Dienstag, 6. November 2012

Griechenland: Wer arm ist muss sterben

 Der Kapitalismus hat seine eigenen Gesetze. Eines davon lautet: Wer arm ist stirbt früher. Diese Gesetzmässigkeit werden in der Zukunft viele Griechen erfahren müssen, die an Darmkrebs oder an Krebs im Halsbereich erkrankt sind.
 Das deutsche Pharmaunternehmen Merck aus Darmstadt, stellt die Lieferung seines Medikamentes Erbitux an die griechischen Krankenhäuser ein. So, als sei das für die überwiegende Zahl der Patienten überhaupt kein Problem, liess Merck gönnerisch verlauten, dass das Präparat in den griechischen Apotheken weiterhin erhältlich sei. Soll heissen: Wer genug Geld hat, der kann sich Erbitux privat in den Apotheken kaufen.

 Nun muss man wissen, das eine Behandlung mit Erbitux rund 60.000 Euro kostet. Für einen griechischen Arbeitnehmer, der durchschnittlich unter 1.000 Euro verdient, wird die Behandlung damit zur Unmöglichkeit. Da Merck aber weltweit ausser in den USA, wo es unter dem Namen Cetuximab gehandelt wird, der einzige Vertreiber des Medikamentes ist, bedeutet der Stop der Lieferung an die griechischen Krankenhäuser den sicheren Tod für alle, auf die Versorgung durch die Krankenhäuser angewiesenen Patienten.

 Viele Pharmafirmen waren im Frühjahr vom griechischen Schuldenschnitt betroffen. Die unbezahlten Rechnungen der staatlichen Krankenhäuser wurden durch die Ausgabe von Anleihen beglichen. Da diese aber erst in einigen Jahren fällig werden, wurden sie von den Pharmaunternehmen auf dem internationalen Anleihemarkt mit grossen Verlusten verkauft. Daraufhin hatte bereits m Juni, die Firma Biotest ihre Lieferungen von Blutplasma nach Griechenland eingestellt. Die Hilfsorganisation „Ärzte ohne Grenzen“ warnte bereits im Mai davor, dass griechischen Patienten ihre rezeptpflichtigen Medikamente, aus Kostengründen, vorenthalten würden.

 So ist das in einer, sich auf die christlichen Grundwerte und die Bergpredigt berufenden, kapitalistischen Gesellschaft: Der Schuldendienst kommt vor dem Dienst am Menschen.

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