Mittwoch, 25. November 2015

Es kann nicht sein, was nicht sein darf - Journalisten in Erklärungsnot

 Viel konnte man gestern lernen über die Verfasstheit der deutschen Presse und hier im Besonderen über die der öffentlich-rechtlichen ARD. Die Türkei hatte in einem beispiellosem Akt militärischer Gewaltanwendung einen russischen Militärjet abgeschossen und damit die Welt fast an den Abgrund eines neuen, grossen Krieges gebracht.

 Sich hinter dem Schutzschild der Nato versteckend, kocht Erdogan schon seit Jahren sein eigenes Süppchen. Zunächst hat er in der Vergangenheit dadurch, dass er dem IS die Grenzen öffnete für den Nachschub an Waffen und frischen Kämpfern, dann hat er dem IS zu den dringend benötigten finanziellen Mitteln verholfen, indem er den Jihadisten ihr Erdöl abkaufte, er hat ihnen Waffen geliefert und schliesslich hat er versucht sein eigenes Kurdenproblem militärisch zu lösen. Dafür hat er mehrfach in massiver Form das Territorium Syriens verletzt, bis hin zum Einsatz von Bodentruppen auf dem Gebiet Syriens.

 Dem Waffenschieber Erdogan hat es natürlich immens gestunken, dass durch das Eingreifen Russlands in den Syrienkonflikt, Bewegung in die Bemühungen hin zu einen Waffenstillstand und schliesslichem Frieden in Syrien gekommen ist. Es ist sicher kein Zufall, dass just an dem Tag, da der französische Präsident Hollande in Washington mit US-Präsident Obama zusammentrifft, um an einer internationalen Koalition gegen den IS zu stricken, die Türkei einen russischen Jet über dem Hoheitsgebiet Syriens abschiesst. Denn nur wenn weiter Uneinigkeit zwischen den Mächtigen dieser Welt besteht, kann der Kriegsgewinnler Erdogan weiterhin seine zwielichtigen Geschäfte mit dem Terror machen.

 Solche, oder ähnliche Überlegungen hätte man anstellen können in den deutschen Medien. Stattdessen sprangen die üblichen Mechanismen an: Der Schuldige konnte und durfte nur Russland und dessen Präsident Wladimir Putin sein. Unter dem Titel:
"Analyse: Eine verhängnisvolle Fehleinschätzung?"
äusserte sich dazu auf den Seiten der Tagesschau die Korrepondentin Sabine Rau aus dem ARD-Hauptstadtstudio in Berlin. In Anbetracht des Textes von Sabine Rau ist es schon ausserordentlich verwunderlich und befremdlich, was in den Augen unserer Spitzenjournalisten als Analyse bezeichnet wird. Eigentlich, so sagt es die Lehrmeinung, stützt sich eine Analyse immer auf unwiderlegbare Fakten. Raus Beitrag aber glänzt eher dadurch, dass er vollkommen faktenfrei daherkommt. Es sei denn man betrachtet den ersten, eher hilflosen Satz als Faktum:
"Es handelt sich um einen äußerst schwerwiegenden Zwischenfall."
 Der Abschuss eines russischen Kampfjets wird, nicht nur in diesem ersten Satzim gesamten Artikel nicht einmal thematisiert, es sei denn durch das kleine Wort (früher hiess das sehr bezeichnend "Fürwort") Es.

 Der zweite Satz,
"Es gibt zwei, sich widersprechende Versionen, die derzeit nicht verifiziert werden können",
offenbart die ganze Ahnungslosigkeit der Sabine Rau. Sie weiss gar nichts, was sie allerdings dadurch zu überdecken versucht, indem sie durch die Verwendung eines Fremdwortes,"verifizieren" den Schlaumeier spielt. Zu erklären, wie diese, von ihr erwähnten "zwei Versionen" aussehen schenkt sie sich, - Kleinkram.

 Aber eines weiss Rau genau:
"Aber auf den ersten Blick scheint die türkische Version plausibler zu sein."
 Aus verständlichem Grund verzichtet Frau Rau auch hier auf das Benennen von Fakten. Denn wer die Fakten kennt, dem dürfte es äusserst schwer fallen der "Analyse" Raus zuzustimmen. Aber wie sagt doch noch der alte Journalisten-Schnack: Fakten sind der Tod der schönsten Geschichte.

 Da Sabine Rau ihre Leserschaft lieber im unklaren über die wahren Geschehnisse lässt, sollen die Fakten, soweit bekannt und weitgehend unstrittig, hier einmal genannt und ins rechte Licht gerückt werden:
  •  Nach den von der Türkei veröffentlichten Radardaten überflog die SU-24 einen etwa zwei Kilometer breites türkisches Gebiet, das wie eine Nase nach Syrien hineinragt. Die Su-24 hat eine Höchstgeschwindigkeit von knapp 2.400 Stundenkilometern. Nehmen wir an die Su-24 sei mit mittlerer Geschwindigkeit, 1.200 Stundenkilometern geflogen, so hätte sie, immer vorausgesetzt die türkischen Radardaten stimmen für die zwei Kilometer ca. 10 Sekunden gebraucht. Anders herum: Sollten die türkischen Angaben stimmen, man habe inerhalb von 5 Minuten die Piloten zehnmal gewarnt, so müsste die Su-24 das türkische Hoheitsgebiet mit einer Geschwindigkeit von 24 km/h überflogen haben.

Das Bild zeigt die Radardaten, die die Türkei zum Beweis ihrer Behauptung, der russische Jet habe ihr Territorium verletzt, veröffentlict hat. Die leuchtende hellblaue Linie stellt dabei den Grenzverlauf zwischen der Türkei und Syrien dar, die rote die angebliche Flugroute des russischen Jets.
Screenshot

Das Bild zeigt die Krte mit dem betroffenen Grenzverlauf zwischen der Türkei und Syrien. Am massstab rechts unten ist unschwer zu erkennen, dass die türkische Landnase die hier nach Syrien hineireicht nicht breiter als 2 km ist.
Screenshot Google Maps
 Irgendetwas muss allerdings sogar Sabine Rau komisch vorgekommen sein. Allerdings nicht an der Sachlage an sich. Vielmehr scheinen ihr Zweifel an ihrer wenig stichhaltigen Argumentation gekommen zu sein:
"Unklar ist allerdings: Warum hat die russische Luftwaffe die Warnungen der Türkei nicht beachtet, die bereits im Oktober gedroht hatte, bei einer neuerlichen Verletzung ihres Luftraumes Fakten zu schaffen, sprich: mit einem Abschuss zu reagieren?"
 Auf die Idee, dass ihr Erdogan einen riesen Bären aufgebunden hat kommt Rau gar nicht, oder besser gesagt, will sie nicht kommen. In der festen Überzeugung, die seit den frühen vierziger Jahren des letzten Jahrhunderts Allgemeingültigkeit hat, dass an allem Unglück dieser Welt der Russe schuld ist, muss auch hier eine Erklärung gefunden werden:
"Deutet dies möglicherweise auf einen verhängnisvollen Fehler auf russischer Seite hin?"
 Ein Fehler auf russischer Seite ist für Rau wesentlich wahrscheinlicher als die auf der Hand liegende Tatsache, dass die Türkei ganz offensichtlich die Konfrontation gesucht hat. Ein Fehler, ein Fehler Russlands muss es sein:
"Denn: Warum sollte Russland die Türkei in einem Moment provozieren, da Präsident Wladimir Putin Schritte zu einer Kooperation mit einzelnen NATO-Staaten wie etwa Frankreich unternommen hat?"
 Es ist immer wieder erstaunlich, zu welchen geistigen Verrenkungen unser Mainstream fähig ist, um offensichtliche Tatsachen in ihr Gegenteil zu verkehren, wenn es darum geht, ihr holzschnittartiges Weltbild in Schwarz und Weiss, Gut und Böse den Menschen in die Gehirne zu pflanzen.

 

6 Kommentare:

  1. der russische pilot lügt wie gedruckt. er wurde dazu verdonnert, heute zu behaupten, die türken hätten ihn nicht angefunkt. tatsache ist, dass die amis die warnungen der türken mithörten, da beißt die maus keinen faden ab. ich finds gut, dass erdogan an putin ein exempel statuiert hat. poroschenko ist zu schwach, um sich gegen den kreml-despoten zu wehren. mit erdogan sich anzulegen, traut sich putin dagegen nicht. gut so.

    > Die Türkei hatte die Welt fast an den Abgrund
    > eines neuen, grossen Krieges gebracht.

    gehts auch ´ne nummer kleiner? jungmann, ihr völlig unnötiger alarmismus geht mir gehörig auf die keimdrüsen. wenn EIN russischer soldat fällt, sehen sie sich gezwungen, ihr obligatorisches lamento anzustimmen. wenn laut dem "independent" über 400 syrische zivilsten durch russische bomben zu tode kommen, scheint sie das nicht zu jucken. offenbar zählen für sie russische opfer mehr als andere.

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    1. Gab es eine Warnung oder gab es keine? Russland und die Türkei streiten über die Frage, ob die Piloten des abgeschossenen russischen Jets auf die drohende Gefahr aufmerksam gemacht wurden. Jetzt veröffentlichte das türkische Militär eine Tonaufnahme, die die Warnungen beweisen soll. Die Nachrichtenagentur DHA stellte unter Berufung auf die Armee eine entsprechende Sprachaufnahme ins Netz. Auf dem Mitschnitt ist eine Stimme zu hören, die "Change your heading" ("Ändern Sie Ihren Kurs") ruft. Mehrmals ertönt die Warnung, nach Süden abzudrehen. Die Türkei hatte direkt nach dem Abschuss mitgeteilt, die russische Suchoi Su-24 sei mehrfach und über mehrere Minuten hinweg kontaktiert worden.

      bin schon gespannt auf den spin, den jungmann der story geben wird. er lässt nichts unversucht, den kreml ins rechte (sic) licht zu rücken.
      Kurz vor der Veröffentlichung des Funkspruchs hatte sich der russische Soldat Konstantin Murakhtin öffentlich geäußert. Bei ihm soll es sich um den Piloten handeln, der nach dem Abschuss laut der russischen Regierung in Sicherheit gebracht wurde. Der Mann sagte, dass dem Angriff durch die Türkei keine Warnung vorausgegangen sei, berichteten russische Nachrichtenagenturen.

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    2. Kurz vor der Veröffentlichung des Funkspruchs hatte sich der russische Soldat Konstantin Murakhtin öffentlich geäußert. Bei ihm soll es sich um den Piloten handeln, der nach dem Abschuss laut der russischen Regierung in Sicherheit gebracht wurde.

      oha. spon bezweifelt ganz offen, dass es sich bei diesem Konstantin Murakhtin um den abgeschossenen piloten überhaupt handelt. völlig richtig, diesbezüglich ein fragezeichen zu setzen. die luft für jungmann wird merklich dünner.

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    4. Da war ich was ausfällig geworden bei dieser gequirrlten Scheiße. Aber der hirni ist das nicht wert.

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  2. für alle die den Jewgeni Укропы oder “Ukropi” noch nicht kennen, hier ein Bild.

    https://scontent.cdninstagram.com/hphotos-xfp1/t51.2885-15/s320x320/e15/10990560_370360143151282_82097222_n.jpg

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