Dienstag, 18. Dezember 2012

Präsident und Feldgeistlicher: Joachim Gauck in Afghanistan

 In der unseeligen Tradition der Feldgeistlichen bewegt sich Bundespräsident Gauck. Diese Spezies sowohl von evangelischen, als auch katholischen Geistlichen liessen sich während des ersten und auch zweiten Weltkrieges von den Mächtigen missbrauchen. Sie redeten den Landsern, auf beiden Seiten der Front ein, sie kämpften und opferten sich für Volk und Vaterland, für eine gerechte Sache und sie versprachen ihnen, Gott sei auf ihrer Seite.

 Sie schickten ganze Generationen von Jugendlichen und halben Kindern in den sicheren Tod. Millionen von Menschen haben sie dass Versprechen gegeben, wennn sie in diesem gerechten Kampf fallen würden, dann würden sie die Seeligkeit erlangen und bei Gott sein. Millionen von Menschen sind im feindlichen Kugelhagel gestorben in dem Glauben Gottes Werk zu verrichten. Diese Geistlichen pervertierten den christlichen Glauben und verkehrten ihn in sein Gegenteil, der doch Nächstenliebe und Gewaltfreiheit predigt.

 In die Reihe jener, den Ungeist des Krieges und Gewalt predigenden Geistlichen, reiht sich der Pfarrer aus Rostock, der unser Bundespräsident ist, nahtlos ein, wenn er bei seinem Besuch in Afghanistan erklärt: „…nicht ein "Übermut der Verbündeten" habe Deutschland in den Konflikt eingreifen lasen, sondern die Verantwortung für Sicherheit und Frieden“.

 Früher waren es Kaiser und Vaterland, heute wird alles Unrecht des Krieges, Tod, Verwundung, Hunger und Elend mit einer nebulösen Verantwortung für Sicherheit und in Verdrehung der Tatsachen, den Frieden, gerechtfertigt. Wir, die Nationen des Westens maßen uns an, anderen Völkern Krieg  und Tod zu bringen für unsere Sicherheit. Den Frieden, den wir bringen, ist der Frieden unter den Stiefeln unserer Soldaten. Afghanistan hat keinen Frieden und wird keinen Frieden bekommen, solange das Recht des Stärkeren für Friedhofsruhe sorgt.

 In seiner Verblendung, dass der weisse Mann der Welt seine Ordnung aufzwingen müsse, da sie die einzig gerechte sei,  wird Gauck nie die Worte seiner Kollegin und ehemaligen Ratsvorsitzenden der Evangelischen Kirche in Deutschland (EKD), Margot Käßmann, verstehen: „Nichts ist gut in Afghanistan!  All diese Strategien, sie haben uns lange darüber hinweggetäuscht, dass Soldaten nun einmal Waffen benutzen und eben auch Zivilisten getötet werden.  Und sie fährt fort: „Wir brauchen Menschen, die nicht erschrecken vor der Logik des Krieges, sondern ein klares Friedenszeugnis in der Welt abgeben, gegen Gewalt und Krieg aufbegehren und sagen: Die Hoffnung auf Gottes Zukunft gibt mir schon hier und jetzt den Mut von Alternativen zu reden und mich dafür einzusetzen….    Wir brauchen mehr Fantasie für den Frieden, für ganz andere Formen, Konflikte zu bewältigen. Das kann manchmal mehr bewirken als alles abgeklärte Einstimmen in den vermeintlich so pragmatischen Ruf zu den Waffen.”

 Gauck hat keine Fantasie für den Frieden. Er ist kein Präsident der Ideen, er ist ein Präsident der Herrschenden. Er weicht keinen Deut ab, von der offiziellen Linie der Machthabenden, von denen, die ein persönliches, finanzielles und strategisches Interesse an Krieg und Unterdrückung haben. Deshalb spricht er auch nicht die klaren Worte einer Margot Käßmann, sondern die verzwurbelte sinnentstellende Sprache der Mächtigen: „Und wer meint, dass wir in Afghanistan nach 2014 nichts mehr gestalten könnten, der ist hyperoptimistisch oder leichtsinnig oder schlicht und einfach unsolidarisch". Eine klare Ankündigung der Besetzung Afghanistans durch die Truppen der Nato, weit über 2014 hinaus.

 Als Vertreter der Mächtigen fühlt Gauck sich dann auch berufen, eine freundlichere positivere Darstellungsweise des Krieges und der Besatzung in Afghanistan einzufordern. So bemängelt er:  "Von verwundeten oder getöteten Soldaten hören wir verlässlich - von neuen Stromanschlüssen, gelungenen Unternehmen, erfolgreichen Schulabschlüssen selten“. Er wünscht sich wieder ein Zurück zu den Lügen der Vergangenheit, als die Deutschen mit den Märchen von den Brunnen, den Mädchenschulen, den Strassen und der Befreiung der Frauen für diesen unsinnigen Krieg gewonnen werden sollten.

 Der Spiegel zitiert diesen Satz Gaucks völlig kritiklos. Er fügt sich ein, in eine Berichterstattung in den deutschen Medien, die an die Jubelmeldungen Nordkoreas erinnern. Unisono glückliche Gesichter, Soldaten, die gebannt an den Lippen des Feldgeistlichen hängen, die üblichen Bilder der gemeinsamen Nahrungsaufnahme und die ausschliesslich positiven Äusserungen unifomierter Interviewpartner.

 Was die Soldaten wirklich denken und wie es tatsächlich zugeht bei Besuchen von Politikern in den deutschen Militärlagern in Afghanistan, darüber gibt Achim Wohlgethan in seinem Buch „Endstation Kabul“, 2008 erschienen im Econ-Verlag, Auskunft. Wohlgetan war zweimal, für insgesamt sechs Monate, als Soldat am Hindukusch.

 Wohlgethan schreibt: „Der eigentliche Auftrag der Bundeswehr in Afghanistan litt zwangsläufig darunter, (er meint die Besuche prominenter Politiker und Pressevertreter) und es kam zu einer sehr starken Mehrbelastung der eingesetzten Soldaten. Besonders am Tag des Besuchs. Da wurde zum Beispiel das Verpflegungszelt geschlossen und die Tische wurden eingedeckt, wie man es sonst nur in einem fünf-Sterne-Hotel sieht.
 Waschcontainer wurden, nachdem man sie auf Hochglanz poliert hatte, komplett geschlossen, damit die VIPs, teilweise nur eine Person, bloß nicht mit den Soldaten zusammen im Bad stehen mussten.

 … Auch wurden Räume oder Zelte geräumt und noch extra klimatisiert, um den VIPs einen angenehmen Schlafplatz bereitzuhalten. Da wurde ein Luxus nur für einen Tag, nur für eine Person betrieben, der oftmals jeden vernünftigen Rahmen sprengte. Im Camp sprach man ganz offen von einer »Monkey-Show«, die da veranstaltet wurde. …Dazu gehörte auch die Außendarstellung gegenüber der Presse, die zum Großteil aus »Show-Elementen« bestand“.

 Die Soldaten scheinen sehr genau zu wissen, dass sie für ein elendes Schmierentheater missbraucht werden und Bundespräsident Gauck beteiligt sich aktiv daran. Nicht Aufklärung und ehrliche Diskussion sind Gaucks Ziel sondern bedingungsloses unterwerfen unter das Dogma der Herrschenden.

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