Freitag, 1. Juni 2012

Schlecker zerstört - 13.500 Menschen verlieren ihren Arbeitsplatz

 Der Schlecker-Gläubigerausschuss hat heute getagt und beschlossen, dass keines der vorliegenden Angebote für eine Übernahme und Sanierung der Schlecker-Drogeriemärkte ausreichend sei. Schlecker wird nun zerschlagen und die Firma liquidiert. 13.500, in ihrer überwiegenden Mehrheit, Mitarbeiterinnen verlieren nun endgültig Ende Juni ihren Arbeitsplatz.

 Wie kann das sein, fragt sich der aussenstehende Betrachter? Bei einem Verkauf an einen Investor hätten die Gläubiger doch wenigstens etwas von ihrem Geld wieder gesehen. So aber gehen sie doch weitgehend leer aus. Nach dem Prinzip lieber den Spatz in der Hand als die Taube auf dem Dach, ist die Entscheidung doch unlogisch.

 Nicht so ganz, oder besser gesagt, nicht für alle Gläubiger rechnet sich eine Übernahme. Da ist zum Beispiel der Hauptgläubiger, die Euler Hermes Kreditversicherung, mit Sitz in Paris, eine Tochter der Allianz. Diese hat alle Warenlieferungen der Hauptlieferanten, hier insbesondere Markant, gegen Zahlungsausfall versichert. Als Sicherheit dienten als erstes der Eigentumsvorbehalt an den gelieferten Waren. Zusätzlich aber hat sich die Euler Hermes Kreditversicherung aber auch das Eigentum an Gebäuden, Grundstücken, Fuhrpark usw. übertragen lassen.

 Auf all diese Rechte hätte Euler Hermes natürlich verzichten müssen, wenn ein Investor Schlecker übernommen hätte. Nun lautete die eiskalte Rechnung der Herren in den grauen Anzügen mit ihren schicken Büros in den hohen Glaspalästen, bei welcher Konstellation kommen wir am besten weg? Und das Ergebnis für Euler Hermes war klar. Bei einer Zerschlagung Schleckers und der Vernichtung von 13.500 Arbeitsplätzen würden sie von ihrem Engagement, das sich auf etwa 300 Millionen Euro beläuft, nur ganz wenig bis gar nichts verlieren.

 Auf einen Investor, der zunächst einmal Schlecker für eine Summe X übernehmen würde, kämen aber in der Folge noch immense finanzielle Belastungen für die Modernisierung der Läden, die Umstrukturierung und die Bilanzverluste aus dem laufenden Geschäft, wahrscheinlich mehrerer Jahre hinzu. So konnten die Angebote sich nur in bescheidenem Rahmen bewegen.

 Zum bösen Schluss haben nun fast alle gewonnen. Die grossen Lieferanten verkaufen ihre Waren an die verbliebenen Konkurrenten, die Kreditversicherung hat jahrelang gut verdient und hält sich nun an dem verbliebenen Vermögen schadlos, die Schleckers harben ihr Schärflein frühzeitig ins Trockene gebracht, immerhin hat Anton Schlecker ein Monatseinkommen von 70.000 Euro, das ihm niemand nehmen kann, und DM und Rossmann sind einen lästigen Kokurrenten los.

 Aber war da nicht noch was? Richtig, die 13.500 verbliebenen Beschäftigten. Nun, ihr Gewinn liegt wohl mehr im ideellen Bereich. Sie sollten ihr spärliches Arbeitslosengeld, dass sie in Zukunft beziehen, als Zeichen dafür nehmen, welcher Stellenwert ihnen wirklich von den Besitzern dieser Republik zugestanden wird und hoffentlich die richtigen Schlüsse daraus ziehen.

 Die Schleckerpleite ist wieder einmal ein leuchtendes Beispiel dafür, das der so gern von den Eliten anlässlich diverser Sonntagsreden, in den Mund genommene Satz: „Zuerst kommt der Mensch,“ blanker Hohn und Spott ist.

2 Kommentare:

  1. Die Beiträge der Autoren dieser seite lesen sich immer wieder wie eine Offenbarung. Man sollte jeden Artikel ausdrucken und "unseren" politischen und wirtschaftlichen Eliten so lange um die Ohren hauen bis sie lachen !!! Ich freu mich auf den nächsten Artikel, und empfehle diese Site allen bekannten weiter.

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    1. Vielen Dank für den freundlichen Kommentar. Es ist wichtig eine Gegenöffentlichkeit zu den Mainstreammedien zu schaffen, daher freue ich mich, dass sie diese Site ihren Bekannten empfehlen.

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