Freitag, 17. Februar 2012

Ein Präsident zeigt Rückgrat

 Dem griechischen Präsidenten Karolos Papoulias ist der Kragen geplatzt. "Ich akzeptiere es als Grieche nicht, dass mein Land von Herrn Schäuble beleidigt wird“, und weiter: „Wer ist denn Herr Schäuble, der Griechenland beleidigen kann. Wer sind denn die Niederländer, wer sind die Finnen,“ polterte er bei einem Besuch des griechischen Verteidigungsministeriums.

 Diese Worte kommen von einem ausgewiesenen Freund Deutschlands. Er war  Mitglied des griechischen Widerstandes während der Hitler-Diktatur, verbrachte die Zeit der Militärdiktatur in seinem Land zwischen 1967 und 1974 in Deutschland, studierte in Köln und wurde dort auch promoviert. Papoulias spricht fliessend Deutsch, seine Frau und Kinder leben weiterhin in Deutschland.

 Es ist die pure Verzweiflung die den Mann getrieben hat. Muss er doch mit ansehen, wie sein Land von der Troika aus EU, EZB und IWF in den Untergang getrieben wird. Seit über zwei Jahren steht Griechenland unter dem enormen Spardiktat der drei. Seitdem steigt die Arbeitslosigkeit, das Staatsdefizit und die Armut in seinem Land.

 110 Mrd. Euro betrug die erste Finanzhilfe. Die Griechen haben davon nichts gesehen. Das Geld ist eins zu eins in die Kassen der internationalen Banken und Finanzjongleure geflossen. Nicht ein Cent hat der Stärkung der griechischen Wirtschaft und somit einer verbesserten Wettbewerbsfähigkeit gedient, die allein Griechenland wieder auf die Beine stellt.

 Nun steht die zweite Kredittranche von 130 Milliarden an, die ebenfalls ohne Abzug zur Bedienung der Gläubiger eingesetzt wird und die Troika erhöht noch einmal den Druck auf die Griechen. Nicht das Wohl der Menschen hat Herr Schäuble im Auge, wenn er unter Verletzung der einfachsten demokratischen Regeln, eine Verschiebung der Wahlen und die Einsetzung einer Regierung der Technokraten in Griechenland fordert, sondern das seiner Freunde, der Zocker aus der Hochfinanz. Schäuble stellt sich damit in eine Reihe mit den niederländischen und finnischen Rechtspopulisten, Geert Wilders und Timo Soini.

 Anstatt, wie es der Urgedanke der Väter und Mütter des modernen Europas war, solidarisch zusammenzustehen, bedienen Merkel und Schäuble zusammen mit diesen Rechtsaussen, niedrigste Instinkte und verschleudern die Steuern der Bürger Europas um die Finanzindustrie mit Spielgeld zu versorgen. Sie verhöhnen die europäische Idee und zerstören das Werk ihrer Vorgänger, ein einiges, freies, solidarisches Europa.

 Das dabei ein kleines Land zwischen den Interessen zerrieben und seine 11 Millionen Einwohner auf unabsehbare Zeit der Armut ausgesetzt wird, ist da wohl nur ein zu vernachlässigender  Kollateralschaden.

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