Samstag, 2. Juni 2012

Dietmar Bartsch, der Superstar der neoliberalen Einheitspresse

 Die Linke ist wieder da, medial. Jahrelang eher mit veröffentlichter Missachtung abgestraft, ist sie plötzlich auf allen Kanälen und in allen Blättern prominent in Szene gesetzt.

 Der Star der schreibenden talkenden und filmenden Zunft ist der Altkommunist, SED und PDS-Kader Dietmar Bartsch. Diesen Hinterzimmer-Macchiavelli, der bisher nur durch sein intrigantes Verhalten aufgefallen ist, bauen sie sich zum Reformer um. Dietmar Bartsch, so wollen sie den Deutschen und vor allen Dingen den Delegierten auf dem Göttinger Parteitag der Linken klar machen, ist der einzige des halben Dutzend Kandidaten, für den Vorsitz der Linken, der diese aus dem 5%-Tief herausholen und als Koalitionspartner für die SPD attraktiv machen könnte.

 Aus der Perspektive der Journalie mag das sogar logisch sein, sind sie es doch gewohnt in den Kategorien der Macht zu denken, anstatt Politik über Sachthemen zu definieren. Bartsch steht für eine Linke, die sich nur in Nuancen von der übrigen Sauce der Neoliberalen Parteien unterscheidet. Er steht für eine Partei, die ohne eigene Überzeugungen, zu einer regional auf den Osten begrenzten politischen Kraft, der SPD das Koalitionsbett bereitet, in das die dann mit der CDU steigt.

 Bartsch ist aus Sicht der westdeutschen Journalisten allein schon deswegen als Vorsitzender der Linken geeignet, weil er der Intimfeind Oskar Lafontaines ist. Während dessen Amtszeit machte sich Bartsch einen Namen bei den Kampagnejournalisten, weil er mehrfach Parteiinterna ausplauderte um Lafontaine zu schaden.

 Wenn Bartsch so richtig in Fahrt kommt und ihm suggeriert wird, er sei für höhere Ämter prädestiniert, etwa in einer Koalitionsregierung, ja er sei ministrabel, dann verrät er auch gern schon mal die Partei aus der er kommt. So behauptete er gegenüber Linkenfresser Henrik Broder, die Linke sei in ihrer überwiegenden Mehrheit antisemitisch.

 Ein weiterer Grund warum Bartsch den überwiegend westdeutschen Journalisten so sympathisch ist, er degeneriert die Partei zu einer rein ostdeutschen Regionalpartei. Und der Osten, der ist für diese arroganten Edelfedern immer noch deutsches Randgebiet mit exotikcharakter, trotz, oder gerade wegen einer ostdeutschen Kanzlerin und eines ostdeutschen Präsidenten. Die USA haben schliesslich auch einen schwarzen Präsidenten, obwohl die Rassendiskriminierung dort zur Zeit fröhliche Urständ feiert. Die Linke passt irgendwie in diese Stasienklave, zumal wenn sie dann schön devot den westdeutschen neoliberalen Einheitsparteien zur Regierungsmehrheit verhilft.

 Bartsch, und dass ist letztens der gewichtigste Grund, warum die Presse ihn zum Vorsitzenden hochzuschreiben versucht, spaltet die Linke ein weiteres Mal in ihrer langen Geschichte. Sie versinkt wieder in die Bedeutungslosigkeit. Das zarte Pflänzchen einer neuen Politik, der sozialen Gerechtigkeit, der Bildung für Jedermann, des Ausgleichs von Ökonomie und Ökologie und der absoluten Friedfertigkeit wird von Bartsch zertrammpelt für ein paar Ministersessel und grossvolumige Dienstwagen.

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