampf. Dort erklärte er: Sanktionen gegen Russland widersprächen den Interessen des griechischen Volkes."Barthelmann wittert Hochverrat:
"Ist die neue griechische Regierung auf der Suche nach einem neuen Verbündeten gegen Europa?"Den Fernsehzuschauern wird gleich die Unmöglichkeit dieser Option und die Fahrlässigkeit des Handelns der neuen Regierung in Athen deutlich gemacht, in Person eines richtigen Professors. Und bei Professor, da steht der deutsche stramm, was so ein Professor sagt, das muss ja stimmen. Charalampos Papasotiriou , Inhaber des Lehrstuhls für internationale Beziehungen an der Pantheon-Universität in Athen:
"Da beide Parteien eine Rhetorik benutzten, die Sparvorgaben mit der deutschen Besatzung verglichen hat, suchen sie jetzt nach nichtwestlicher Unterstützung, z. B. in Russland, Syriza auch in Lateinamerika. Aber offenbar gibt es nichts was Europa ersetzen kann. Vor allen Dingen, was die Wirtschaft betrifft."Barthelmann macht sich sofort daran den kruden Worten dieses, ohne Zweifel, grossen griechischen Denkers, eine etwas krude Beweisführung folgen zu lassen:
"Vor allem seitdem die EU gegenüber Russland Sanktionen ausgesprochen hat. Denn bis vor zwei Jahren war Moskau noch Griechenlands bester Kunde. 2014 mussten die griechischen Landwirte dann dreiviertel ihrer Pfirsichernte vernichten. Bis zu 400 Mio. Euro fehlen den Griechen nun in der Kasse."Das hat eine Logik, die nur nachvollziehen kann, dem das Hirn dermassen vernagelt ist, wie den Redakteuren der Tagesthemen: Man verbietet den Griechen den Handel mit ihrem wichtigsten Handelspartner, treibt damit ganze Bevölkerungsschichten in den Ruin und brüstet sich anschliessend damit, dass man nun der einzig verbliebene und damit unersetzliche Partner der griechischen Wirtschaft ist. Dafür fordert man dann auch noch von den ruinierten Griechen Dankbarkeit ein.
Bartelmann beendet ihren Beitrag mit einer absolut haltlosen Unterstellung:
"Martin Schulz ist heute in Athen, auch um auszuloten, ob die neue links - rechts - Koalition die EU erpressen will",und fügt zum Schluss noch eine massive Drohung an:
"Europa müsse mit einer Stimme sprechen. Quertreiber waren und sind in der Aussenpolitik und Wirkung unerwünscht."Merkels Kettenhund in Brüssel, Martin Schulz, der sich schon mal berufen fühlt seine Herrin gegen Angriffe aus dem Ausland zu verteidigen und offen zu drohen:
"Tsipras (nicht etwa Ministerpräsident Tsipras d. Autor) ist gut beraten seine Angriffe auf Angela Merkel zu beenden,"wird von Carmen Miosga interviewt. Schulz tut so, als habe er in Athen mehrere Stunden auf ein krankes Pferd eingeredet:
"Erklären sie mal einem neuen Ministerpräsidenten, der genau die Dinge macht, die sie gerade gezeigt haben, dass das alles so nicht geht und das Europa in keinem Fall was die Solidarität angeht, in keinem Fall eine Einbahnstrasse ist. Griechenland verlangt ökonomische und finanzielle Solidarität und dann muss es auch umgekehrt die Solidarität üben und nicht gerade mit den Leuten paktieren, die uns im Osten grosse Probleme machen. Und das habe ich versucht ihm zu erklären. Zugegebenermassen ist das nicht ganz einfach."Schulz verlangt hier nicht mehr und nicht weniger, als dass Griechenland im Gegenzug für die von Europa finanzierte Rettung von Banken und Spekulanten, die Aufgabe der eigenen Souveränität. Zudem fühlt er sich genötigt einem frei gewählten Ministerpräsidenten einer, offiziell, befreundeten Nation nicht nur Nachhilfeunterricht in Sachen Solidarität zu erteilen, sondern auch noch seinem Schüler schlechte Noten zu erteilen. Wie gross das Geschrei ist, wenn griechische Politiker auch nur verhaltenen Kritik an der Austeritätspolitik Merkels üben, hat eben jener Martin Schulz selbst gezeigt (siehe oben). Kalte, gewissenlose Machtpolitik.
Caren Miosga reicht das alles irgendwie nicht. Sie verlangt nach augenblicklicher, absoluter Kapitulation der Griechen. Dabei hält sie es nicht einmal für notwendig noch den griechischen Ministerpräsidenten beim Namen zu nennen:
"Was hat er denn gesagt wird er denn nun künftig die Sanktionspolitik der EU unterstützen?"Martin Schulz kann beruhigen, erhalt schliesslich die Daumenschrauben selbst mit angezogen:
"Ja sein Aussenminister hat ja heute zugestimmt. Ich glaube das sie gestern an den Reaktionen die es europaweit gab gemerkt haben, die Regierung hier in Athen, dass sie mit dieser Art von Politik nicht weiterkommen."Immerhin scheint Schulz mittlerweile, wenn auch widerstrebend, anzuerkennen, dass das griechische Volk sich eine neue Regierung gewählt hat.
"Wir haben heute intensiv darüber diskutiert, dass Griechenland 'ne neue Regierung gewählt hat, ok, das kommt häufiger vor, das Länder neue Regierungen haben, die haben dann auch neue Ideen"Und dann bedient Martin Schulz die dumpfen Ressentiments des Stammtisches, vom dreisten Griechen, der mit der EU Katz und Maus spielt und sie zum Erfüllungsgehilfen seiner eigenen unsoliden Politik macht. Der deutsche Stammtischen in der Geiselhaft des griechischen Sirtakitänzers. Schulz fährt fort:
"aber die (die Ideen der Autor) kann man nicht so umsetzen, dass man glaubt die europäische Union sei ein erweitertes Griechenland, und dass das was in Athen beschlossen wird schon mal schnell umgesetzt wird."Miosga kommt nicht mal ansatzweise auf die Idee, das der griechische Ministerpräsident Tsipras im Interesse seiner Landsleute handelt, wenn er jetzt, da er gewählt ist, seine Vorstellungen von der zukünftigen Politik ins Gespräch bringt. Vielleicht aus der eigenen leidvollen Erfahrung in Deutschland ist es Miosga unvorstellbar, dass ein Politiker sagt was er meint:
"Was ist denn ihr Eindruck, was das Querstellen bei der Sanktionspolitik betrifft? Ist das eine neue Haltung gegenüber Russland oder provoziert Tsipras? Pokert er nach dem Motto, gib du mir Geld und ich mach dann bei den Sanktionen mit?"Martin Schulz beantwortet die Frage erst gar nicht. Stattdessen hält er lieber einen Exkurs über den Absolutismus der westeuropäischen Wertvorstellungen. Da hat er es nicht mit dem alten Fritz, der ja bekanntlich jedermann nach der eigenen Façon glücklich werden lassen wollte. Schulz ist ganz Glaubenskrieger, Kreuzritter:
"Das Element schwingt sicher mit, dass da provoziert werden soll, aber was ich für viel schlimmer halte ist, dass es sowohl in der Syriza-Partei, ich glaub' Tsipras selbst nicht, aber in seiner Partei, aber noch viel schlimmer in der Koalitionspartei, in der Anel-Partei, sie haben ja den Verteidigungsminister Kammenos genannt, Leute gibt, die sind auf dem Trip dass das orthodoxe, das russische, das unserem Gesellschaftsmodell feindlich gegenüberstehende Modell der gelenkten Demokratie vielleicht das Bessere sei. Und diesen Leuten muss man mal ganz konkret sagen, das habe ich auch heute getan: Nicht mit uns. Unser Demokratie, die wir in Europa haben, auch unsere transnationale Demokratie ist eine grosse Errungenschaft. Und ich finde, dass die gelenkte Demokratie des Wladimir Putin, dass dieses rückwärts gewandte, die orthodoxe Gemeinsamkeit, - also ich bitte sie, dass das sicher nicht das Modell fürs 21. Jahrhundert ist. Sicher auch nicht für Griechenland."Miosga wechselt das Thema:
"Kommen wir mal zur Sparpolitik. Um höhere Renten und tausende, zehntausende neue Beamten zu finanzieren, will Tsipras nun höhere Steuern von den Wohlhabenden erheben. Aber das wird ja nicht reichen, das ist ja allen klar",Ausser der "Steuer und Finanzexpertin" Miosga ist das eigentlich keinem so recht klar, da niemand weiss wie viel griechisches Geld unversteuert im Ausland liegt und da man in Griechenland bis jetzt keine vernünftige Finanzverwaltung hat, weiss auch niemand wie viel Geschäfte am Staat vorbei gemacht werden. Schon im Jahr 2012 schätzte Raymond Baker, Chef der US-Nichtregierungsorganisation Global Financial Integrity im Spiegel, dass allein zwischen 2003 und 2011 261 Milliarden Dollar an illegalen Geldern ins Ausland transferiert worden waren. Der damalige griechische Vizeminister für Finanzen, Giorgos Mavraganis tönte damals, September 2012, ein Steuerabkommen mit der Schweiz sei unmittelbar vor dem Abschluss. Ein solches Abkommen gibt es bis zum heutigen Tage nicht.
Wenn es eines Beweises für die Unaufrichtigkeit und Verlogenheit der europäischen Politik gegenüber Griechenland bedurft hätte, dann liefert sie Martin Schulz jetzt vor laufender Kamera ab:
"Ja, ich wäre aber froh, Frau Miosga, wenn er diese Steuerpolitik endlich mal durchsetzen würde. seien wir mal ganz offen: Das haben die Vorgängerregierungen nicht geschafft, ob das sozialdemokratische oder konservative Vorgängerregierungen waren. An die Steuern der richtig reichen Leute sind die nicht rangegangen."Und er fährt fort:
"Jetzt sollen die Milliardäre mal zahlen, jetzt sollen die mal zahlen, die in der tiefsten Krise des Landes ihr Geld in Steueroasen verschoben haben zur Kasse gebeten werden, wenn er das durchsetzt, glaube ich, hat er ganz Europa an seiner Seite, mich in jedem Fall. Ich glaube viele andere auch wenn er das tut, dann kann er auf unsere Solidarität rechnen."Mehr Heuchelei geht nicht. Wenn die europäischen Institutionen gewollt hätten, dann hätten sie längst Sanktionen gegen die griechischen Steuersünder verhängen können. Zum Beispiel indem die Schwarzgeld-Konten gesperrt worden wären. Gegen russische, syrische oder libysche Kontoinhaber scheint das ja kein Problem zu sein. So hätten die Europäer verhindert, das griechische Milliardäre ihr Geld in Steueroasen schaffen und es dort in Hedgefonds anlegen, die gegen ihr eigenes Land spekulieren.
Selbt in seinem Heimatland, Deutschland hätte Schulz die Möglichkeit gehabt den Abzug unversteuerter Milliarden aus Griechenland zu verhindern. Seit Jahren kaufen reiche Griechen den deutschen Markt für Luxusimmobilien leer. Bereits im Oktober 2011 schrieb der Berliner Kurier:
"Wo steckt das griechische Geld? Weit fahren müssten Sie, liebe Leser, bei ihrer Suche nicht. Es ist hier in Berlin. Denn die Griechen kaufen den Berliner Immobilienmarkt leer".Ein einfacher Nachweis, dass die Gelder für den Kauf der Immobilien ordnungsgemäss in Griechenland versteuert sind hätte ausgereicht um sich nicht dem Vorwurf der Beihilfe der Steuerhinterziehung schuldig zu machen. Nichts ist geschehen. Aber das eigenen Hemd ist natürlich näher als die Hose. Martin Schulz heult Krokodilstränen.
Rolf-Dieter Krause, der mit dem Halstuch und dem Eierkopf, der für "das Erste" immer so schön aus Brüssel berichtet, beendet den Stammtisch in der ARD. Sein Kommentar fasst noch einmal zusammen:
"Die sehr begründete Befürchtung, dass sich Athen jetzt als Vorposten Russlands in der EU gerieren könnte hat sich nicht bewahrheitet - vorerst. Aber damit ist wenig gelöst. Die neue griechische Regierung beginnt schon damit die Vereinbarungen mit der EU zu brechen. Die Einstellung von tausenden Beamten, die Erhöhung von Renten und Löhnen, der Verzicht auf Privatisierungserlöse, das Alles erfordert Geld, Geld, das die Griechen nicht haben und das ihnen niemand mehr leiht ausser dem europäischen Steuerzahler und der besteht zumeist aus den Beziehern kleiner und mittlerer Einkommen."Krause appelliert an den Stammtisch:
"Arbeiter und Angestellte in Europa sollen also dafür einstehen, dass in Griechenland ein eh schon aufgeblähter Beamtenapparat noch weiter aufgebläht wird? Vielleicht können die, die auch bei uns für ein Ende des Sparens eintreten, das erklären, ich kann es nicht."Demagogie at its best. Krause macht nicht einmal den Versuch mit Fakten etwas beizutragen zu gegenseitigem Verständnis. Krause hätte zumindest erwähnen könne, dass es an der Politik der letzten zwei Jahrzehnte in Europa liegt, dass heute im Gegensatz zu früher, die Hauptsteuerzahler die Bezieher der kleinen und mittleren Einkommen sind. Nicht die Griechen, sondern eine Umverteilung nie gekannten Ausmasses von unten nach oben hat dazu geführt, dass Angestellte und Arbeiter mit ihrem sauer verdienten Geld für Alles und Jeden die Melkkühe geworden sind. Dabei ist Griechenland ein winzig kleiner Fisch in dem Haifischbecken der Bankenrettungen, der Rüstungsausgaben und der Finanzierung der aufgeblähten Geldpolitik der Zentralbanken. Die europäische Zentralbank will biss Ende 2016 1 Billion Euro in den Markt pumpen. Diese Billion, eine eins mit zwölf Nullen, fast so viel wie in der ARD, muss finanziert werden durch Zinsverluste, Abstriche bei der privaten Rente, bei der Vorsorge und bei den Versicherungen. Davon berichtet Krause nicht. Er betreibt nationalistische Hetze, er entsolidarisiert indem er die arbeitenden Menschen Europas aufeinander hetzt.
"Mancher der neuen Töne aus Athen klingt verdammt arrogant in meinem Ohr. So als ob jetzt aus Europa eine Art grosses Griechenland werden müsse. Wird es nicht! Garantiert!"Denn Krause hat sich umgehört, in Europa:
"Portugiesen wollen das nicht, Spanier, Iren die Balten und alle anderen auch nicht."Er hat allerdings übersehen, dass in Spanien mittlerweile bei Umfragen die europakritische Partei Podemos weit vorn liegt., vor allen anderen Parteien. Aber wie gesagt, Fakten stören nur bei einer guten Story. Anstatt die Fakten zur Kenntnis zu nehmen schwingt sich Krause aufs hohe Ross der Selbstgerechtigkeit und droht unverblümt:
"Das muss man Athen jetzt ganz schnell klar machen, freundlich aber bestimmt und notfalls auch ganz kühl und hart."Krause erinnert uns an Don Corleone: "Wir haben ihm ein Angebot gemacht, dass er nicht ablehnen konnte".
Danke für die aufwendige Arbeit. Dokumentationen wie diese sind wichtig, weil man sie einfach an andere weitergeben kann, die nicht glauben wollen, dass sie nicht richtig hinhören auf das, was ihnen erzählt wird, die es für übertrieben halten, wenn man von Hetze, Manipulationen und unerträglicher Arroganz, von Borniertheit und Ignoranz unserer Medien und Journalisten spricht. (Irgendwann einmal hat jemand die Chicagoer Mafiosi der Al-Capone-Zeit als "sentimental-brutale skrupel- und gefühllose Dummköpfe" beschrieben - ich finde, das passt hier auch.)
AntwortenLöschenOhne solche Dokumentationen muss man sich immer wieder den Mund fusselig reden und nachher haben die Adressaten doch wieder das meiste vergessen. Jetzt kann ich es denen in die Hand oder in den Briefkasten drücken und sie können es jederzeit wieder nachlesen.
Eines noch (damit ich ein Zitat loswerde, das viel mehr Leute kennen sollten): Sie laufen mit dieser Arbeit Gefahr, als unseriöser Spinner abgestempelt zu werden.
ZEIT-Redakteur Jörg Lau nämlich klärte am 11. 9. 2003 die Welt folgendermaßen über Verschwörungstheorien auf. Um eine VT zu erkennen, meint er, müsse man sich nicht langwierig auf ihre verrückten Behauptungen einlassen. Man müsse sie nur ansehen:
"Die Verschwörungstheorie inszeniert sich als Wissenschaft. Eine besondere Pedanterie mit Fußnoten, Zitaten und lückenlosen Beweisketten ist geradezu ein Erkennungszeichen ihres Pseudo-Rationalismus. Die verschwörungstheoretische Mentalität verrät sich durch ihre übermäßige Folgerichtigkeit. Ihre Theorien sind viel kohärenter als die Wirklichkeit und lassen keinen Raum für Fehler, Zufälle oder Zweideutigkeiten."
So ist das also: eine lückenlose Indizienkette beweist die Unschuld eines Angeklagten, ein wasserdichtes Alibi dagegen seine Schuld. Argumente & Nachprüfbarkeit entlarven den Pseudowissenschaftler, wahre Wissenschaft aber besteht zuallererst und auch im Rest aus einem: dem wahren Glauben.
Also: Vorsichtig sein!