Sonntag, 4. November 2012

Unabhängige Medien? - Reine Fiktion!

 Angeblich leben wir im Informationszeitalter. Aber was sind das für Informationen, mit denen wir täglich bombadiert werden? Die Affäre um die Beeinflussung der Berichterstattung durch die CSU und der Hype in den Medien über die Präsidentschaftswahlen in den USA, als auch über den Wirbelsturm Sandy, zeigen, dass es mit der neutralen, unvoreingeneommenen Berichterstattung nicht weit her ist.

 Im Zusammenhang mit der Affäre um den damaligen CSU-Pressesprecher Dr. Hans Michael Strepp, der in der Heute-Redaktion des ZDF angerufen, und mit Nachdruck darum ersucht hatte, nicht vom Parteitag der Bayern-SPD zu berichten, war hier im Blog gefragt worden: „Wie weit geht das stillschweigende oder gar abgesprochene Einverständnis der Politiker mit denen, die sie eigntlich kontrollieren sollen“, und ich hatte vermutet, dass „solche Anrufe mittlerweile so sehr Alltag sind, dass die ZDF-Journalisten so einen Anruf für die normale Praxis halten und nichts anstössiges daran finden können“.

 Dieser Verdacht scheint sich nun zu bestätigen. Wie Spiegel-online am gestrigen Samstag unter der Überschrift: „Söder intervenierte mehrfach beim ZDF“, berichtete, intervenierte der damalige Generalsekretär der CSU und heutige bayrische Finanzminister, Markus Söder, in den Jahren 2003 bis 2007, mehrfach schriftlich beim damaligen ZDF-Intendanten Markus Schächter.

 Laut Spiegel-online beschwerte Söder sich am 11. April 2006 in einem Brief an Schächter darüber, dass das ZDF keine Stellungnahme der CSU zum Rücktritt des damaligen SPD-Vorsitzenden Mathias Platzek gesendet habe. Auf den ebenfalls schriftlichen Einwand Schächters, das ZDF habe eine Stellungnahme der Bundeskanzlerin und CDU-Vorsitzenden Angela Merkel ausgestrahlt, antwortete Söder, dass die CDU-Vorsitzende nicht für die CSU spreche.

 Wie Spiegel-online weiter berichtet habe Söder in seiner Amtszeit als CSU-Generalsekretär mehrfach versucht auf die Gästelisten im Morgenmagazin und in politischen Talkshows Einfluss zu nehmen.

 Die Befürchtung, dass die Politiker immer mehr Einfluss auf die Berichterstattung in den Medien nehmen hat mit dieser Meldung neue Nahrung erhalten. Zumal der ehemalige ZDF-Intendant sich nicht an die Vorgänge um Söder erinnern kann. Solche Einflussnahmen scheinen also tägliche Praxis in den Redaktionen unserer Medien zu sein.

 Für uns Bürger stellt sich damit immer mehr die Frage, in wieweit wir noch in den Genuss einer unabhängigen Berichterstattung durch unsere Medien kommen, wie sie uns vom Grundgesetz zugesagt ist? Was stimmt noch in der täglichen Berichterstattung von Fernsehen Radio und Printmedien? Was wird verschwiegen? Was wird verzerrt dargestellt? Was ist erfunden, reine Fiktion?

 Betrachtet man die derzeitige Berichterstattung über die anstehenden Präsidentschaftswahlen, so fragt man sich, ob es für uns Europäer, uns Deutsche eigentlich nichts wichtigeres gibt, als die Spekulation darüber, ob ein Barak Obama oder ein Mitt Romney Präsident der Vereinigten Staaten wird. Ob Romney oder Obama, jeder der beiden wird eine rücksichtslose Grossmachtpolitik betreiben. Sie werden Kriege führen, in die sie uns mit einbeziehen werden und sie werden mit aller ihnen zur Verfügung stehenden Macht die wirtschaftlichen Interessen der USA durchsetzen.

 Die Berichterstattung in den Medien erscheint gleichgeschaltet, Hofberichterstattung aus dem Zentrum der Macht, das jenseits des Atlantiks liegt. Es mutet so an, als seien im Vergleich mit der Wahl in den USA alle unseren eigenen Probleme gegenstandslos geworden. Sind wirklich alle Journalisten, von der kleinsten Regionalpostille bis hin zu den überegionalen grossen Zeitungen wie Welt, Süddeutsche, FAZ, den Magazinen Focus, Spiegel, Zeit bis hin zu den Redakteuren in den Rundfunkanstalten dieser Republik, der Meinung, die Vorberichterstattung und das tägliche Glaskugellesen, wer der beiden Kandidaten denn zur Zeit die Nase vorn habe, seien für den Alltag der Menschen in Deutschland von konkurenzloser Wichtigkeit?

 Gleichschaltung der Medien, auch über den Wirbelsturm Sandy und seine Auswirkungen auf die Ostküste der USA. Während der Sturm, zu der Zeit noch als Hurrikan eingestuft, ein paar Tage zuvor das westliche Kuba vernichtete und in Haiti so starke Verwüstungen anrichtete, dass der kleine Inselstaat den nationalen Notstand ausrufen musste, beweinen unsere Medien in allen Nachrichten und Magazinen, jetzt schon mehrere Tage, die Luxusprobleme der US-Amerikaner, die keine funktionierenden Ladestationen für ihre Handys mehr finden können. Für unserere Medien scheinen die Menschen in der Karibik gegenüber den Menschen an der Ostküste der USA höchstens Menschen zweiter Klasse zu sein.

 Angesichts, nur dieser zwei Beispiele sollte sich ein jeder fragen, ob die Welt wirklich so ist, wie sie von unseren Medien dargestellt wird. Oder ob wir nicht vielmehr Tag für Tag eine Welt präsentiert bekommen, von der unsere Eliten wollen, dass wir sie für die Realität halten. Baut der Iran wirklich an der Atombombe, die Israel, von unseren Medien verschwiegen, schon seit Jahren besitzt? Wer ist der wahre Agressor in Syrien? Welches sind die Schmarotzer unserer Gesellschaft, die HartzIV-Empfänger, oder die Reichen und Superreichen, die sich ihrer Verantwortung für das Gemeinwesen entziehen, indem sie nicht einemal ihre Steuern zahlen?

 Die Mainstreetmedien, gelenkt und manipuliert, werden uns darauf keine richtige Antworten geben. Die Antworten muss, jeder von uns, mühsam selbst suchen und sie so gut er kann weiter komunizieren.

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