Freitag, 22. Februar 2013

Medienskandal - Terroropfer von Damaskus finden im Mainstream praktisch nicht statt


 60 Menschen, oder mehr, genaue Zahlen fehlen noch, haben ihr Leben gelassen, sind zerfetzt, verbrannt, atomisiert worden, bei einem Bombenattentat in der syrischen Hauptstadt Damaskus. In unmittelbarer Nähe des Hauptquatiers der regierenden Baathpartei, der russischen Botschaft, aber auch von 12 Schulen. Daher liegt die Vermutung nahe, dass ein Großteil der Opfer Kinder sind.

 Dieser unglaublich brutale und feige Terroranschlag wurde begangen, einen Tag bevor die Vermittlungsmission des Unogesandten Lakhdar Brahimi um weitere sechs Monate verlängert wurde. Es gehört zur Taktik der islamistischen Rebellen in Syrien, immer dann besonders brutale Anschläge zu verüben, wenn sich andeutet, dass auf diplomatischen Parkett Fortschritte erzielt werden. So wurde der, im Frühjahr letzten Jahres, ausgehandelte Waffenstillstand durch das Massaker von Hula erfolgreich sabotiert.

 Damals wurde der Vorfall noch den Assadtruppen in die Schuhe geschoben. Der „Tagesspiegel“ dichtete am 28.05., ganz prosaisch und ohne jeden Schnörkel, aber auch ohne jeden Beweis: „Das Assad-Regime hat trotz angeblichen Waffenstillstands im syrischen Hula über 108 Menschen ermordet“. „Die Zeit“ log dreist: „Nach Angaben der Beobachtermission wurden die meisten Opfer durch Artillerie- und Panzergranaten getötet, über die nur die Regierung verfügt“. Dem widersprach der Stern am 29.05.: „Weniger als 20 der 108 Toten seien durch Artillerie- oder Panzerbeschuss getötet worden, sagte der Sprecher des UN-Hochkommissariats für Menschenrechte, Rupert Colville. Der Großteil sei stattdessen in zwei "Sammelhinrichtungen" getötet worden“, nur um dann fortzufahren, „die laut Einwohnern von der regierungstreuen Schabiha-Miliz begangen worden seien“. Man dreht sich die Tatsachen halt so wie man sie greade gebrauchen kann.

 Der „BBC World News“ Redakteur Jon Williams räumte allerdings einen Monat später ein, „das (die) Anschuldigungen das Produkt der Propaganda-Abteilung der sunnitischen Aufständischen sind, die Bashar al-Assad stürzen wollen“. In Syrien würden leider seit langem „Gerüchte als Fakten dargestellt". Dann schreibt er: "Nach dem Massaker von Hula letzten Monat hieß es in den anfänglichen Berichten, dass bei einigen der 49 getöteten Kinder und 34 getöteten Frauen die Kehle durchgeschnitten sei. In Damaskus erzählten mir westliche Beamte, dass die anschließende Untersuchung ergab, dass niemand unter den Toten in solch brutaler Weise getötet worden sei. Obwohl die syrischen Truppen das Gebiet kurz vor dem Massaker beschossen hätten, sei außerdem unklar, wer genau, wie und warum die Übergriffe ausgeführt habe."

 Man kann also davon ausgehen, dass die Weltöffentlichkeit über die Vorgänge in Hula belogen wurde, um den Waffenstillstand zu sabotieren. Diesen Schluss lassen auch die, überaus vorsichtigen, Aussagen des damaligen Vermilttlers Kofi Annan zu. Die deutsche Regierung wies damals den syrischen Botschafter aus und nahm einen Bericht deutscher Geheimdienste, der der Regierung kontraproduktiv erschien, unter Verschluss.

 So dreist können, selbst die westlichen Medien, ihre Konsumenten dieses Mal nicht belügen. Die Fakten sind zu eindeutig. Da hilft nur Kleinreden, Verschweigen, Relativieren. Zum Beispiel verschweigen fast ausnahmslos alle Medien, dass die USA, entgegen ihren sonstigen Gepflogenheiten, eine sehr allgemein gehaltene Verurteilung des Terroranschlag im Sicherheitsrat blokierten.

 Opfer sind eben nicht immer gleich. Es gibt die guten Opfer, die auf Seiten der USA und ihrer Verbündeten zu beklagen sind und es gibt schlechte Opfer, dass sind die Opfer die die Gegenseite zu beklagen hat.

Ungerührt von den menschlichen Tragödien in Damaskus forderte der britische Außenminister William Hague während seines Besuchs in Beirut, er unterstütze den Apell der Opposition Präsident Baschar al-Assad und die Führung von Armee und Sicherheitskräften müssten zurücktreten.

 Ansonsten wird eher knapp berichtet. Man beschränkt sich auf die Aufzählung der unleugbaren Fakten. Nur das Frontblatt, Spiegel, bringt es auf seinem Onlineportal fertig, einen Zusammenhang zwischen Terroranschlägen und Bürgerkrieg zu leugnen. Thilo Thielke, der direkt aus Damaskus berichtet weiß: „Was im Zentrum von Damaskus passiert, hat mit den Kämpfen zwischen bewaffneten Aufständischen und den regimetreuen Soldaten wenig zu tun“.

 Die ARD schweigt da schon lieber das ganze Drama tot. Die Hauptsendung fer Tagesschau um 20.00 Uhr widmet dem Ereignis gerade einmal 23 Sekunden an voletzte Stelle zwischen den Themen „Regierungskrise Bulgarien“ und „Stromtarifrechner im Test“. Drei Stunden später, in den Tagesthemen kommt der Terroranschlag gar nicht mehr vor.

 Wie viele Sondersendungen, wie viele Sendeminuten hätte die ARD einem Terroranschlag mit 60 Toten und über 200 Verletzten in einer Hauptstadt der westlichen Welt gewidmet?

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