Dienstag, 17. September 2013

Berggruen lässt die Kassen klingeln - Karstadt wir abgewrackt


 Während bei Milliardär Nicolas Berggruen die Kassen kräftig klingeln, läutet für Karstadt das Todesglöcklein. 300 Millionen Euro kassiert Berggruen von der Signa Holding des österreichischen Investors Rene Benko für 75,1 Prozent der Karstadt Premium Group GmbH, zu der die Edelkaufhäuser KaDeWe (Berlin), Alsterhaus (Hamburg), Oberpollinger (München) gehören und für die 28 Filialen der Karstadt Sports GmbH. Die Karstadt  Premium Group GmbH und die Karstadt Sports GmbH waren bisher die einzigen Gewinnbringer unter dem Dach der Karstadt Holding.

 Der einzige verbleibende operative Zweig der Karstadt Holding, die Karstadt Warenhaus GmbH, schreibt nach wie vor tief rote Zahlen. Wer soll unter diesen Umständen glauben, dass Berggruen die 300 Millionen Erlös in seine maroden Kaufhäuser investiert? Dass der Investor nach dem Motto agiert, was kümmert mich mein dummes Geschwätz von gestern, beweist seine Aussage bei der Übernahme aus dem Arcandor Konkurs für einen symbolischen Euro, es werde keinen Arbeitsplatzabbau geben. Heute, fast drei Jahre später haben 3.000 Beschäftigte ihren Arbeitsplatz verloren und die Belegschaft brachte über Lohnverzicht etwa 650 Millionen Euro für das Überleben ihres Arbeitgebers, Karstadt, auf. Berggruen übrigens, bis jetzt nicht einen Cent.

 Im Mai berichtete dieser Blog mit Bezug auf eine Nachricht des Spiegel von merkwürdigen Geldverschiebungen innerhalb des Konzerns zu Gunsten der Karstadt Premium und der Karstadt Sports und zu Lasten der Karstadt Warenhaus: “Die Karstadt Warenhaus GmbH musste 31 Millionen Euro an die, extra von Berggruen gegründete, Karstadt Holding abführen. Diese gab 10 Millionen an die Karstadt Premium GmbH mit ihren drei Edelkaufhäusern in Berlin, Hamburg und München und 20 Millionen Euro an die Karstadt Sports GmbH, die 28 Sportgeschäfte betreibt, weiter. Die beiden Töchter bezahlten davon die, durch die Abspaltung von der Karstadt Warenhaus GmbH entstandenen Verbindlichkeiten, von 36,8 Millionen Euro an diese aus. Durch den, scheinbar sinnlosen, Ringtausch wird der kränkelnden Karstadt Warenhaus GmbH Kapital von 31 Millionen Euro entzogen, während die profitablen Karstadt Premium und Karstadt Sports ihre Verbindlichkeiten enorm reduzieren.“

 Die Forderungen der Karstadt Warenhaus gegenüber der Karstadt Premium und der Karstadt Sports wurden also mit Geld der Karstadt Warenhaus beglichen. Fragen sie einmal den Wirt ihrer Stammkneipe ob er ihnen fünfzig Euro gibt, damit sie ihren Deckel bei ihm begleichen können?

 Berggruen hat sich mit dem Verkauf der beiden Karstadt-Töchter Zeit erkauft. Den unruhig gewordenen Lieferanten und den Banken winkt er mit 300 Millionen Euro, die er angeblich in Karstadt investieren will, um sie noch für eine gewisse Zeit ruhig zu stellen. Das gibt ihm die Gelegenheit den Kadaver Karstadt völlig auszuweiden. Die leere Hülle geht dann in Konkurs.

 Was Berggruen hier vorführt, ist das allseits bekannte Vorgehen einer Heuschrecke. Ein Unternehmen, das in seiner Gesamtheit weniger Wert ist als seine Einzelteile für 'nen Appel und 'nen Ei übernehmen, es zerlegen, die Filetstücke so teuer wie möglich verkaufen und den Rest auf Kosten der Allgemeinheit zu entsorgen, sprich in den Konkurs zu schicken.

 Wer heute durch ein Karstadthaus geht, der sieht auf den ersten Blick, dass das Unternehmen schon längst von seinen Eignern aufgegeben worden ist. Vom abstossenden siebziger Jahre Flair der Fassade über  die ungeputzten schmuddeligen Eingangstüren, die abgelatschten Fußböden, die verdreckten und vergilbten Kassettendecken, die Unmengen von Energie fressenden, dreißig bis vierzig Jahre alten Strahler, die zu hunderten an den Decken hängen, bis hin zu einem völlig demotiviertem Personal werden potentielle Kunden aus den Geschäften getrieben. Jeder, der Augen im Kopf hat kann sehen, dass Berggruen keinerlei Interesse am operativen Geschäft hat. Der will nur schnelle Kasse machen.

1 Kommentar:

  1. Es ist ein großer Skandal, erst das mutmaßliche Fehlmanagement von Middelhoff und dann der raffgierigige Investor, der allenfalls an sich selbst und die Füllung seines Kontos denkt und nicht an die Schicksale der Kaufhäuser und aller teils jahrelanger Angestellten, deren Schicksal nun ungewiß ist.

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