Sonntag, 4. Oktober 2015

Deutsche Medien entschuldigen Kriegsverbrechen der US-Luftwaffe in Kundus, - Die Zweite

 Nach meinem gestrigen Post "Deutsche Medien entschuldigen Kriegsverbrechen der US-Luftwaffe in Kundus", haben mir ein paar freundliche Natotrolle noch ein paar Hinweise auf weitere Ungeheuerlichkeiten in der deutschen Presselandschaft bezüglich der Bombardierung des Krankenhauses in Kundus durch die US-Luftwaffe gegeben.

Unter der Überschrift
"Fataler Fehler der US-Luftwaffe: Klinik in Kundus versehentlich bombadiert"
schreibt der Kölner "Express" auf seiner Internetplattform "Express.de" am 3. Oktober um 13.42 Uhr:
"Bei einem Bombenangriff in Kundus haben amerikanische Kampfjets offensichtlich aus Versehen ein Krankenhaus der Organisation Ärzte ohne Grenzen (MSF) getroffen und dabei mindestens neun Klinikmitarbeiter getötet."
 Eine bewusste Fälschung der wirklichen Ereignisse. Meldete die Nachrichtenagentur "Reuters" doch bereits um 10.30 am gleichen Tag:
"The first bomb landed at 2:10 a.m. and MSF staff called NATO in officials in Kabul at 2:19 a.m. and military officials in Washington a few minutes later, and the bombing continued until 3:13 a.m., an MSF official said, asking not to be identified saying that a statement will be released shortly."
Also war zum Zeitpunkt der Veröffentlichung des Express-Artikels bereits über drei Stunden bekannt, dass die US-Luftwaffe das Krankenhaus in Kundus über eine Stunde lang bombardiert hatte (von 2.10 Uhr bis 3.13 Uhr) obwohl die Nato in Kabul seit 2.19 Uhr, und die Militärs in Washington nur wenig später, von "Ärzte ohne Grenzen" über die Bombardierung informiert worden waren.

Trotzdem redet der "Express" weiterhin, wider besseren Wissens, von einem Unglück:
"Der Sprecher der Nato-Mission in Afghanistan, Sernando Estreooa, erklärte zu dem Unglück: „Die US-Streitkräfte haben am 3. Oktober um 2.15 Uhr Ortszeit einen Luftangriff nahe der Einrichtung durchgeführt, wo einzelne Personen die Truppen bedrohten. Dabei sei womöglich eine nahe gelegene Klinik beschädigt worden.
 Wie sehr sich mittlerweile "Bildzeitung" und "Spiegel" in ihren Qualitätsaansprüchen angeglichen haben, kann aus der Tatsache ersehen werden, dass beide die gleiche blutrünstige Schilderung eines Pflegers der Klink, fast wortgleich veröffentlichen. Weiss man schon seit längerem, dass die Bildleserschaft es gar nicht blutig und grausam genug bekommen kann, so muss mittlerweile festgehalten werden, dass der gemeine Spiegelleser auch nur noch wenig an einer seriösen Berichterstattung ineressiert ist und ihm das Leid anderer Menschen einen wohligen Schauer über den Rücken laufen lässt.

Während "Bild" in grossen Lettern aufmacht:
"Ich sah, wie Menschen in ihren Betten verbrannten",
titelt "Spiegel-online":
"Die Patienten brannten in ihren Betten" 
Ich möchte mir und den Leserinnen und Lesern an dieser Stelle weitere blutige Details aus "Bild" und "Spiegel" ersparen. Grundsätzlich ist auch gegen die drastische Schilderung eines Verbrechens nichts einzuwenden, wenn es darum geht, die grösse der Schuld des Verbrechers zu dokumentieren. Das ist aber weder bei "Bild" noch beim "Spiegel" der Fall. Im Gegenteil, beide Blätter sind darauf erpicht von dem Verbrechen der USA abzulenken und die Sicht der Leser auf das Leid der Opfer zu lenken, die von einem, gleichsam unabwendbaren, Schicksalsschlag ohne Fremdverschulden, ähnlich wie bei einem Erdbeben, getroffen wurden.

 So schreibt der "Spiegel":
"...als das Krankenhaus am frühen Samstagmorgen mehrfach aus der Luft getroffen wurde."
 Das Krankenhaus wurde nicht bombardiert, also ein Akt der Aggression, im Spiegel wurde es getroffen, also ein Erleiden, ähnlich eines Blitzeinschlages, ohne dass hierfür irgendjemand die Verantwortung trägt. Eine Schilderung, die die wahren Ereignisse auf den Kopf stellt. Nicht einmal von wem das Krankenhaus aus der Luft getroffen wurde, wird in diesem Satz erwähnt.

Währenddessen nennt Bild zu Anfang des Artikels noch mutig Ross und Reiter:
"Bei US-Angriffen auf ein Krankenhaus der Hilfsorganisation „Ärzte ohne Grenzen“ in der Provinzhauptstadt Kunduz (Nordost-Afghanistan) wurden am Samstag morgen (Ortszeit) mehr als 19 Menschen getötet, weitere 37 verletzt"
 Sogar von US-Angriffen, also einer Mehrzahl von Angriffen, ist hier die Rede, während dieser Umstand ansonsten gern verschwiegen wird. Allerdings relativiert die Bildzeitung zum Schluss des Beitrags den Anteil der US-Bomben am Leid der Menschen wieder, indem sie den Drohnenkönig Obama schwadronieren lässt:
"US-Präsident Barack Obama (54) bekundete unterdessen den Hinterbliebenen der Opfer sein Beileid. In einer Mitteilung vom Samstagabend sprach er von einem „tragischen Vorfall”.
Keine bewusste, gewollte Tötung von unschuildigen Menschen, sondern ein, von niemanden zu verantwortender, tragischer Vorfall.

Die Redewendung vom „tragischen Vorfall” macht sich dann auch flugs die Tagesschau der ARD zu Eigen. In der Sendung am Samstag um 15.30 Uhr heisst es noch:
"Im Nordafghanischen Kundus ist ein Krankenhaus der Hilfsorganisation "Ärzte ohne Grenzen" bombardiert worden, wahrscheinlich durch US-Kampfjets und aus Versehen".
Interessant ist daran, dass man die Verursacher des Bombardements scheinbar noch gar nicht genau kennt, "wahrscheinlich durch US-Kampfjets" aber bereits mit Sicherheit sagen kann, dass das Ganze aus Versehen geschehen ist, also in keinermanns Verantwortung.

 Einen Tag später hat die Tagesschau die Redewendung des Weissen Hauses zu ihrer eigenen gemacht. Die gleiche Sprecherin wie am Vortag, Kirstin Gerhard, kündigt einen Beitrag mit dem Korrespondenten Gabor Halaszunter Verwendung der offiziellen Formulierung der US-Administration an, nachdem sie zuvor zerknirscht einräumen musste , dass das Krankenhaus "offenbar" durch die USA bombardiert wurde :
"Nach dem "tragischen Vorfall" hat sich "Ärzte ohne Grenzen"aus Kundus ja nun weitgehend zurückgezogen."
 Dieser ist dann eifrigst bemüht, ganz im Sinne seiner Heimatredaktion, den Schwarzen Peter den Taliban zuzuschieben:
"...und es ist auch zu befürchten, dass so etwas den Taliban in die Hände spielen könnte. Denn die Taliban werden jetzt sagen: "Seht die Natosoldaten, die töten unschuldige Zivilisten." Das könnte sie am Ende sogar stärken. Und das obwohl die Taliban selbst natürlich überhaupt nicht unschuldig sind."
 Diese ungeheuere Verdrehung der Tatsachen und der Verantwortlichkeit ist geradezu ein Steilpass für Kirstin Gerhard:
"Noch sind die Umstände dieser Bombardierung ja noch unklar. Das afghanische Verteidigungsministerium erklärte, bewaffnete Terroristen hätten das Klinikgelände betreten und die Gebäude und die Menschen im Inneren als Schutzschild benutzt."
Auch wennn "Ärzte ohne Grenzen" dieses vehement abstreitet, weiss Gabor Halasz noch einen draufzusetzen:
"Die Nachrichtenagentur AP hat gesagt es seien Gewehre in diesem Krankenhaus gefunden worden."
 Also fassen wir zusammen: Ein "tragischer Vorfall" "offenbar" durch US-Kampfjets "aus Versehen" herbeigeführt aber zu verantworten von den Taliban die "natürlich überhaupt nicht unschuldig sind."

 In den Tagesthemen vom Samstag stellt der Korrespondent Stefan Niemann noch einmal die Gewichtungen richtig:
"Abgesehen vom menschlichen Leid der Opfer und ihrerAngehörigen ist dieses Bombardement des Krankenhauses natürlich ein Desaster, auch militärisch und politisch."
Sicher, es hat ein paar Tote und Verletzte gegeben, aber was sind diese Opfer, noch dazu ausschliesslich Afghanen, gegen den Schaden, den die USA erlitten haben. Es ist schier zum Verzweifeln:
"Und hier in Washington kann man sich schon ausmalen wie Gegner und Feinde Amerikas diesen furchtbaren, sogenannten Vorfall nun auch ausschlachten könnten."
Und wieder sind 19 Tote und über 30 verletzte Menschen lediglich ein "Vorfall" sogar nur "sogenannt", während den wirklichen Schaden die, an allem völlig unschuldigen, USA zu tragen haben.

14 Kommentare:

  1. Wie armselig. Dass sie die Tweets des einflussreichen BILD.de-Chefs Julian Reichelt hier nicht thematisieren, der außer sich vor Wut ist über die Bombardierung, zeigt, wes Geistes Kind Sie sind. Passt gerade nicht in Ihr Weltbild, wenn ein ausgewiesener Atlantiker mit den USA harsch umspringt.

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    1. Das ist eben der Unterschied zwischen uns zwei: Sie müssen schreiben was Ihnen Ihr Auftraggeber vorgibt, ich hingegen kann schreiben was ich will.

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  2. Hier mal zur Abwechslung zu den Fakten. Wie sich nun herausstellt, wurde der Lufangriff angefordert. Zudem haben Taliban vom Krankenhaus aus gefeuert. So viel zum Thema etwaiges Kriegsverbrechen.

    US general: Afghan forces called in airstrike on hospital
    http://video.foxnews.com/v/4533930405001/us-general-afghan-forces-called-in-airstrike-on-hospital/?playlist_id=2114913880001#sp=show-clips

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  3. Wie vernagelt muss man sein, die Ausrede eines der Haupttäter des Kriegsverbrechens zum Fakt zu erklären und damit gleichzeitig die Aussage der unparteiisch und selbstlos arbeitenden Organisation "Ärzte ohne Grenzen", dass sich keine Taliban im Gebäude befanden, zur Lüge zu erklären. Hier passt endlich mal das vin Ihnen so gern und oft verwendete Wort: Armselig!

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    1. Wissen Sie, was armselig ist, Jungmann? Im Jahr 2006 sagte Putin im Gespräch mit Israels Regierungschef Ehud Olmert: "Grüßen Sie Ihren Präsidenten. Er hat uns alle verblüfft. Wir beneiden ihn. Er hat sich als starker Kerl erwiesen! Hat zehn Frauen vergewaltigt." Israels Präsident Mosche Katzav drohte in Israel wegen Vergewaltigung und sexueller Nötigung eine Anklage. 2013 verkündete Putin die Trennung von Frau Ljudmila. Wie lautete Putins Antwort auf die Frage einer Russin, wann er dem Land eine neue First Lady präsentiere? "Ich muss erst meine Ex-Frau Ljudmila unter die Haube bringen, danach kann ich an mich selbst denken."
      Man stelle sich kurz vor, Obama hätte sich an Putins Stelle derartige Ausfälle geleistet. Sie, lieber Jungmann, hätten längst ein Worst-of seiner Unbotmäßigkeiten gepostet. Aber da das Charakterschwein halt im Kreml residiert, wird hier der Mantel des Schweigens darüber gelegt. DAS nenne ich armselig.

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    2. Erstens bin ich nicht Ihr lieber Jungmann, zweitens weiss ich nicht was das Alles mit dem Thema hier zu tun hat und drittens kann man feststellen wie sehr das häufige Studium der Bildzeitung bereits ihre Gehirnzellen verklebt hat.
      Anstatt sich mit den Fakten des Kriegsverbrechen der US-Luftwaffe in Afghanistan ernsthaft auseinanderzusetzen, kommen sie mit irgendwelchem Yello-Press-Scheiss. Sie wollen nicht ernsthaft an einer Diskussion teilnehmen, sie wollen nur ihren Frust loswerden. Ich empfehle den Psychiater.
      In Zukunft wird geistiger Müll solcher Art gelöscht.

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    3. Okay, ist angekommen. Ich hätte dennoch gerne gewusst, wie Sie die aktuelle Entwicklung einschätzen. Russland hat am 30. September mit den Luftangriffen auf Syrien begonnen. Bisher schlugen ein Großteil der russischen Bomben im Westen des Landes ein, in Gebieten, in denen sich der IS gar nicht befindet. Russland bombardiert, um den Kämpfern von Baschar al-Assad gegen die syrischen Rebellen zu helfen. Diese sind für Assad die größere Gefahr als der IS. Finden Sie die Politik Putins in Sachen Syrien moralisch fragwürdig oder nicht? Schönen Dank.

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  4. Die Literaturnobelpreis-Trägerin Alexijewitsch sagt: "In jedem Russen sitzt ein kleiner Putin." Stimmt, und in Jungmann auch.

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  5. Überaus witzig diese rassistischen Sprüche und dafür gibt's auch noch den Literatur-Nobelpreis.

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    1. Seit wann sind die Russen eine Rasse? WJ Verstehen Sie selbst noch, was Sie schreiben?

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    2. Warum, so frage ich mich, Leute, wenn sie blöde sind, nicht einfach ihre Blödheit für sich behalten? Liegt wahrscheinlich in dem Umstand der Verblödung selbst.
      Ist wahrscheinlich zwecklos aber ich versuch's noch einmal:
      Zunächst einmal Wikipedia: "Die Konvention der Vereinten Nationen unterscheidet nicht zwischen rassischer und ethnischer Diskriminierung."
      Nun die Vereinten Nationen selbst:
      "Internationales Übereinkommen zur Beseitigung jeder Form von Rassendiskriminierung
      Abgeschlossen in New York am 21. Dezember 1965
      Art. 1
      1. In diesem Übereinkommen bezeichnet der Ausdruck «Rassendiskriminierung» jede auf der Rasse, der Hautfarbe, der Abstammung, dem nationalen Ursprung oder dem Volkstum beruhende Unterscheidung, Ausschliessung, Beschränkung oder Bevorzugung, die zum Ziel oder zur Folge hat, dass dadurch ein gleichberechtigtes Anerkennen, Geniessen oder Ausüben von Menschenrechten und Grundfreiheiten im politischen, wirtschaftlichen, sozialen, kulturellen oder jedem sonstigen Bereich des öffentlichen Lebens vereitelt oder beeinträchtigt wird."
      Ergo: Rassismus manifestiert sich nicht nur in der Diskriminierung einer Rasse sondern auch der Hautfarbe, der Abstammung, dem nationalen Ursprung oder dem Volkstum.
      Fazit und Schluss:
      Die Formulierung "in jedem Russen" reduziert alle Menschen russischer Herkunft allein auf ihr Russe Sein, ohne Unterscheidung der einzelnen Individuen und ist daher per Definition rassistisch. Rassismus beschränkt sich nach dem Verständnis der Vereinten Nationen nicht nur auf den Unterschied der Rassen.
      Ich weiss, dass ich Sie intellektuell masslos überfordere, wenn ich Sie auffordere selbst nachzulesen, aber der Völlständigkeit halber, hier der Link zu der Übersetzung des "Internationalen Übereinkommens zur Beseitigung jeder Form von Rassendiskriminierung"
      https://www.admin.ch/opc/de/classified-compilation/19650268/201302080000/0.104.pdf

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    3. > Ich weiss, dass ich Sie intellektuell masslos überfordere

      schreibt ausgerechnet jemand, der neue erkenntnisse auf dem gebiet ignoriert...

      Nach Forschungen zur Genetik menschlicher Populationen ist das Konzept der Menschenrasse wissenschaftlich überholt.
      https://de.wikipedia.org/wiki/Rasse

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  6. Russland benötigt den IS...

    ... um überhaupt vor Ort sein zu können.
    Noch mal zurück zum Thema Syrien: Natürlich ist auch der IS ein Feind Assads, jedoch wäre ein Konflikt Assads allein mit den anderen Rebellengruppen nicht ausreichend legitimierend für Russland, um seinen Verbündeten ungescholten unterstützen zu können. Der im Westen populäre Einsatz gegen den IS muss also lange genug vorhalten, um in dieser Zeit auch alle anderen Feinde Assads vernichtend schwächen zu können.

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  7. Und hinterher muss man das natürlich mit dem Panzer plattwalzen, weil die Beweise gefährlich sind...
    http://www.theguardian.com/world/2015/oct/15/us-tank-enters-ruined-afghan-hospital-putting-war-evidence-at-risk

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