Montag, 11. Juni 2012

Europa befeuert den Finanzmarkt durch weitere 100 Milliarden Euro für spanische Banken

 Spanien, so heisst es, schlüpft unter den europäischen Rettungsschirm. Lange hat sich das Land gewehrt, vor den ihm aufgedrängten Milliarden. Am Schluss aber war der Druck der Finanzlobby wohl doch zu stark für die konservative Regierung. 100 Milliarden soll Spanien nun bekommen um seine maroden Banken zu retten.

 100 Milliarden Euro, für die zunächst einmal das spanische Volk geradesteht und in zweiter Linie alle Menschen der Eurozone. Wir alle haften mit unserer Arbeitskraft und unserem sauer verdienten Geld für die geldgierigen spanischen Banken und ihre weltweiten geldgierigen Finanziers.

 Zumindest, in soweit hat dieser Rettungsschirm sein Gutes: Erstmals wird öffentlich bekannt, für wen die Zig-Hundert Milliarden der diversen Rettungsschirme unter die Griechenland, Portugal, Irland und jetzt Spanien gezwungen wurden eigentlich sind, - die Banken, die Hedgefonds und die verantwortungslosen Zocker dieser Welt. Bezahlen müssen diese enormen Kredite die Arbeitnehmer, die Rentner, Studenten, Sozialhilfeempfänger, die Kranken und die Hilflosen dieser Länder. Sie zahlen mit Arbeitslosigkeit, Armut und Verzweiflung.

 Die spanischen Banken brauchen Geld, dass sie beim beheizen einer Immobilienblase verloren haben. Spanien hat in den Jahren vor 2008 einen Bauboom erlebt, wie nie zuvor. Gleichzeitig erhöhten sich die Preise für Bauland, für Wohnungen, Häuser und Geschäftsimmobilien in atemberaubendem Tempo. Den Menschen wurde weis gemacht, dieser Bauboom dauere ewig an. Sie steckten ihr Erspartes bis auf den letzten Cent in überteuerte Wohnungen und Eigenheime und verschuldeten sich obendrein bis zur Halskrause. Das ging so lange gut, wie Häuser, Wohnungen und Grundstücke ständig an Wert gewannen. Kaufte jemand eine Wohnung für 100.000 Euro, so war sie ein Jahr später bereits 120.000 oder 130.000 und mehr wert. Es gab also keine Bedenken diese Wohnung zu beleihen, da der Wert der gebotenen Sicherheit, der Wohnung, ständig zunahm. Bei einer eventuellen Zahlungsunfähigkeit des Eigentümers konnten die Banken die Wohnung verkaufen und sich so schadlos halten.

 Aber den Banken und den gierigen Investoren waren die bescheidenen Gewinne aus den Zinseinkünften nicht genug. Sie bündelten verschiedenen Forderungen zu einem Paket, schnitten dieses in kleine Tranchen und handelten damit weltweit untereinander. Sie hinterlegten diese als Sicherheiten für Kredite bei anderen Banken oder den Zentralbanken ihrer Länder und spekulierten  zumindest zunächst, auf eine Wertsteigerung.

 2007, 2008 brach dann der amerkanische Immobilienmarkt zusammen. Und weil die Banken auch hier die Risiken weltweit verteilt hatten, kam es zu einer allgemeinen Wirtschaftskrise. Die Banken trauten einander nicht mehr, liehen sich gegenseitig kein Geld mehr und die Immobilienblase platzte auch in Spanien.

 Der Allgemeinheit wurde erzählt, dass Geld sei nun leider verloren, die Banken in Schieflage geraten und das gesamte Finanz- und damit auch Weltwirtschaftssystem sei in Gefahr zusammenzubrechen. Den Bürgern wurden Horrogemälde präsentiert, ihr Geld sei verloren, ihre Arbeitsplätze gefährdet und ihr, ach so vertraut gewordener Wohlstand in höchster Gefahr, wenn, - ja wenn sie nicht mit ihrer Arbeitskraft und ihrem Steueraufkommen für horrende Kredite, zumindest, bürgen würden, die die Verluste der Banken ausglichen.

 Die Sache hat nur einen Haken. Geld geht nicht verloren. Nirgendwo auf der Welt gibt es eine riesige Verbrennungsanlage für Geldscheine. Es wechselt nur den Besitzer. In früheren Zeiten, als das Geld noch durch Sachwerte gesichert war, wurde eine zunehmende Diskrepanz  zwischen zunehmender Geldmenge und abnehmendem Warenwert durch eine Inflation wieder ins Gleichgewicht gebracht. Heute, da sich die Finanzwirtschaft fast vollständig von der realen Wirtschaft abgekoppelt hat, ist das so kaum noch möglich.

 Die riesigen Geldmengen, die um den Erdball fluten, haben längst keine Entsprechung mehr in realen Werten. Sie entsprechen nur noch den Werten der Phantasie und des Ideenreichtums der Finanzjongleure, die immer neue so genannte Finanzprodukte auf den Markt bringen. Geld wird nicht mehr dazu genutzt Waren oder Dienstleistungen einzukaufen, sondern nur noch um Geld einzukaufen, beziehungsweise das Versprechen, eines Tages die Summe zu bekommen, die ein, an sich wertloses Stück Papier, verspricht. Die Geldmenge der Finanzwirtschaft entspricht mittlerweile dem 70fachen des Wertes der Realwirtschaft.

 Mit den 100 Milliarden für die spanischen Banken wird nun weiteres Spielgeld hinzukommen. Geld, das niemand hat. Geld das durch einige Tastaturbefehle in Computern geschaffen wird. Aber damit nicht genug, dieses Geld muss verzinst werden. Zinsen für virtuelles Geld, die allerdings real bezahlt werden müssen.

 Für Kredit und Zinszahlungen bürgen die Staaten Europas. Staaten die selbst so hoch verschuldet sind, dass sie ihre Verbindlichkeiten nie werden zurückzahlen können. Jeder weiss das. Aber solange die Staaten ihre Zinsen aufbringen können, egal ob durch neue Kredite oder aus den laufenden Haushalten, und so lange wie alle Marktteilnehmer, und vor allem die Gläubiger behaupten, die Staaten seien kreditwürdig, funktioniert das System. Neue Schulden gebähren neues Geld und neues Geld gebirt neue Schulden.

 Dieses System aber schafft Abhängigkeiten. Alle Staaten dieser Welt sind inzwischen von den Vertretern der Finanzwirtschaft erpressbar. Regierungen werden ab- und eingestzt, demokratische Wahlen werden nur so lange respektiert, wie sich die daraus ergebenden Mehrheiten systemkonform verhalten. Die Gesetze werden nicht mehr von den Parlamenten geschrieben, sondern von den Vorstandsetagen der Banken und Hedgefonds. Die Rohstoffe der Erde werden verschleudert und die Menschen versklavt. Menschen, die diesem System im Weg stehen, wie zum Beispiel die Naturvölker in den Tropenwäldern Afrikas, Asiens oder Südamerikas werden ermordet und aus dem Weg geräumt.

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