Donnerstag, 7. Juni 2012

Gefälligkeitsjournalismus in der ARD

 Freunde des gepflegten politischen Journalismus ist, wenn sie Spätaufsteher sind, ein kleines Highlight entgangen. Im ARD-Morgenmagazin „interviewte“ der Hauptstadtkorrespondent Werner Sonne, Bundeskanzlerin Angela Merkel.

 Das Interview war ein Musterbeispiel für das Verhältnis der Politik zu Journalisten. Hatten wir noch in der Schule gelernt, Aufgabe der Journalisten sei es, die Politk zu überwachen, kritisch zu hinterfragen und Missstände öffentlich zu machen, so glich dieses Frage- und Antwortspiel eher der Unterhaltung zwischen Chefin und Sekretär oder Fahrer, Gärtner, Lakei.

 Schon die Körperhaltung der Beiden zeigte dem Zuschauer auf den ersten Blick, wer hier Koch und wer Kellner ist. Sonne saß, einen Oberschenkel angehoben, als stehe sein Fuß auf einer kleinen Fußbank, seltsam verrenkt auf seinem Stuhl. Die Hände wie zum Gebet gefaltet, dabei die Finger ineinander verkrampft. Die Schultern hängen, der Gesichtsausdruck ist ernst, dem hohen Gast angemessen, der Blickgesenkt. Ein kümmerliches Häufchen. Dazu hat die Regie ihn noch vor einen dunklen Hintergrund gesetzt.

 Ganz anders Merkel. Sie sitzt, in eine lindgrüne Jacke gekleidet, vor einem lichtdurchflutetem Bild des Reichstagsgebäudes, locker und entspannt, ein wenig zur Seite gelehnt. Ihr Gesichtsausdruck zeigt deutlich, dass Sie hier der Herr der Lage ist.

 Sonne beginnt das Gespräch, und wer Sonne schon des öfteren gesehen und erlebt hat, der will ihn nicht so recht wieder erkennen.  Üblicher Weise schreit er seine Interviewpartner förmlich an in einer Lautstärke, die einen automatisch zur Fernbedienung greifen läßt, um das Fernsehgerät leiser zu stellen. Ungeduldig läßt er seine Interviewpartner kaum ausreden, fällt ihnen immer wieder ins Wort und, besonders wenn ihm der Partner unsympathisch ist, oder er dessen politische Meinung nicht teilt, insistiert er bis zur Penetranz, wenn er der Auffassung ist, seine Frage sei nicht oder nicht ausreichend beantwortet.

 Nicht so, Merkel gegenüber. Leise, fast schon devot sich für die Belästigung entschuldigend, stellt er seine harmlosen Fragen, die eher Stichworten gleichen. So gibt er Merkel die Gelegenheit in ihrer bekannten, aufgesetzten, wahrscheinlich einem Sprachtraining zu verdankenden Sprache, ihre bekannten, nichtssagenden Plattitüden zu verbreiten.

 Sonne faßt nicht nach, er unterbricht die elend langen Monologe Merkels nicht. Er blickt nur bei jedem Umschnitt auf ihn, mit dem gleichen bitterernsten Gesichtsausdruck, als sei Merkel gerade dabei eine, die Welt erschütternde Blut- und Tränenrede zu halten. Würde man das nichtssagende merkelsche BLa-Bla nicht zur gleichen Zeit hören, der Betrachter könnte beim Blick auf Sonnes Gesichtsausdruck glauben, er sei Zeuge eines Augenblicks, der in die Geschichtsbücher eingeht.

 Sonne kann nach diesem Interview für sich in Anspruch nehmen, in etwas mehr als fünf Minuten Sendezeit, der Kanzlerin nicht eine Information entlockt zu haben. Werner Sonne wird in diesem Monat in Ruhestand gehen. Die ARD wird weitermachen mit Desinformation und Hofberichterstattung.
Werner Sonne,Leise, fast schon devot sich für die Belästigung entschuldigend, stellt er seine harmlosen Fragen, die eher Stichworten gleichen.                                                                                                                                   Bilder, Screnshots ARD-Morgenmagazin  

Ganz anders Merkel. Sie sitzt, in eine lindgrüne Jacke gekleidet, vor einem lichtdurchflutetem Bild des Reichstagsgebäudes, locker und entspannt, ein wenig zur Seite gelehnt. Ihr Gesichtsausdruck zeigt deutlich, dass Sie hier der Herr der Lage ist. 





Wer sich dieses Interview unbedingt antun will, bitte schön.

Keine Kommentare:

Kommentar veröffentlichen