Freitag, 29. Juni 2012

Zwei Wochen fußballbesoffen - nun ist er da der Kater - nicht nur beim Fußball

 Der Tag danach: Die deutschen Fußballer haben den Europameistertitel, mit dem sie, nach Ansicht der selbsternannten Fachleute in den Medien, bereits nach Polen und in die Ukraine gereist waren, weitergereicht. Er wird jetzt zwischen den europäischen "Hungerleidern" Italien und Spanien ausgespielt. Zwischen zwei Ländern, die sich nach Aussage des ZDF-Morgenmagazin-Redakteurs Wulf Schmiese, beide eine Siegesfeier eigentlich gar nicht leisten können. Da gewinnt eine Nation die Europameisterschaft inm Fußball, die sich mit der Siegesfeier noch mehr als bisher verschuldet. Wie ungerecht ist das denn? Bevor diese faule Brut wieder über die Alpen zieht, um uns anzubetteln, sollten wir gleich mit etwas deutsches Schwarzbrot und deutscher Leberwurst, dazu ein paar Flaschen Aldi-Bier aushelfen, damit die Brüder mal gleich merken, das nicht alles ProSecco oder katalanischer Cava ist.

 Angela Merkel hat auch eine Sorge weniger. Braucht sie doch die alles entscheidende Frage, ob sie nach Kiew zum Endspiel reist oder nicht, und wenn ja wo sie auf der Ehrentribüne Platz nimmt nun nicht mehr beantworten. Soll sie wieder dem bereits einmal leidgeprüften DFB-Präsidenten Wolfgang Niersbach zwei Stunden lang mit ihrem geballten Sachverstand in den Ohren liegen, oder soll sie sich auf einem Bild mit diesem Beutelschneider und Habenichts, dem spanischen Ministerpräsidenten Mariano Rajoi europaweit im Fersehen zeigen?

 Was hatten wir doch für angenehme Probleme, die letzten Wochen. Podolski oder Reuss, Gomez oder Klose, hält der Knöchel von Schweinsteiger? Und nun, an diesem schwülwarmen, bei vielen von uns, etwas verkatertem, Freitagmorgen? Die Welt ist noch immer so wie sie war, als wir sie verlassen haben um Europameister zu werden.

 Die „Big Player“ der Finanzwirtschaft machen weiterhin Weltpolitik durch ihre Spekulationsgeschäfte. Die Banken sind immer noch total unterkapitalisiert für das grosse Rad das sie drehen. In der dritten Welt verhungert immer noch alle fünf Sekunden ein Kind. In Syrien sterben weiterhin Menschen in einem grausamen Stellvertreterkrieg. Das Eis an den Polkappenschmilzt und die Wüsten erobern Kilometer für Kilometer fruchtbares Ackerland.

 Und in Deutschland? Während die Menschen im unteren Einkommensbereich kaum noch wissen, wie sie ihre Familien halbwegs gesund ernähren und kleiden sollen und wie sie ihren Kindern die so notwendige Bildung zukommen lassen sollen, weil sie ja den Gürtel immer enger schnallen müssen, damit die deutsche Wirtschaft in einer globalisierten Welt konkurrenzfähig bleibt, versuchen diejenigen mit den riesigen Vermögen und den Einkommen von einer Million Euro und mehr, den Staat durch allerlei legal und illegale Tricks um die dringand benötigen Steuern zu bescheissen. Tafeln, Tische und Kleiderkammern haben Hochkonjunktur genau wie Luxuslimousinen mit 300/400 Ps und mehr und Villen, weit jenseits der 10 Millionen Euro-Marke.

 Die Energielobby verspielt weiterhin unser aller Zukunft und noch mehr die unserer Kinder. Gerade gestern, als ganz Deutschland noch kollektiv mit der Droge Fußball vollgepumpt war, ist ihnen ein neuer Coup mit Hilfe von CDU/CSU und FDP, unter freundlicher Stimmenthaltung der SPD, gelungen. Es wurde ein Gesetz verabschiedet, dass die unterirdische CO 2 Lagerung in Deutschland erlaubt. Eine unausgereifteTechnologie, die voller unbekannter Risiken steckt und von der Bevölkerung einhellig abgelehnt wird. Diese Erlaubnis ist von der Europäischen Union aber zur Voraussetzung zum Bau neuer Kohlekraftwerke gemacht worden. Durch den Beschluss des Bundestages ist nun für die Energieoligarchen der Weg frei für den Bau neuer gigantischer Dreckschleudern.

 Und neue Probleme sind dazu gekommen. Während sich ganz Deutschland siegestrunken in den Armen lag, der Banker knutschte den Hartz IV-Empfänger, der Arbeitslose den Jobberater,  der Staatsanwalt den Strafverteidiger, der Bayer den Nordfriesen, der Autofahrer den Radfahrer und beide zusammen den Fußgänger, zeigt die Konjunkturkurve deutlich nach unten, erste Folgen der Merkelschen Sparpolitik mit der sie ganz Europa drangsaliert.

 Der Exportwirtschaft brechen die Aufträge weg, ebenso wie der Investionsgüterindustrie. Die Verbraucher signalisieren, erstmals seit vielen Monaten,  Zurückhaltung und die Zahlen der Bundesanstalt für Arbeit, die gestern veröffentlicht wurden lassen auch nichts Gutes hoffen. Die Zahl der Menschen ohne Arbeit ging so geringfügig zurück wie schon seit zehn Jahren in einem Juni nicht mehr. Auch die Zahl der offenen Stellen blieb weit hinter den Erwartungen zurück und ist rückläufig. Aus scheint es zu sein, mit dem angeblichen Jobwunder. Alle Indizien weisen auf einen Abschwung der Wirtschaft hin und das bei einer veritablen Banken und Finanzkrise, die die öffentlichen Haushalte tief ins Minus gerissen haben.

 Merkel und ihr Affären erprobter Finanzminister Schäuble werden wohl in Zukunft etwas mehr  tun müssen, als den Staaten dieser Welt das Wirtschaftsverhalten der schwäbischen Hausfrau näher zu bringen.

Keine Kommentare:

Kommentar veröffentlichen