Dienstag, 17. Januar 2012

Same procedure as last year: Institut der Wirtschaft trickst mit Zahlen

Alle Jahre wieder, wenn die Tarifverhandlungen zwischen Arbeitgebern und Gewerkschaften anstehen, beglückt uns das Institut der Wirtschaft (IW) mit irgend einer Nachricht, die uns glauben machen soll, dass die Löhne und Gehälter nun dieses mal gar nicht oder nur sehr moderat steigen dürften. Dabei bedient man sich immer wieder gerne einer wissenschaftlichen Studie, die dann angeblich nachweist, dass wir, wenn wir nicht aufpassen in kürze bankrott sind. Nichts aber beeindruckt die Deutschen mehr, als wissenschaftliche Studien und nichts ängstigt ihn mehr als wirtschaftlicher Niedergang.

 Dieses mal sind es die Lohnstückkosten, die angeblich gegenüber fast allernKonkurrenten auf dem Weltmarkt exorbitant gestiegen sind. Da aber mittlerweile jeder ein kleiner Ökonom ist hier im Lande der Dichter, Denker und Bildzeitung, weiss man natürlich, dass steigende Lohnstückkosten auf lange Sicht der Ruin jeder Volkswirtschaft sind. Also bloss keine höheren Löhne dieses Jahr und ein wenig schneller gearbeitet.

 Sieht man sich die Studie allerdings etwas genauer an, so erkennt man die kleinen Tricks. Wissenschaftler liefern jedes Ergebnis, das der Auftraggeber haben will, ohne zu lügen. Sie müssen nur die richtigen Faktoren einsetzen.

 So zieht das IW nicht etwa alle Arbeitsplätze für seine Untersuchung heran, also Industrie, Handwerk und Dienstleistungen, sondern pickt sich nur Industriearbeitsplätze heraus. Das verzerrt aus mehreren Gründen:

 1. In der Industrie sind in den letzten Jahren jede Menge Arbeitsplätze, besonders die weniger qualifizierten, durch Leiharbeit ersetzt worden. Leiharbeiter sind aber Dienstleister und kommen in dieser Studie somit nicht mehr vor. Das heisst, hoch qualifizierte Arbeitsplätze haben im Verhältnis zu allen Arbeitsplätzen stark zugenommen. Da diese Arbeitsplätze aber auch höher bezahlt werden als die geringer qualifizierten, haben natürlich die Lohnstückkosten zugenommen. Ein Beispiel: Haben früher ein, mit fünf Euro die Stunde und ein mit zehn Euro die Stunde bezahlter Arbeiter, ein Werkteil in einer Stunde hergestellt, so waren die Lohnstückkosten 15 Euro geteilt durch 2 gleich 7,50 Euro. Der geringer qualifizierte wurde nun durch einen Leiharbeiter ersetzt und taucht in der Studie nicht mehr auf. Das bedeutet, nunmehr stellt für die Studie nur noch 1 Arbeiter mit 10 Euro Stundenlohn dieses Teil nach wie vor in einer Stunde her. So entstehen Lohnstückkosten von 10 Euro, macht eine Steigerung von 30% in der Studie, obwohl die Herstellung real durch geringer bezahlte Zeitarbeit günstiger geworden ist.

 2. Die Vergleiche mit Ländern wie Estland, Litauen, Polen die zum Teil eine Produktivität von 20% der unseren haben, ist schon aberwitzig zu nennen. Für diese Länder ist es natürlich enorm einfach ihre Lohnstückkosten zu verringern, weil jede neue Maschine, jede neue Fertigungsstrasse die Produktivität enorm anhebt und, bei gleichen Löhnen, die Lohnstückkosten senkt. Um so interessanter, dass auch diese Länder Steigerungen ihrer Lohnstückkosten zu verzeichnen hatten.

 3. Es kommt natürlich auch darauf an, wie hoch der Lohnanteil an einem fertigen Produkt ist. Bei einer hochkomplexen Maschine ist er natürlich wesentlich höher als bei einem Kunststoffdruckteil, das fast vollautomatisch gefertigt wird. Hier werden also die sprichwörtlichen Äpfel mit Birnen verglichen. Da der Maschinenbau aber einen hohen Anteil an den hier produzierten Industriegütern ausmacht, steigen die Lohnstückkosten bei Lohnerhöhungen natürlich stärker als beim Plasitklöffelfabrikant. Allerdings konkurriert dieser auch nicht unserem Maschinenbauer.

 Das IW hat also offensichtlich aus falschen Zahlen auch noch die falschen Schlüsse gezogen Es ist also auf ganzer Linie den Beweis einer deutschen Wettbewerbsschwächung durch eine zu starke Steigerung der Lohnstückkosten schuldig geblieben.

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