Montag, 23. Januar 2012

Eine Party Namens Nord-Süd-Dialog

 Ein Begriff steht im Raum: Nord-Süd-Dialog. Es geht um finanzielle Mauscheleien zwischen dem langjährigen Mitarbeiter von Bundespräsident Wulff, Olaf Glaeseker und einem gewissen Manfred Schmidt. Glaeseker wird der Bestechlichkeit und Schmidt der Bestechung verdächtigt, aber das nur nebenbei.

 Der gemeine Ostwestfale, der brav Tag für Tag zur Arbeit geht, der Steuern und Sozialabgaben zahlt und schon ein schlechtes Gewissen hat, wenn sein Auto zehn Minuten im Parkverbot steht, wundert sich: "Wieso kann es anlässlich einer Veranstaltung zweier Bundesländer, unter der Schirmherrschaft zweier Ministerpräsidenten zu strafbaren Handlungen kommen?" Bestochen wird doch eigentlich nur, wenn es um viel Geld geht.

 Nord-Süd-Dialog, da geht jener vom Grunde seiner Seele ehrliche, aber vom Intellekt doch wohl eher schlicht gestrickte Ostwestfale von einer Tagung von Wissenschaftlern, Wirtschaftslenkern und Politikern aus. Tagsüber ernsthafte Diskussionen, Vorträge und Arbeitsgruppen und, naja abends dann ein bisschen Ringelpitz, ein paar Bierchen ein paar Gläser Sekt und gut.

 Also setzt er sich hin und googelt ein wenig. Schnell wird klar: Also eine Tagung, wie auch immer geartet, war das nicht, was da am 11. Dezember 2009 im Terminal C des Hannoverschen Flughafens stattfand. Es war wohl eher eine Promiparty. Aber was war der Sinn, warum eine Party, was gab es zu feiern?

 Der Ostwestfale googelt weiter, einen Sinn muss das doch gehabt haben, wenn sich Politiker aus der ersten Reihe, Prominente und Leute aus der Wirtschaft wie AWD-Gründer Carsten Maschmeyer, Ex-Air-Berlin-Chef Joachim Hunold, Martin Winterkorn für VW und Michael Macht für Porsche, Philipp Rösler, Cem Öczdemir, Peer Steinbrück, Veronica Ferres, und nicht zuletzt die beiden damaligen Ministerpräsidenten Wulff und Oettinger in Hannover auf dem Flughafen treffen.

 Aber, die Suche nach der Sinnhaftigkeit endet mit der Erkenntnis: Es gibt keinen Sinn, eine Party um der Party willen. Ausser vielleicht, dass Veranstalter Schmidt einen ordentlichen Reibach macht. Man spricht von über 300.000 Euro. Der ganze Mummenschanz nur um dieser abgehobenen, jeglicher Realität entrückten Klasse ein weiteres Mal die Gelegenheit zu geben, sich selbst zu feiern.

 Und diese Mischpoke regiert uns, sie entscheidet über Wohl und Wehe einer ganzen Nation. Immer klarer wird, die so genannte Affäre Wulff ist nur die Spitze des Eisbergs. Sie zeigt die Dekadenz, die Raffsucht und das Desinteresse der Herrschenden an den Nöten und Ängsten der Bevölkerung. Es wird immer klarer diese selbstverliebte, sich selbst bedienende, "Elite" ist weder willen noch in der Lage, Probleme zu lösen. Eher schafft sie welche, oder sie ist selbst das Problem.

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