Montag, 21. Mai 2012

Hedgefonds pressen Griechenland 435 Millionen Euro ab

 In Frankfurt sind am Samstag 30.000 Menschen auf die Strasse gegangen um gegen die Banken und die desaströse Austeritätspolitik, vor allem Deutschlands, im Zusammenhang mit der Eurokrise zu demonstrieren. In den Medien fand diese Demonstration, die zu den grössten zählt, die Frankfurt je erlebt hat, kaum Wiederklang. Weder über die Demonstration noch über eine Alternative zur offiziellen Politik wurde ausgiebig und umfassend berichtet.

 So musste bei dem gewöhnlichen Leser, und das war auch wohl der Sinn dieser allumfassenden Sprachlosigkeit, der Eindruck aufkommen, dass sich dort in Frankfurt ein paar Spinner versammelt hatten, um Randale zu machen. War doch auch in der Vorberichterstattung, falls sie denn überhaupt stattfand, ausschliesslich von den 2.000 gewaltbereiten Randalierern die Rede, die sich die Sicherheitsbehörden ausgedacht hatten, um die Demonstranten zu diskreditieren. Die Demonstration verlief übrigens gänzlich ohne Zwischenfälle.

 Stattdessen berichteten die Medien lang und breit über den G8-Gipfel in Camp David und den Natogipfel in Chicago. Da war es sogar eine Nachricht wert, dass sich die Kanzlerin und der Premierminister Großbritanniens, Cameron, zurückgezogen hatten um das Championsleage-Endspiel zwischen Bayern München und Chelsea London zu sehen.

 Während die Herrschaften, die angeblich die Interessen ihrer Völker vertreten, in den USA nach dem alten Motto: "Ausser Spesen nichts gewesen," bei leckerstem Essen sich ihrer gegenseitigen Hochachtung versicherten, und ansonsten jeder für sich eine Bestätigung seines politischen Kurses reklamierte, drehte sich die Welt allerdings weiter. Griechenland und die anderen südeuropäischen Staaten, Italien, Portugal und vor allem Spanien rutschen immer tiefer in die Krise. Durch die, besonders von Deutschland, betriebene rigorose Sparpolitik, werden aber auch andere Volkswirtschaften in die Rezession getrieben. Überall in Europa verringert sich das Bruttosozialprodukt. Es ist nur eine Frage der Zeit bis auch hier die Arbeitslosenzahlen in die Höhe gehen.

 Die Herren der Welt aber machen weiterhin gute Geschäfte. Sie zocken als sei nichts gewesen und pressen das letzte aus den längst zahlungsunfähigen Ländern heraus.

 So wird dieser Tage eine Schuldverschreibung Griechenlands über 435 Millionen Euro fällig. Es ist eine Anleihe nach internationalem Recht und somit nicht vom Schuldenschnitt im März berührt, der nur Bonds nach nationalem, griechischen Recht betraf.

 Die Papiere befinden sich fast ausschliesslich in den Händen internationaler Hedgefonds und werden nun zu 100% von den Griechen zurückgezahlt. Es wäre ein leichtes gewesen, auch diese Bonds nur zu ca. 70% zurück zu zahlen. Die internationalen Gläubiger hätten sich nur zu zwei Drittel dazu bereit erklären müssen. Das hätte ihnen um so leichter fallen können, da die Hedgefonds sich die Schuldverschreibungen erst auf dem Weltmarkt zusammen gekauft haben, zu Kursen von deutlich unter diesen 70%.

 Das aber hätte der Idee, die hinter diesen Käufen stand zuwider gesprochen. Die Papiere wurden nämlich nur gekauft, um die Griechen massiv unter Druck zu setzen, damit diese nicht rückwirkend die Anleihebedingungen ändern konnten. So ist einer der Hedgefonds, Elliot Advisors, dafür bekannt und berüchtigt, dass er solche Papiere aufkauft, nur um vor Gericht seine Forderungen durchzudrücken. 1996 blockierte er die Umschuldung Perus so lange, bis das südamerikanische Land kapitulierte und Elliot seine Forderungen zu 100 Prozent auszahlte. Elliot verdiente damals, laut FAZ, mit einem Einsatz von 11,7 Mio. Dollar, 46,7 Millionen. Mit Pananma verdiente der Hedgefond mit einem Einsatz von 17,5 Mio. Dollar nach dem gleichen Prinzip 57 Mio. Dollar.

 Die Hedgefonds sacken so eben mal 130,5 Millionen Euro ein. Das mag in der Zeit  der grossen Zahlen, da wir uns daran gewöhnt haben, erst ab 100 Milliarden aufzuhorchen, eine verhältnismässig kleine Summe sein, aber diese gut 130 Millionen müssen die Griechen durch Lohnverzicht, Rentenkürzungen und Steuererhöhungen aufbringen. Zum anderen sind noch weitere Anleihen nach internationalem Recht im Wert von 6 Mrd. Euro von den Griechen einzulösen.

2 Kommentare:

  1. schon wieder dürfte die "Schuld" auf die Hedgefonds -Branche geschoben werden.
    Man darf dabei jedoch nicht vergessen, dass internationale Banken komplett die gleichen Strategien verfolgen, wobei deren Exposure meist wesentlich höher als jenes der Hedgefondsindustrie ist!

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  2. Man sollte auch ein wenig die Relationen wahren wenn von "diese gut 130 Millionen müssen die Griechen durch Lohnverzicht, Rentenkürzungen und Steuererhöhungen aufbringen" gesprochen wird.

    Zum einen ist das ganze Geld von Griechenland zuvor geliehen worden, es wird nur genau das zurückbezahlt was zuvor reinkam, das ist ja wohl nicht zuviel verlangt.

    Zum zweiten übervorteilt der Hedgefond vor allem andere Investoren, die so dumm waren, ihre Schuldscheine zu 30% des Werts zu verkaufen. Dabei ging der Hedgefond auch ein hohes Risiko ein.

    Zum dritten und wichtigsten: hauptsächlich sind immer und immer die Politiker und Regierungen schuld, die erst die ganzen Schulden aufnehmen und aktuell eben solche Rückzahlungen vornehmen, keine gerechteren Schuldenschnitte vornehmen.
    Bürger, die diese Politiker selbst jetzt noch wählen, dürfen sich letzlich auch nicht ganz freisprechen.

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