Dienstag, 10. Juli 2012

ARD-Weltspiegel: Jörg Armbruster und Bernhard Zand, zwei Dummschwätzer und ein Interview mit Assad

 Es hätte eine Sternstunde des deutschen Fernsehens werden können, als am Sonntag Abend der ARD Weltspiegel ein Interview des syrischen Präsidenten Assad durch den ehemaligen CDU-Politiker und jetzigen Publizisten, Jürgen Todenhöfer, ausgestrahlt wurde. Todenhöfer stellte intelligente und zum Teil für Asssad durchaus unangenehme Fragen und Assad antwortete, leise, diszipliniert und inhaltlich überraschend offen.

 Assad sprach über seine Rolle, über die Rolle die ausländischen Mächte im Syrienkonflikt spielen, er sah die verschiedenen Oppositionsgruppen durchaus unterschiedlich und er machte Gesprächsangebote, sowohl an den Westen als auch an die Opposition im Lande. Er bot sogar jedem Rebellen, der die Waffen niederlege und keine Verbrechen begangen habe, Amnestie an.

 Nun muss man nicht alles für bare Münze nehmen, dass ein Diktator in die Mikrophone sagt, aber hier liegt der Fall sicherlich anders. So hatte Assad selbst um dieses Interview gebeten. Er suchte offensichtlich eine Plattform, um vor einem breiten, westlichen Publikum sein Angebot zum Gespräch zu machen. Ein Angebot, dessen Ernsthaftigkeit von der Weltöffentlichkeit überprüfbar wäre.

 Aber die ARD hat die Chance etwas zu bewirken, ja unter Umständen Bewegung in einen Friedensprozess zu bringen, versemmelt. Und für mich manifestiert sich immer mehr der Eindruck, die ARD hat es mit voller Absicht versemmelt.

 Schon der erste Satz den die Moderatorin sprach, liess Böses erahnen: Ute Brucker zu den beiden Studiogästen, Jörg Armbruster aus dem ARD-Studio Kairo und Bernhard Zand vom Spiegel, (warum war eigentlich Jürgen Todenhöfer nicht eingeladen?): „Das war harte Kost, da gibt’s einiges zu verdauen und auch zu diskutieren.“ Sie gab damit gleich einmal die gewünschte Richtung vor.

 Und die Studiogäste legten dann auch gleich richtig los. Bernhard Zand vom Spiegel, dem Sturmgewehr der Assadgegner in der Bundesrepublik: „ Das ist ein besonders dreistes Beispiel von Realitätsverweigerung, das wir da vor uns haben.“   Zand macht erst gar nicht den Versuch sich inhaltlich mit dem Interview auseinander zu setzen. Und weiter: „Da spricht jemand…. in einer Art und Weise  über die Zustände in seinem Land, die allem widerspricht was wir durch Augenschein," hier scheint er plötzlich zu bemerken, dass es mit dem Augenschein bei allen drei im Studio versammelten Journalisten nicht so ganz dolle ist und fügt deshalb schnell hinzu,  "über Berichterstattung, sowohl auf der Regierungsfront als auch auf der Rebellenseite wissen."

 Zand fühlt sich wohl genötigt, einem Wunsch der ARD nachzukommen und es seinerm Heimatblatt, dem Spiegel, schuldig zu sein, noch ein wenig zu dramatisieren und verheddert sich vollends, als er masslos übertreibend anfügt: „Ich glaube, dass er in dieser, in dieser Dreistigkeit selbst über Dinge hinausgeht wie wir sie von Gaddafi gesehen haben, wie wir sie von Irans Präsidenten, von Mahmud Ahmadinedschad gesehen haben.“ Nach dem Motto der nächste Feind ist immer ein Stückchen böser als der vorherige. Mit dem nächsten Satz: „ Äh ein sehr bedenkliches Dokument,“ diskreditiert er dann auch mal gleich das gesamte Interview. hier hätte man eigentlich Schluss machen können, die Kameras abschalten und den Zuschauer mit etwas Volksmusik aus der Konserve zu langweilen. Es war ja alles gesagt.

 Der Inhalt des Interviews spielt ab jetzt absolut auch keine Rolle mehr. Moderatorin Bruckers nächstes Stichwort, dieses Mal an den ARD-Korrespondent Armbruster, befasst sich dann auch nur noch mit dem Geisteszustand Assads: „Ist das Realitätsverlust, Jörg Armbruster, oder ist es Zynismus. Glaubt der Mann das selbst?“

 Der scheint völlig überrascht. Es macht den Eindruck als sei diese Frage vorher gar nicht abgesprochen. Er stottert herum, rennt zunächst in die falsche Richtung los, weil er anscheinend nicht so recht weiss, welcher Vorwurf  schwerer wiegt und was der Intendant lieber hören möchte, Realitätsverlust oder Zynismus.

 Er versucht Zeit zu gewinnen: „Ich glaube , es ist ne Mischung aus beidem,“ legt sich dann aber fest: „Realitätsverlust, er weiss nicht was in seinem Land los ist, er hat jeden Kontakt, äh, zu seinem Land verloren, zu seinen Menschen verloren. Er wird vielleicht auch schlecht informiert.“ Und dann spricht er das erste wahre Wort dieser Runde und daran sieht man auch wie verdattert der Mann ist: „Das wissen wir alles nicht so genau wie das da läuft.“ Genau so ist es. Die drei Schlaumeier im Studio wissen nicht so genau was da läuft.

 Armbruster fällt der zweite Vorwurf, der Vorwurf des Zynismus wieder ein und so eine Vorlage ist zu schön als das man sie nicht verwertet. Das könnte der Senderleitung sicher übel aufstossen. Also macht er gekonnt, der Mann war schliesslich etliche Jahre bei den Öffentlich-Rechtlichen, eine 180 Grad Wende und behauptet schnell einmal genau das Gegenteil: „Aber es muss auch ein Stück Zynismus sein, denn er hat ja,“ und hier versagt die Routine. Er erwischt sich selbst beim Märchen erzählen und gerät kurz ins Straucheln: „Intergang, äh, äh, Zugang zu Internet. Er ist ein alter Internetfreak und, äh, kann sich diese Informationen beschaffen.“ Jetzt ist Armbruster wieder ganz der alte Fahrensmann, den es nicht interressiert, was er vor nicht einmal 30 Sekunden von sich gegeben hat: „Deswegen gilt eigentlich die Entschuldigung, er wird schlecht informiert,“ und, plötzlich wieder diese lästigen Zweifel, „gilt unter Umständen für ihn nicht.“ „Es ist wahrscheinlich Zynismus.“ Armbruster hat eine weite Reise hinter sich, voller Irrungen und Wirrungen, aber zum Schluss ist er doch noch angekommen. Ist genau da wo er hin musste, Punktlandung.

 Ein kurzes Filmchen wird eingespielt über die Kräfte, die von aussen auf die Vorgänge in Syrien einwirken. Brucker fragt: „Syrien als Spielball der anderen Mächte. Herr Zand, hat Assad recht, wenn er die USA und die Golfstaaten angreift, beschuldigt?“

 Nachdem Zand einräumt was eh jeder weiss und deshalb nicht mehr zu leugnen ist, „…das äh in Syrien die grossen Interressen des Nahen Ostens aufeinander stossen. Das macht ja diese Krise so unlösbar und so schwierig und so diffiziel,“ ist er sehr schnell, mit einer gekonnten Drehung wieder bei seinem eigentlichen Thema: „Aber Assad verdreht natürlich völlig die Tatsachen wenn er nur dieses behauptet und schlechthin leugnet was seine eigenen Sicherheitskräfte,“ Zand merkt plötzlich, das mit den Sicherheitskräften sollte besser etwas pointierter rüberkommen und verbessert sich, „was seine äh irregulären Sicherheitskräfte dort angerichtet haben.“

 Das mit dem pointieren hätte er besser gelassen. Muss er doch jetzt erst einmal mühsam seinen roten Faden wiederfinden. Er gerät ins Stottern: „Äähm - es ist allerdings eine häufig bei Diktatoren anzutreffende - ähm - Neigung geradezu - ähm - die, die Schuld nach draussen zu schieben und, und - im Grunde das Bild vom eigenen Lande abzulenken und von dem was dort getan wird.“ Und das passiert einem Spiegelmann, den Zuschauer durch die blöde Stotterei förmlich mit der Nase auf den Blödsinn stossen, den man da verzapft.

Mit Schwachsinn aus berufenen Munde geht es weiter. Zand: „Es ist richtig der Iran und Saudi-Arabien kämpfen in Syrien einen, einen äh Stellvertreterkrieg aus.“ „Aber der Konflikt selber findet in Syrien statt,“ diese Erkenntnis, dass nämlich in Syrien gekämpft und gestorben wird, ist für den aufmerksamen Beobachter nicht gerade neu. Ganz neu allerdings ist und schier unglaublich für Menschen, bei denen es vom Intelligenzquotienten her nicht ausreicht, für den Spiegel zu schreiben, „und das machen Assads Truppen.“ Diese Banditenarmee kämpft doch gleichzeitig auf beiden Seiten, auf der des Irans und der Saudi-Arabiens.

 Schon eine feine Leistung. Aber Zand kann noch mehr. Er kann nämlich auch ganz gepflegt lügen. Auf die Frage von Ute Brucker: „Herr Zand, al Quaida , was spielt al Quaida tatsächlich für ne Rolle? Wird ja sehr stark von Assad ins Feld geführt, “ behauptet der ohne auch nur im geringsten vor Scham zu erröten: „Der Spiegel hat ähm mit Christoph Reuter einen Reporter, der ähm seit Monaten da drin ist, und er sagt was andere BBC und andere, die auf der Rebellenseite sind, bis heute sagen. Sie sagen: „Ich hab’ nicht nur keinen Djihadisten selber dort gesehen, in den Reihen der Rebellen, ich hab’ noch nicht einmal einen gesehen, der einen gesehen hat. Und so weiter.“

 Wie gesagt, die ARD hatte die grosse Chance Fernsehgeschichte zu schreiben und sie hatte die Möglichkeit den Syrienkonflikt etwas zu entzerren und den Zuschauern ein differenziertes Bild zu liefern. Aber unvoreingenommene Information ist wohl in der ARD nicht mehr gewollt, hätte man sonst ein Juwel wie dieses Interview mit Assad durch solche Dummschwätzer wie Jörg Armbruster und Bernhard Zand zerreden lassen? Das Studiogespräch im Wortlaut

 Die ARD ist ihrem Ziel, sich von einer öffentlich-rechtlichen zu einer regierungsamtlichen Fernsehanstalt zu entwickeln, ein erhebliches Stück näher gekommen.

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