Dienstag, 2. Juli 2013
Kampagnenjournalist Thomas Roth wird "erster Moderator" der Tagesthemen
Wie man in Deutschland als Journalist Karriere macht, dass kann man dieser Tage an der Neubesetzung des ersten Moderators der Tagesthemen sehen. Einen der begehrtesten Jobs im deutschen Fernsehen erhält für den, auf den Stuhl des Intendanten des WDR wechselnden Tom Buhro, Thomas Roth als Belohnung für treue Dienste, - in jeder Hinsicht.
Am 1. August tritt Thomas Roth seinen Dienst als Moderator bei den Tagesthemen der ARD an. Diese Personalie verwundert ein wenig. Auf Grund seines Alters, Roth ist 61 Jahre alt, wird er das Amt lediglich drei Jahre ausüben können. Seine Vorgänger Tom Buhro, sieben Jahre, Ulrich Wickert, 15 Jahre und Hans joachim Friedrichs, seche Jahre, waren erheblich länger im Amt. Die Berufung Roths auf diesen Posten darf getrost als eine Art Belohnung, als eine Art Krönung eines langen Reporterlebens angesehen werden, in dem Roth stets das tat was man von ihm erwartete.
Aus der Sicht der etablierten, ja fast beamteten, Journalisten im WDR und in der ARD mag die Berufung Roths nur folgerichtig gewesen sein. Ein Mann mit sicherlich unübersehbaren beruflichen Qualitäten, jahrelang im Ausland als Korrespondent tätig, hat Roth eigentlich immer nur durch brave Berichterstattung im engen Rahmen westlicher Sichtweisen von sich Reden gemacht. Daher auch schon seine Berufung als Korrespondent von Moskau nach New York Ende 2008.
Roth saß in Moskau bereits auf gepackten Koffern, als der wahnsinnig gewordene und vom Westen dazu animierte Gerorgische Präsident Saakaschwili sein Land in einen, nicht zu gewinnenden, Krieg mit Russland stürzte. Nach dem Zusammenbrechen der Sowjetunion hatte sich Georgien in den Grenzen, wie sie Stalin, ein Georgier, einst gezogen hatte, für unabhängig erklärt. In blutigen Konflikten sagten sich, Südossetien und Abchasien von Georgien los und erklärten ihrerseits ihre Unabhängigkeit von Georgien. In einem internationalen Vertrag wurden Truppen der GUS als Friedenstruppen 1994 nach Südosetien und Abchasien entsandt. Georgien erkannte die Abspaltungen jedoch nie an.
Saakaschwili, in der sogenannten Rosenrevolution vom Westen an die Macht geputscht, und von diesem mit Wohltaten, wie modernstem Kriegsgerät, überhäuft, versuchte nun mit militärischen Mitteln sein Versprechen einzulösen, Südossetien und Abchasien nach Georgien zurückzuholen. Er griff die Südossetische Hauptstadt Zchinwali mit einem Bombardement aus Raketenwerfern an und seine Truppen überquerten die Grenzen nach Südossetien. Dabei wurden auch die Freidenstruppen der GUS, die hauptsächlich aus russischen Einheiten bestanden angegriffen und zum Teil vernichtet.
Die Reaktion der Russen ließ nur ein paar Stunden auf sich warten. Putin und Mewedjew setzten die 58. Armme in Marsch. Sie durchquerte den Roki-Tunnel, die einzige Verbindung zwischen dem russischen Nordossetien und Südossetien und schlug die Georgischen Verbände in die Flucht. Nach vier Tagen war der Spuk vorbei. Die georgische Armee hatte praktisch aufgehört zu existieren. Der Westen hatte eine schallende Ohrfeige erhalten.
Aber der Westen unter der Führung der USA, Großbritannien, Frankreich und Deutschlands wandelte seine militärische Niederlage in einen propangandisten Sieg um. Der Überfall der Georgischen Truppen auf Zchinwali wurde ab sofort in allen westlichen Medien totgeschwiegen. Das Bild des hässlichen russischen Barbaren, aus den Zeiten der Hitlerdiktatur und dem anschliessenden Kalten Krieg, feierte fröhliche Urständ.
Roth saß in Moskau und musste liefern. Und Roth lieferte. Dabei nahm er wenig Rücksicht auf die reellen Fakten. So stellte er sich vor die einzigen zwei, von den Russen zerschossenen Gebäude des georgischen Gori und behauptete dreist, so wie diese zwei Gebäude sehe ganz Gori aus. Dort gäbe es kein unversehrtes Haus mehr. Gori sei von den Russen in Schutt und Asche gelegt worden.
Wenige Minuten später konnte der überraschte Zuschauer auf dem anderen öffentlich rechtlichen Kanal, dem ZDF, eine völlig unversehrte Innenstadt Goris bestaunen, in der sich das Leben auf den Strassen abspielte wie in Friedenszeiten. Peter Scholl-Latour, der ein paar Tage später das Kriegsgebiet bereiste, bestätigte bei Sandra Maischberger, dass wirklich nur diese zwei Gebäude in Gori beschädigt worden seien.
Eine weitere dreiste Lüge tischte Roth wenige Tage später, anlässlich eines Interviews Wladimir Putins auf. Um die Unmenschlichkeit russischen Bombardements zu dokumentieren, behauptete er, eine russische Bombe sei nur hundert Meter von ihm entfernt in ein Wohnviertel Goris eingeschlagen. Auf die Antwort Putins, man habe lediglich „georgische Feuerleitstellungen unter Feuer" genommen, "die sich außerhalb der Kampf- und der Sicherheitszone befanden. Aber dies waren Stellungen, aus denen die georgischen Streitkräfte geführt, und von wo aus die russischen Truppen und die Friedenstruppen angegriffen wurden“, setzte Roth noch einen drauf: „Ich habe Ihnen doch gerade gesagt, dass auch Wohnviertel bombardiert worden sind. Was ich selbst erlebt habe, sonst würde ich das nicht sagen.“ Anschliessend wurde von mehreren unterschiedlichen Quellen behauptet, an Roths Geschichte sei kein Wort wahr.
Das Interview Roths mit Putin selbst, wurde wenige Tage später, am 19.08., zu einem Skandal. Roth sprach über eine Stunde mit Putin. Gesendet wurden davon 9 Minuten, die so geschnitten waren, dass sie die Antworten Putins auf Roths Fragen praktisch in ihr Gegenteil verdrehten. Zu allem Überfluß wurde das Interview auch noch als Text ins Internet gestellt mit der Überschrift: „Neun Minuten Interview mit Wladimir Putin im Wortlaut.“
Erst nach einem Sturm der Entrüstung, Telefon und Faxgeräte konnten den Ansturm nicht bewältigen, im Blog der ARD wurden 1200 Kommentare veröffentlicht, bevor er abgeschaltet wurde (die ARD gibt selbst zu, dass sie nur den geringeren Teil der eingegangenen Kommentare veröffentlicht habe, der größere Teil fiel der Zensur zum Opfer) brachte die der WDR in seinem dritten Program um 6.20 Uhr in der Früh das gesamte Interview.
Roth verhöhnte daraufhin die Zuschaauer, letztlich seine Arbeitgeber, indem er behauptete, von Manipulation könne keine Rede sein. Schliesslich habe er die Originalversion des Interviews den russischen Medien zur freien Verfügung überlassen. Dort habe sich schliesslich jeder informieren können. Dass der Kreis der russischen Sprache Mächtigen in Deutschland eher gering ist, hatte für Roth anscheinend ebenso keine Bedeutung, wie auch die Tatsache, dass Roth den Zuschauern empfahl, die ach so staatsgelenkten, Sendeanstalten Russlands zu Rate zu ziehen, wenn sie, von der ARD belogen, die Wahrheit wissen wollten.
Thomas Roth wusste damals genau was er tat und er tat es wahrscheinlich mit Berechnung. In den USA ging im Jahr 2008 der Präsidentschaftswahlkampf zwischen dem Demokraten Obama und dem Republikaner MCCain in seine entscheidende Phase. McCain, der monatelang einige Punkte hinter Obama zurück gelegen hatte holte mit seiner Kriegsrethorik im Sinne Georgiens auf und zog in den Umfragen mit Obama gleich.
Der Aussenpolitische Berater MCCains war jahrelang ein gewisser Randy Scheunemann. Der war gleichzeitig Inhaber der PR-Agentur Orion Strategies, die einen Vertrag mit Georgien besaß. Orion Strategie und zwei andere PR-Agenturen, Public Advocacy, wie Orion Strategy in Washington ansässig und Aspect Consulting, Brüssel bombadierten Nachrichtenagenturen und Sender in aller Welt in den Tagen des Krieges mit zum Teil, hanebüchenden Kriegslügen. Darunter auch die Geschichte vom völlig zerstörten Gori.
Thomas Roth wusste natürlich um den Einfluss MCCains in den politischen Kreisen Washingtons und New Yorks. Ganz gleich ob MCCain nun Präsident der Vereinigten Staaten werden würde oder nicht, würde er, Roth, zum Beispiel die Gorilüge auffliegen lassen, würden ihm in Zukunft in den USA einige Türen verschlossen bleiben. Roth entschied sich für seine Karriere, die ihn dieser Tage auf den Stuhl des ersten Moderators der Tagesthemen führte und gegen die Wahrheit.
Abonnieren
Kommentare zum Post (Atom)
Keine Kommentare:
Kommentar veröffentlichen