Der Spiegel
Der Spiegel versucht es mit dem Boulevard:
"Dreister Geist"Diesen etwas verunglückten Binnenreim wählt Jurek Skrobala als Überschrift für seine "Stilkritik".
"Giannis Varoufakis tourt durch Europa, in Boots, Lederjacke, Händen in der Hosentasche. Ist das cool? Dreist? Oder einfach klug?"Die Antworten auf die Fragen müssen noch ein wenig warten. Zunächst berichtet uns Skrobala von einem schier unglaublichen Vorgang:
"Die Downing Street wurde vergangenen Montag zum Catwalk. Da ging ein Mann über die Straße: Lederboots, Ledermantel, das sehr blaue Hemd hing ihm aus der Hose, das Sakko war gut versteckt, der Gang lässig."Und noch bevor wir uns eingehende Gedanken darüber machen können, was uns der Dichter mit diesen zwei schlichten Sätzen sagen will, lässt Skrobala eine tiefgründige Analyse der ebenso schlichten wie eindringlichen Beschreibung des Mannes folgen. Den einleitenden Satz nutzt er gleichzeitig dazu uns über die Identität des uns bislang fremden Mannes aufzuklären:
"Mode ist die Fortsetzung der Politik mit anderen Mitteln - und der Kleidungsstil des Spieltheoretikers Varoufakis wahrscheinlich nicht bloß zusammengewürfelt."Um den neuen griechischen Finanzminister Varoufakis handelt es sich also und aller Wahrscheinlichkeit nach, mutmaßt Skrobala, ist "der Kleidungsstil" ...."nicht bloß zusammengewürfelt." Eine geheime, versteckte Botschaft also. Skrobala versucht sie für seine Leser zu entschlüsseln:
"Bei Varoufakis dominiert das Schwarz, Ausdruck des Schlichten, aber auch Farbton des Anarchismus.
Bei den Treffen mit Osborne und Schäuble trug er blau - blau wie auf der Flagge seiner Heimat, blau wie der Hintergrund, auf dem die Sterne der Europäischen Union kreisen.
Das Hemd hängt heraus, ein Zeichen von Dringlichkeit: Varoufakis hat keine Zeit für Allüren.
Der Ledermantel weckt gleichermaßen Erinnerungen an Neo aus der Filmtrilogie "Matrix", den nonkonformen Auserwählten, der gegen die computergesteuerte Weltordnung ankämpft, und an einen einfachen Türsteher, der für Ordnung sorgt.
Varoufakis' Boots mit dem dicken Profil suggerieren, dass er sich auf unsicheres Terrain begeben will. Da würde doch niemand die guten Italiener anziehen!"Wenn es für den Begriff Blödsinn eine Steigerungsform gäbe, dieser ausgemachte Schwachsinn hätte sie sich mehr als verdient. Aber Skrobala ist noch nicht fertig:
"Varoufakis wirkt so, als käme er geradewegs von den Straßen Athens und nicht aus dem Establishment. Das trügt, denn er ist promovierter Ökonom und privilegiert genug, sich das aus der Hose hängende Hemd leisten zu können."Ein Rosstäuscher also, dieser neue griechische Finanzminister, ein Rosstäuscher wie das ganze Land im Südosten Europas:
"Varoufakis spielt die Rolle des Underdogs aus dem Volk, der keine Zeit für Etikette hat, weil die Zeit davonrennt. Varoufakis in der Rolle des Krisenmanagers von nebenan, Sie können "du" zu ihm sagen".Aber man muss auch "jönne könne" sagt der Kölner, besonders wenn es nichts kostet und so gönnt denn der Spiegel sogar dem griechischen Finanzminister das "sehr blaue" Hemd:
"Politik ist nun mal ein Schauspiel. Und Symbolpolitik kostet auch ein Land nichts, das pleite ist."Wir sehen einmal über die schwache Grammatik hinweg.
FAZ
Andere können die Situation um Griechenland nicht so launig sehen. So ist die FAZ um einiges mehr auf Krawall gebürstet. Philip Plinkert spannt schon mal die Büchse. Aber zu mehr als zu einem:
"Warnschuss (der Europäischen Zentralbank) vor den Bug der griechischen Regierung",will er es denn doch noch nicht kommen lassen. Aber zur Sicherheit hinterlässt er noch eine Warnung vor schwererem Geschütz:
"Wenn die Regierung in Athen in Finanzfragen weiter wie ein Geisterfahrer unterwegs ist, könnte und sollte der EZB-Rat mit Zweidrittelmehrheit androhen, auch den Ela-Geldhahn zuzudrehen."Auch andere Länder Europas, die vielleicht mit dem Gedanken spielen könnten, das koloniale Joch des grossen Geldes abzuschütteln warnt Plinkert:
"Athen käme dann schnell zur Besinnung – und es wäre ein Signal an andere potentielle Geisterfahrer."Tagesschau
Einen Schuss vor den Bug, dabei mochte es Dietmar Riemer vom öffentlich-rechtlichen NDR in seinem Kommentar auf den Seiten der Tagesschau nicht belassen. Ein bisschen wehtun sollte es nach Riemers Ansicht dann doch schon.
"eine schmerzhafte Ohrfeige,"habe es von der EZB gegeben.
"Super-Mario" nimmt demnächst keine Athener Schuldscheine mehr an, weil die EZB kein Vertrauen in die Politik der neuen griechischen Regierung hat. ...So sieht es nämlich am Boden der traurigen Tatsachen aus."Verwunderlich, warum Riemer sich nicht an die eigene Erkenntnis hält:
"Da erübrigt sich doch jeder Kommentar - sogar aus Deutschland."Frei nach dem römischen Philosophen Anicius Manlius Torquatus Severinus Boëthius:
"Ach hättest du geschwiegen so wäret du Philosoph geblieben."
Der Tagesspiegel
Der Kommentator des Berliner Tagesspiegels , Christopher Ziegler, hat wie sein Kollege Plinkert von der FAZ hauptsächlich das Große-Ganze im Auge und fürchtet wie dieser einen Flächenbrand, wenn die Völker in Europa einmal erkannt haben, dass sie sich von der Knute der Finanzwirtschaft befreien können:
"Vor allem soll signalisiert werden, dass die Wahl radikaler Parteien nichts an ökonomischen Tatsachen ändert und nicht zu Hilfe ohne Gegenleistung führt."Deswegen, so ein anderer Artikel des Tagesspiegels von Gerd Höhlet und Elisa Simantke hat sich die europäische Elite
"Vereint gegen Griechenland"Christopher Ziegler weiß näheres:
"Alexis Tsipras und sein Finanzminister bekommen derzeit in Europa ihre Grenzen aufgezeigt. Die Geldgeber haben sich offenbar gut abgestimmt. Zusätzlich geeint wurden sie durch das halbstarke Auftreten der Athener Führung in den ersten Amtstagen. Nach dem Rausch des Wahlsiegs wird nun für Tsipras der Boden der Tatsachen wieder sichtbar",und das ist, dass wissen wir spätestens seit Reimers Kommentar in der Tagesschau nicht einfach nur ein Boden der Tatsachen, sondern einer, "der traurigen Tatsachen". Allerdings scheint Ziegler nichts von einer "schmerzhaften Ohrfeige" mitbekommen zu haben. Er will gesehen haben, dass der Chef der EZB die Griechen, ob in ihrer Gesamtheit, oder nur einer repräsentativen Abordnung, darüber schweigt sich Ziegler aus, antreten ließ:
"EZB-Chef Mario Draghi hat den Griechen gezeigt, wo der Hammer hängt."Ganz unverblümt spricht der Korrespondent vom Tagesspiegels aus, womit man den Griechen beikommen will:
"Das Erpressungspotenzial ist also da",Erpressung, eine unter Gangstern nicht unübliche Form des Geschäftslebens.
Soweit der Stand der Dinge an der Südostfront. Mit diesem Gegner scheint man fertig zu werden. Wenn da nicht der böse Russe wäre. Mit seinem integrantem Spiel, dem Versuch Griechenland in sein diabolisches Treiben einzubeziehen und mit den verräterischen, längst zum Überlaufen bereiten Griechen, befasst sich "Die Zeit"
Die Zeit
"Im Netz der russischen Ideologen"Meile Düffler, Carsten Luther und Zacharias Zacharakis von der Zeit sehen gleich das gesamte Abendland in Gefahr:
"Mächtige Russen wollen die EU spalten und kämpfen für eine Vorherrschaft Moskaus. Wie sie die griechische Regierung beeinflussen, zeigen Hunderte vertrauliche E-Mails."Die drei Autoren berichten uns zum Beweis ihrer These von einem
"heiratswillige(m) griechische(n) Reederei-Erbenpaar",dessen Namen wir von der Zeit nicht erfahren. Stattdessen bietet die Wochenzeitung uns einen Link auf eine griechische Seite an. Wer also, und das ist ja die Mehrheit von uns, des griechischen in Wort und Schrift mächtig ist, kann dort näheres erfahren, wer nicht, der hätte vielleicht doch besser sein Abitur in Latein und altgriechisch gemacht, statt in Sport und Religion. Der liberale Bildungsbürger für den das Wochenblatt gemacht wird, ist jetzt dem gemeinen Pöbel wieder einmal weit voraus.
Dieses Reederei-Erbenpaar, jedenfalls, hatte sich einen Trauzeugen ausgesucht, der nicht nur der Zeit, sondern auch der Nato, was im übrigen seit einiger Zeit ein und derselbe Verein zu sein scheint, höchst zuwider war. Es handelte sich um den russischen Oligarchen Konstantin Malofeew (Die Zeit nennt ihn beharrlich Malofejew, was nicht weiter stört, weil der Mann völlig irrelevant ist, aber ein bezeichnendes Licht auf die miserable Recherche der Zeitung wirft). Kurzum, Malofeew, von der EU mit einem Einreiseverbot belegt, hätte der Trauung nicht beiwohnen können.
"Kurzerhand lud der schwerreiche Oligarch die ganze Hochzeitsgesellschaft in sein Luxus-Resort südlich von Moskau ein."Nun mag der ein oder andere sagen, was soll der Schei...., dass ist doch Thema für die Yellow-Press, "Frau im Spiegel" "Das Bunte Blatt", oder so, warum langweilt "Die Zeit" mich damit? Für Die Zeit Redakteure ist diese Hochzeit nicht nur die Hochzeit zweier Reederei-Erben, sondern auch ein Zeichen für die Verbindung zweier Bad Guys in der internationalen Politik, dem Kriegsfürst Putin und dem vertragsbrechenden Sozialisten Tsipras.
"Ein Spleen aus der Welt der Superreichen, könnte man denken. Wäre da nicht die Gästeliste. Denn die exquisiten Namen darauf erzählen davon, wie eng die wirtschaftlichen und politischen Eliten Griechenlands und Russlands verbandelt sind, bis hinauf in die neue griechische Regierung."Die Gästeliste einer Hochzeitsfeier als Indikator für eine Front des Bösen, das meinen die drei von der Zeit anscheinend ernst:
"Die Liste stammt aus dem gehackten E-Mail-Postfach eines früheren russischen Botschaftsmitarbeiters in Athen. …Das Dokument, das als Finale Liste der Griechen betitelt ist, enthält insgesamt Namen von 90 Gästen. Neben Panos Kammenos finden sich Anwälte, Geschäftsleute, Politiker und schließlich ein ganzes Orchester."Ein Dokument, wie es entwaffnender nicht sein kann - für den Zustand der politischen Berichterstattung bei der Zeit. Man stelle sich vor, eine griechische Hochzeit in der Hochfinanz und auf der Gästeliste Panos Kammenos, zur Zeit der Hochzeit natürlich noch nicht griechischer Verteidigungsminister, also Privatmann und dazu noch "Anwälte, Geschäftsleute, Politiker und ein ganzes Orchester", insgesamt 90 Personen und - welche Überraschung alles Griechen. Wer unbedingt will kann sich hier die Liste der Hochzeitsgäste als PDF auf seinen Rechner herunterladen.
700 E-Mails des 3. Sekretärs der russischen Botschaft in Athen, Georgi Gawrisch, haben Hacker, bereits am 2. Dezember 2014 ins Netz gestellt. Gawrisch selbst war schon im Herbst 2013 zurück nach Moskau gegangen. Welche Brisanz diese E-Mails haben, kann man aus der Tatsache entnehmen, dass Die Zeit exemplarisch die Gästeliste einer Hochzeitsfeier veröffentlicht, als Synonym für Putins neue Front gegen die "westliche Wertegemeinschaft".
In der Zeit schien man zum damaligen Zeitpunkt der gehackten Gästeliste einer griechischen Hochzeit, also Anfang Dezember 2014, auch noch keinerlei Brisanz zuzuordnen. Auf Zeit-online davon kein Wort. Dort erging man sich lieber in Hofberichterstattung aus Kiew:
"Ukrainisches Parlament bestätigt neue Regierung. Das neue Kabinett von Arseni Jazenjuk kann mit der Arbeit beginnen."Und man fand überhaupt nichts dabei, dass die US-Amerikanerin Natalia Jaresko zur neuen Finanzministerin ernannt worden war, natürlich erst, nachdem man sie (alles nach Recht und Gesetz) in die Ukraine eingebürgert hatte. Jaresko arbeitete bis dahin als Investmentbankerin und unter anderem für das US-Aussenministerium und die US-amerikanische Botschaft in Kiew.
Über den 3. Sekretär der russischen Botschaft in Athen weiss Die Zeit zu berichten:
"Gawrisch lebte viele Jahre in Griechenland und versuchte dort, Kontakte zu potenziellen Verbündeten zu knüpfen. Zwischen 2009 und 2013 arbeitete er an der russischen Botschaft in Athen, als 3. Sekretär",und es kommt noch viel schlimmer:
"Aus dem Mail-Archiv, das Schreiben in Russisch, Griechisch und Englisch umfasst, im Mai 2010 beginnt und bis Ende November 2014 reicht, geht hervor, dass Gawrisch in Griechenland ein umfassendes Netzwerk unterhielt."Für Journalisten, die es für normal erachten, das Botschaftsangehörige einer befreundeten Nation, Tag und Nacht in abgedunkelten Büros die Telefongespräche der Bürger ihrer Gastnationen abhören und dabei besonders die der jeweiligen Regierungschefs, mag es befremdlich erscheinen, dass Diplomaten heute immer noch das tun, wofür sie eigentlich in ein fremdes Land gehen, nämlich dort Kontakte zu den Einheimischen zu knüpfen und zu pflegen. Ein für die "westliche Wertegemeinschaft" sehr befremdliches Unterfangen der Russen.
"Sein offensichtliches Ziel war es, prorussische und europakritische Mitstreiter zu finden. Seine freundschaftlichen Kontakte reichten von Mitarbeitern der amerikanischen Botschaft über Geschäftsleute bis hin zu Publizisten, die Einfluss auf Politiker völlig unterschiedlicher ideologischer Ausrichtung ausübten."Man sieht, der Feind schreckt vor nichts zurück, bis ins Herz der "freien Welt", die amerikanische Botschaft, reicht seine Einflussnahme. Aber:
"Auch unter den Rechtsextremen suchten Gawrisch und seine Mitstreiter nach Verbündeten. Das zeigen Kontakte zur griechischen Neo-Nazi-Partei Goldene Morgenröte, deren gesamte Führungsspitze sich inzwischen wegen der Bildung einer kriminellen Vereinigung vor Gericht verantworten muss."Dieser Umstand, wenn er denn stimmen würde, wäre allerdings wirklich Grund zur Sorge. Allerdings kommt selbst Die Zeit nicht umhin ihre eigene Aussage Lüge zu strafen:
"Im November vergangenen Jahres wird der frühere Diplomat Gawrisch von einem Mittelsmann per E-Mail gebeten, "unserem prorussischen italienischen Freund" behilflich zu sein. Gemeint ist der italienische Faschist Roberto Fiore, Gründer der rechtsextremen Partei Forza Nuova. Er will nach Athen reisen, um dort den Führungszirkel der Goldenen Morgenröte zu treffen. Allerdings sitzen die wichtigsten griechischen Morgenröte-Neonazis zu dieser Zeit schon in Haft. Fiore bittet: "Können Sie uns einen Anwalt für den 12. Dezember bestellen? Wir brauchen ihn, um in das Gefängnis zu kommen, wo sich die Anführer der Goldenen Morgenröte befinden."Wir konstatieren, nicht Gawrisch hat Kontakt zur "Goldenen Morgenröte" gesucht, vielmehr verhielt sich die Kontaktsuche genau anders herum. Gawrisch hat anscheinend die Mails vollkommen unbeantwortet gelassen:
"Ob den italienischen Faschisten geholfen wurde, geht aus den E-Mails nicht hervor."Was soll der Blödsinn? Wenn mir jede E-Mail auf meinem Account, die mir unaufgefordert geschickt wird, zum Vorwurf gemacht würde, wäre ich wahrscheinlich Dauergast vor deutschen Gerichten.
Auf gleiche Art und Weise versucht Die Zeit den griechischen Ministerpräsidenten Tsipras zu verleumden. Im Februar 2014 schickt der russische Professor und Rechtspopulist eine Mail an Gawrisch, der sich zu dieser Zeit ja schon nicht mehr in Griechenland aufhält. Der Inhalt der Mail wird uns von der Zeit verschwiegen. Dafür lässt sie sich über den Anhang um so mehr aus:
"Im Anhang findet sich eine Liste von Personen aus verschiedenen Ländern, die geeignet seien, einen "Eliteklub" zu gründen, oder "eine Gruppe zur Beeinflussung der Information im Sinne von 'Russland Heute'. ...Für Griechenland stehen drei Personen auf der Liste, darunter Alexis Tsipras, damals oppositioneller Parteichef der Syriza. Dies ist der einzige Hinweis in den E-Mails darauf, dass es nicht nur Kontakte zur griechischen Rechtsextremisten und zum Unabhängigen Griechen Kammenos gibt, sondern dass aus Sicht der russischen Ideologen auch der heutige griechische Regierungschef persönlich ein möglicher Kooperationspartner ist. Das gilt auch für andere Mitglieder von Tsipras Partei Syriza. Auf der Eliteklub-Liste steht nämlich neben dem Komponisten Mikis Theodorakis noch ein dritter Grieche: der Schriftsteller und Journalist Dmitris Konstantakopoulos."Auch hier kein Beweis dafür, dass Tsipras offensiv den Kontakt zu konservativen oder gar rechten Kreisen in Russland gesucht hat. Er steht auf einer Liste die einer E-Mail angehängt ist, deren Inhalt uns von der Zeit verschwiegen wird. Dafür heißt es vieldeutig:
"Mit allen diesen Menschen, so heißt es in einer Fußnote, hätten sich entweder Dugin oder einer seiner Vertreter persönlich getroffen. Mit ihnen seien direkt oder indirekt Мöglichkeiten ausgelotet worden, an der "Organisation und/oder an Informationsinitiativen im Sinne Russlands teilzunehmen."Es sagt allerdings sehr viel über die Verfasser des Zeit-Artikels aus, wenn diese den griechischen Freiheitshelden Mikis Theodorakis als fünfte Kolonne Putins versuchen zu diskreditieren. Theodorakis wurde Ende der sechziger Jahre des vorigen Jahrhunderts unter der, durch einen Putsch, initiiert und unterstützt von den USA, an die Macht gelangten Militärjunta, misshandelt, gefoltert und in ein Konzentrationslager gesperrt. Erst durch die weltweiten Proteste namhafter Künstler aus der ganzen Welt, wurde er 1970 ins Exil nach Frankreich entlassen.
Über den Schriftsteller und Journalisten Dmitris Konstantakopoulos berichtet Die Zeit:
"Konstantakopoulos ist eng mit der Führungsriege der Syriza-Partei verbunden. Er hat im Ausschuss für das Partei-Programm mitgewirkt. Der Journalist war jahrelang Korrespondent in Moskau und fungiert als eine Art Bindeglied zwischen der Partei und ihren Kontaktleuten in Moskau.""Kontaktleute in Moskau"ist eine Redewendung, die eine Assoziation an Geheimdienste, an Illegalität weckt. Aber Die Zeit weiß noch mehr:
"Konstantakopoulos war zudem im Oktober 2014 darüber informiert worden, dass sich Verteidigungsminister Kammenos wegen der besagten Hochzeit in Moskau aufhielt."Bei allem investigativen Aufdeckungseifer ist den drei Schreiberlingen der Zeit die Tatsache, dass Kammenos im Oktober 2014 noch kein Verteidigungsminister war, vollkommen aus den Augen geraten.
Die Zeit-Autoren, die ja nach eigener Aussage über 700 E-Mails analysiert haben, sind einer weiteren Spur russisch griechischen Liebeswerbens auf die Spur gekommen:
"Als Absender und Empfänger erscheint in den E-Mails immer wieder der Name eines weiteren griechischen Publizisten: Nikos Laos."Aber trotz der intensiven Analyse und Quellenforschung:
"Seine genaue Funktion und Haltung sind schwer ergründbar."Nichts Genaues weiß man also nicht. Trotzdem:
"Ziemlich sicher kann man anhand der E-Mails sagen, dass Laos ein glühender Verehrer Dugins ist und zu ihm Kontakt suchte. Zunächst kommunizierte er via Gawrisch mit Dugin. "Wir leben in einer sehr komplizierten Welt, wo es keine eindeutige staatliche Politik mehr gibt. Stattdessen gibt es Netzwerke, die sowohl innerhalb der Länder wirken als auch über ihre Grenzen hinaus", zitiert Gawrisch Laos gegenüber Dugin und der antwortet: "Sehr richtig." Dugin erklärte sich auch bereit, Laos zu treffen."Aber auch hier wieder:
"Ob das geschehen ist, bleibt unklar."Eigentlich weiss man nichts, aber darüber breitet man sich seitenfüllend aus. Was ein, für den russischen Rechtspopulisten Dugin schwärmender Schriftsteller allerdings mit der griechischen Regierungspolitik zu tun haben soll, bleibt das Geheimnis unserer drei Eiferer Dülffer, Luther und Zacharakis. Aus dem vorgelegten Text geht jedenfalls weder eine Beziehung zur Syriza noch zu deren Vorsitzenden und griechischem Ministerpräsident Tsipras hervor. Man weiß mal wieder nichts:
"Wie viel Einfluss Laos auf die griechische Öffentlichkeit oder auf Syriza hat, lässt sich auf Basis des Mailverkehrs nur beschränkt ermitteln."Ebenso schlampig wie recherchiert wurde, schreiben die drei auch:
"Viel wichtiger als der Kontakt zu Laos mag für Dugin jedoch eine ganz andere persönliche Verbindung sein: jene zum heutigen griechischen Außenminister Nikos Kotzias. Dugin hatte im Frühjahr 2013 an der Universität Piräus, an der Kotzias damals lehrte, einen Vortrag gehalten. Darüber wurde bereits berichtet."Unter dem angebotenen Link wird der erwartungsfrohe Leser weitergeleitet zu dem Zeit-Artikel "Tsipras zieht die Putin-Karte", vom 28. Januar. Autoren sind Steffen Dobbert und Zacharias Zacharakis. Im gesamten Artikel allerdings kein Wort zu Dugin, Kotzias oder gar einem Treffen der beiden an der Universität Piräus, weder im Frühjahr 2013 oder sonst irgendwann. Zumindest der letztere der beiden Autoren sollte sich am 6. Februar noch erinnern, was er am 28. Januar geschrieben hat. War mal wieder nichts mit einer sauberen Beweisführung.
Lieber weicht Die Zeit auf einen Nebenkriegsschauplatz aus:
"Weniger bekannt ist jedoch, dass Kotzias als Professor an der Universität Piräus mehrere Studien in Auftrag gab, die das Verhältnis der griechischen Bevölkerung zu Russland untersuchen sollten. Aus den gehackten E-Mails geht hervor, dass Kotzias die Ergebnisse im Juni 2013 unmittelbar an Gawrisch weiterleitete."Öffentlich erarbeitete Studien, in der Öffentlichkeit bekannt, in der Tat, um mit dem alten Adenauer zu sprechen: "Wir haben hier einen Abgrund von Landesverrat vor uns!" Ein wenig beleidigt ob des deutschen Abschneidend, präsentieren uns die Autoren wenigstens den Inhalt einer der Studien:
"Die Meinungsforscher gingen unter anderem der Frage nach: "Welches Land steht Griechenland am freundschaftlichsten gegenüber?" Das Ergebnis aus dem Jahr 2012: Fast 40 Prozent halten Russland für den größten Freund der Griechen. An Platz zwei steht Frankreich mit 24 Prozent. Deutschland hingegen sehen nur etwas mehr als ein Prozent der befragten Griechen als Freund."Der russische Bär, der slawische Untermensch vierzig mal so beliebt und der französische Froschschenkelfresser noch vierundzwanzig mal so beliebt wie die Deutschen mit ihrer brummenden Wirtschaft und ihrem Saubermannimge? Undenkbar und absolut inakzeptabel.
So weit, so gut! Zum Schluss fassen die drei Autoren, denen noch die vier Helferlein Christo Grozev, Sebastian Mondial, Steffen Dobbert und Karsten Polke-Majewski zur Seite standen, die Quintessenz ihres Tuns zusammen, damit die Botschaft auch den Blödesten unter den Zeitlesern erreicht:
"So sehr sich die griechische Regierung in diesen Tagen bemüht, die Unterstellung zu widerlegen, sie wolle aus der Reihe der Europäer ausscheren und sich Russland zuwenden, so sehr stellt sich die Frage, welchen Einfluss es hat, dass der griechischer Außenminister (pseudo)-akademische Beziehungen zum Neo-Eurasier Dugin pflegt oder dass der Verteidigungsminister offenbar eng mit einem russischen Oligarchen verbandelt ist, der wiederum Dugin nahesteht."Den Lesern des Zeit-Artikels drängt sich allerdings ein anderes Fazit auf: Viele Köche verderben den Brei. Dieser hier ist absolut ungeniessbar.
Ich hoffe, alle diese Kapitäne bleiben auf dem Schiff, wenn es untergeht.
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