Donnerstag, 29. November 2012

Verbrauchern wird über die wahren Ursachen der Energieverteuerung die Unwahrheit gesagt

 Die Strompreise steigen und steigen. Die Erneuerbaren Energien sollen daran Schuld sein. Aber das stimmt nur bedingt. Die Energie ist zunächst einmal umsonst. Der Wind weht, die Sonne scheint. Die Kraftwerke brauchen keine Kohle, kein Öl, Gas oder angereichertes Uran einzukaufen. Woher kommen dann die angeblichen Mehrkosten? Sie setzen sich aus Investitionskosten und einer vollkommen verfehlten und unakzeptablen Energiepolitik zusammen, in der jede Fehlentwicklung dem Verbraucher aufgebürdet wird.

 Es ist selbstverständlich, dass eine neue Technologie zu Anfang einen hohen Investitionsbedarf hat. Windräder müssen gebaut, aufgerichtet und ans Netz angeschlossen werden. Für Sonnenkollektoren und Biogasanlagen gilt das gleiche. Die Anlagen müssen intelligent vernetzt werden. Das Alles ist natürlich nicht ganz billig aber Investitionen wären auch angefallen ohne den Ausstieg aus der Atomenergie.

 So ist das gesamte Leitungsnetz, nicht nur die grossen Überlandleitungen, in einem bedauernswerten Zustand. Wie es der grosse Stromausfall im Münsterland im Jahre 2005 bereits zu Tage brachte. ImWinter 2005 war es durch übermässigen Schneefall zum Bruch mehrerer Strommasten gekommen. Ganze Landstriche im Münsterland blieben bis zu vier Tagen ohne Strom. Verbraucherschützer monierten damals schon, das sich in den zehn Jahren zuvor, die Investitionen in das Leitungsnetz halbiert hatten. Während die Verbraucher 2004 18 Milliarden Euro an Netzgebühren bezahlt hatten, so die Verbraucherschützer weiter, seien im gleichen Jahr nur etwa 2 Milliarden Euro in die Netze investiert worden.

 Damals schrieben die Stromkonzerne fette Gewinne. RWE erzielte 5,7 Milliarden Euro Überschuss und E.O.N 4,3 Milliarden. Inzwischen haben die Stromkonzerne, getrieben von den Wettbewerbswächtern der EU, ihre Stromnetze verkauft. Das Netz von RWE übernahm die Amprion GmbH, ein Konsortium von Finanzinvestoren aus Commerzbank, Munich Re, Ergo, Swiss Life, Talanx und ärztlichem Versorgungswerk. Das Netz der Eon übernahm die niederländische Tennet TSO GmbH.

 Investierten die Stromkonzerne schon nur das Nötigste in die maroden Netze, so wollten die neuen Besitzer zunächst einmal Geld mit den Leitungen verdienen. Dazu kam, dass zumindest die Tennet TSO sich mit dem Kauf erheblich verhob. Daraus folgert, dass ihr einfach die finanziellen Mittel für Investitionen in ihr Netz fehlen. Dazu kommt, das der Gesetzgeber die Netzbetreiber von jeder Haftung für Schäden, die aus Stromausfällen resultieren, vollkommen frei gesprochen hat. Es fehlt also jeglicher Anreiz, die Stromverbindungen in einem Zustand zu halten, der einen reibungslosen Betrieb gewährleistet.

 Das Fazit: Jahrelang ist mit dem deutschen Stromnetz gutes Geld verdient worden. Die dringenden Instandhaltungskosten werden jetzt den erneuerbaren Energien zugeschrieben und dem Verbraucher, der jahrelang klaglos Netzgebühren gezahlt hat, zusätzlich aufgebürdet.

 Immer wieder wird uns erzählt: Dadurch, dass der Strom in den Windparks in der Nord- und Ostsee erzeugt, aber im Süden der Republik gebraucht würde, müssten riesige Summen in so genannte Stromautobahnen investiert werden. Das stimmt aber nur sehr bedingt. Erstens sind diese riesigen Cluster von Windrädern weder notwendig, noch sind sie besonders rationell. Strom sollte in Zukunft in unmittelbarer Nähe des Verbrauchers produziert werden. Das Geld, dass für die enorm teuren Offshore-Windparks verschleudert wird, würde in Wärmedämmung und Energiesparmassnahmen gesteckt, ein vielfaches an Nutzen bringen.

 Zum Zweiten wird nur ein Teil der neuen Trassen für den Transport des Stromes aus dem Wind der Nordsee benötigt. Ein grosser Anteil der Strommengen, die durch die neuen Leizungen fliessen wird, ist dem internationalen Stromhandel geschuldet. Durch die Liberalisierung des Stommarktes, kaufen Händler dort Strom ein, wo er am billigsten angeboten wird. Atomstrom aus Frankreich Strom aus den Wasserkraftwerken in Österreich oder den kohlekraftwerken Polens und der Ukraine, egal, wo immer Strom günstig angeboten wird, muss er zum Verbraucher transportiert werden. Das erfordert Leitungskapazität. Was uns als Verbrauchern also als Fortschritt zu einem günstigen Preis für Energie verkauft wird, verteuert in Wahrheit durch seine hohen Investitionskosten unseren täglichen Verbrauch.

 Aber damit nicht genug. Die erhöhten Kosten für Strom werden zunehmend nur den privaten Verbrauchern aufgebürdet. Die Bundesregierung befreit immer mehr Industrieunternehmen von den EEG-Zuschlägen, um diese angeblich im internationalen Wettbewerb nicht zu benachteiligen. Die Mindereinnahmen müssen die privaten Verbraucher ausgleichen.

 Letztlich werden uns Verbrauchern Kosten aufgebürdet, für die wir nun wahrhaftig nichts können. In Nord- und Ostsee sind in den letzten Jahren die ersten Windparks entstanden. Die Tennet TSO ist aber finanziell nicht in der Lage, diese Windräder an das allgemeine Netz anzuschliessen. Sie ist vertraglich aber gezwungen, den produzierten Strom abzunehmen. Kann sie das nicht, muss sie dem Erzeuger den Schaden bezahlen. Auf Betreiben des FDP-Wirtschaftsminsters Philipp Rösler hat heute der Bundestag ein Gesetz beschlossen, nachdem Tennet nur noch für einen Schaden von 110 Millionen Euro selbst aufkommen muss. Für den Rest zahlen ab jetzt die privaten Stromkunden. Für das Jahr 2013 rechenen Experten mit einer Summe von rund einer Milliarde Euro, Tendenz steigend.

 Die Tennet TSO ist so von fast jeglicher Haftung befreit. Ob sie Seekabel verlegt zu den Windrädern oder nicht, ist für sie ziemlich egal. Sie hat also gar kein grosses Interesse mehr, den Ausbau ihres Netzes zu beschleunigen. Ein schönes Geschäft. Die Tennet TSO ist aus dem Schneider, baut Leitungen so wie sie grad Geld hat, die Haftung beträgt konstant 110 Millionen Euro, die kann man fest kalkulieren und wenn der Laden dann dereinst doch mal funktionieren sollte, lehnt man sich endgültig zurück und kassiert.

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