Montag, 28. November 2016

Das Leiden der Menschen im Ostteil Aleppos neigt sich dem Ende zu - für die Medien kein Grund zu Freude und Erleichterung

 Die Tagesschau meldete am Sonntag in ihrer Hauptsendung um 20:00 Uhr in feinstem Propagandasprech:
"Im syrischen Aleppo drängen die Truppen von Machthaber Assad immer tiefer in den von Rebellen gehaltenen Osten der Stadt vor. Die Armee brachte nach eigenen Angaben zwei Stadtviertel unter ihre Kontrolle. Vorausgegangen waren heftige Gefechte und Bombardierungen. Die Großoffensive auf die zweitgrößte syrische Stadt läuft seit knapp zwei Wochen. Hunderte Zivilisten wurden dabei getötet."
Da darf der böse Russe dann auch nicht fehlen. Entgegen der Tatsache, dass Russland nach der Wiederaufnahme der Kämpfe, nach der einseitigen Waffenruhe der syrischen Armee von Mitte Oktober bis Mitte November, keine Angriffe mehr auf das östliche Aleppo geflogen hat behauptet Stefan Maier in seinem Filmbeitrag, die Offensive der Syrischen Armee werde von der russischen Luftwaffe unterstützt und ruft als Zeugen einen, trotz der schlechten Ernährungslage in Ostaleppo, wohlgenährten islamistischen Söldner - erkennbar an dem obligatorischen Vollbart - vor die Kamera, der sein offenbar auswendig gelerntes Sprüchlein aufsagt:
"Russische Jets haben uns mit Raketen unter Beschuss genommen. Wie man sehen kann, ist das ein ziviles Gebiet. Hier gibt es keine Kämpfer. Das Regime unterscheidet nicht zwischen Milizen und Zivilisten".
Sehen kann man allerdings weder "Milizen" noch Zivilisten. der Mann hat sich medienwirksam auf einen Schutthaufen gestellt, im Hintergrund zerstörte Häuser, denen man nicht ansehen kann, wie sie zuvor genutzt wurden.

 Stefan Meister ist ganz Kriegspartei und auf der Seite der islamistischen Terroristen. Statt sich für die Menschen in Ost-Aleppo zu freuen, dass nun das Schlachten und Morden für sie ein absehbares Ende nimmt, bedauert Meister  dieses offensichtlich:
"Eine vollständige Einnahme Aleppos könnte ein Wendepunkt im Bürgerkrieg sein. Das Regime würde dann alle grösseren Städte im Land kontrollieren."
 Für diese Einnahme Ost-Aleppos durch die Syrische Armee hatte der UN-Sonderbeauftragte Staffan de Mistura allerdings bereits vor Tagen ein neues Inferno vorausgesehen:
"Der UN-Sonderbeauftragte de Mistura befürchtet den Fall der Stadt noch vor Weihnachten. Zigtausende Menschen würden dann vor dem Assad-Regime zu fliehen versuchen."
 Weil dem aber nun augenscheinlich nicht so ist, sondern die Menschen, die von den Terroristen in Geiselhaft genommen wurden, wenn überhaupt, dann eher in die Arme Assads und seiner Truppen in den Westteil Aleppos flüchten, dreht das fixe Reporterchen den Spieß geschwind einfach um:
"Bisher sind erst wenige Menschen in den Westteil Aleppos geflüchtet. Die meisten hält offenbar die Angst vor Assad zurück."
 Manipulation der Zuschauer und Leser durch verdrehte Wahrheiten, offensichtliche Lügen, und der Betrug an den Konsumenten des Mainstreams durch gezieltes Weglassen unangenehmer Tatsachen - so sieht sie aus, die Informationspflicht, der sich unsere Qualitätsjournalisten angeblich verschrieben haben.

 So auch vor einer Woche, als ein Rauschen durch den deutschen Blätterwald ging. Der UN-Sicherheitsrat hatte getagt und der UN-Nothilfekoordinator, der Brite Stephen O'Brien gab vor dem Gremium seinen Bericht über die Lage in Syrien ab. Nun ist dies kein aussergewöhnlicher Vorgang, weil O'Brien dem Sicherheitsrat in monatlicher Folge berichtet, aber der Mainstream sah wohl die Möglichkeit, wieder einmal die große Propagandakeule zu schwingen.

 Aus dem mehrere Seiten umfassenden und etliche Aspekte der humanitären Lage in Syrien beleuchtenden Bericht, suchten sich die den Blättern und dem Fernsehen zuarbeitenden Nachrichtenagenturen einen einzigen Aspekt, den der Belagerung von Städten und Gemeinden und der damit eingehenden schlechten Versorgung der Menschen heraus.

 Zu verlockend war wohl die große, runde Zahl, die O'Brien der Meute zum Fraß vorwarf. Annähernd 1 Million Menschen
"are living tonight under siege",
also, verbrächten diese Nacht unter Belagerungszustand. Eine Nachricht, die die Presse zu geradezu euphorischen Berichten beflügelte. Es war die Zeit der Krokodilstränen:
Die Zeit:   
Syrien: Fast eine Million Menschen leben im Belagerungszustand

FAZ :   
Syrien: Fast eine Millionen Menschen unter Belagerung

Spiegel online:
Syrien: Eine Million Menschen in belagerten Städten

Berliner Morgenpost:
Fast eine Million Syrer eingeschlossen

Handelsblatt:   
Syrien: Krieg gegen die eigene Bevölkerung
Da mochten auch die Öffentlich-Rechtlichen Rundfunk- und Fernsehanstalten nicht abseits stehen:
Deutsche Welle:
UN: Fast eine Million Menschen in Syrien unter Belagerungszustand

Deutschlandfunk:   
UNO - In Syrien werden Orte mit insgesamt mehr als einer Million Menschen belagert

Heute.de:
UN: Fast eine Million Syrer unter Belagerung
 Den Vogel aber schoss wieder einmal die ARD ab. Während sich die Tagesthemen noch für ARD-Verhältnisse moderat äusserte:
"In Syrien wird die Situation der Zivilbevölkerung immer dramatischer. Nach Angaben der UN leben inzwischen fast 1 Million Menschen in Städten und Dörfern , die belagert werden. Allein im Ostteil von Aleppo seien etwa 250.000 Einwohner von der Aussenwelt abgeschnitten. Der UN-Koordinator für Humanitäre Hilfe O’Brian warf der syrischen Regierung vor, sie wolle die Menschen so zwingen, sich unterzuordnen oder zu fliehen",
durfte der Hörfunk-Korrepondent Kai Clement mit Heimathafen WDR, richtig aus dem Vollen schöpfen:
"Ins Gesicht gespuckt",
erschien ihm die richtige Wortwahl für den Titel seines Beitrages zu diesem ernsten, für viele Syrer lebensbedrohenden Thema. Clement stellt seinen Beitrag ganz auf Angriffe auf Krankenhäuser und medizinisches Personal ab. Während sich O'Brien vor dem Weltsicherheitsrat durchaus ausgewogen äussert:
"Tatsache ist, dass seit dem 3. Mai 2016, als der der Sicherheitsrat die Resolution 2286 verabschiedete, über 130 Angriffe auf medizinische Einrichtungen dokumentiert wurden. Der syrische Krieg hat bereits mehr als 750 Menschen des medizinisches Personal getötet. Es ist eine widerliche und eklatante Missachtung des besonderen Schutzstatus' von Einrichtungen des Gesundheitswesens im Rahmen des humanitären Völkerrechts, ein klares "Spucken ins Gesicht" Ihrer (des Weltsicherheitsrates) Entschließung",
wird bei Clement daraus ein Vorwurf ausschliesslich an die syrische und russische Seite. Zwar zitiert er O'Brien durchaus richtig, wenn er auch etwas verkürzt sagt:
"Tatsache ist doch: Seit der Sicherheitsratsresolution vom Mai sind über 130 Angriffe auf medizinische Einrichtungen dokumentiert. Der syrische Krieg hat schon mehr als 750 medizinische Helfer getötet. Das ist eine widerliche und himmelschreiende Missachtung für deren speziellen geschützten Status. Damit wird auch Ihrer Resolution geradezu in Gesicht gespuckt",
wendet aber zuvor einen kleinen Trick an. Der Einleitungssatz seines Berichts beginnt nämlich mit den Worten:
"Mehrfach wurden Krankenhäuser bombardiert, medizinische Helfer getötet".
 Da aber jeder weiss, dass die terroristischen Söldner nicht über Flugzeuge verfügen ist mit diesem Satz die Schuld eindeutig der syrischen bzw. russischen Seite zugewiesen. Ab jetzt kann Clement gewissenhaft zitieren - er sagt immer die Wahrheit und lügt trotzdem.

 Dass O'Brien durchaus auch die Seite der von den USA, Saudi Arabien, Quatar und Israel unterstützten terroristischen Söldner mit in seine Anklage einbezieht, darauf lässt ein kleiner Nebensatz am Ende dieser Aussage schliessen. Darin weist er auf die Stellungnahme seiner norwegischen WHO Kollegin Elisabeth Hoff, der Repräsentantin der Organisation für Syrien hin.

 Elisabeth Hoff vermeidet die Worte Bomben und Bombardierungen gänzlich. Zunächst hebt sie ab auf den Vorkriegszustand des syrischen Gesundheitswesens vor dem Krieg, um dann den Istzustand zu schildern:
"Nachdem es eines der modernsten Gesundheitssysteme der Welt hatte, ist Syriens Gesundheitswesen verwüstet worden. Über die Hälfte seiner öffentlichen Krankenhäuser und Primärversorgung wurden entweder geschlossen oder sie funktionieren nur noch teilweise. Fast zwei Drittel der Beschäftigten im Gesundheitswesen haben das Land verlassen. Der Impfschutz ist halbiert worden, so dass Kinder wieder anfällig für einmal bereits ausgerotte Krankheiten sind. Die Syrer haben keinen zuverlässigen Zugang zu notwendigen Medikamenten, Behandlungen für traumatische Verletzungen, sichere Lieferungen zur Pflege für Kleinkinder oder für andere Hilfsbedürftige."
 Auch Hoff spricht von Angriffen auf Gesundheitseinrichtungen. Allerdings hat die WHO nur 126 Vorfälle verzeichnet und das in einem wesentlich längerem Zeitraum, nämlich nicht wie bei O'Brien von Mai bis heute, also 6 Monaten, sondern von Januar bis September, also 9 Monate. Aber sie sieht einen zweiten entscheidenden Einfluss auf das syrische Gesundheitswesen:
"Ebenso beunruhigend waren die Militarisierung von Einrichtungen des Gesundheitswesens durch mehrere Konfliktparteien, die Ausrichtung des Gesundheitspersonals und die Verweigerung medizinischer und chirurgischer Versorgung in vielen Bereichen. Viele Patienten hatten Angst, die verbliebenen Einrichtungen aufzusuchen."
 Eine Bemerkung, die darauf hindeutet, dass Gesundheitseinrichtungen und Krankenhäuser von den terroristischen Söldnern als Schutz und Deckung genutzt werden, oder Gebäude, die als Krankenhäuser dienen, nicht als solche bekannt gegeben werden. Hoff weiter:
"Ich fordere den Sicherheitsrat auf, dafür zu sorgen, dass die beteiligten Parteien über die Koordinaten aller humanitären Konvois der Gesundheitseinrichtungen verfügen, um Angriffe auf diese Einrichtungen ungeachtet der Täter zu beenden und um eventuelle Angriffe zu registrieren und einen nachhaltigen, bedingungslosen Zugang zu allen Bereichen für medizinische Versorgung und Evakuierungen sicherzustellen."
  Im östlichen Aleppo, so Hoff, seien alle acht Krankenhäuser entweder außer Betrieb oder funktionierten kaum, und die wenigen verbliebenen Ärzte wären erschöpft und überfordert, fuhr sie fort. Die WHO warte auf die Beseitigung von Hindernissen für ihre Pläne, Patienten in kritischem Zustand zu evakuieren und es Konvois zu ermöglichen, medizinischen Nachschub zu liefern. Aber auch
"die Krankenhäuser im westlichen Aleppo waren von verwundeten Patienten überfüllt, nachdem diese von 'nichtstaatlichen bewaffneten Gruppen', wie bei dem Mörserangriff am vergangenen Samstag auf eine Schule, wahllos beschossen wurden."
 Von diesen Fakten bei Clement, sowie auch bei allen anderen Publikationen kein Wort. Ihnen ist es scheinbar nicht an einer lückenlose Berichterstattung gelegen, sondern eher an einseitiger Propaganda. Clement will Stimmung machen:
"Ins Gesicht gespuckt."
 An diesem Satz berauscht er sich geradezu. Vier mal zitiert er ihn innerhalb der ersten paar Zeilen. Im Stile einer Reportage fährt Clement fort, so als sei er selbst in der Uno gewesen, täuscht vor ,Augenzeuge der Sitzung des Weltsicherheitsrates gewesen zu sein:
"O'Brien schaut über seine Halbbrille hinweg in die Runde. Ihm gegenüber sitzt der syrische UN-Botschafter, die Arme über der Brust verschränkt."
 Vor unseren Augen entsteht das Bild eines unsypathischen Zeitgenossen, der in einer Abwehrhaltung dasitzt, "die Arme über der Brust verschränkt":
"Als Gast im Gremium wird er am Ende wieder eine seiner endlosen Reden halten, in der es vor allem um die Abwehr von Terroristen gehen wird und um Angriffe auf den Westen Aleppos, der von der syrischen Armee gehalten wird."
 Ein Gast, der sich nicht zu benehmen weiß, wie schon so oft, indem er "eine seiner endlosen Reden" hält, mit denen er, die Wahrheit verdrehend, so will uns Clement jedenfalls suggerieren, die Anwesenden zu Tode langweilt. Ein dummer, ignoranter Schwätzer eben.
"Vorerst aber muss er sich viel anhören, was er ganz überwiegend für falsch hält. So korrigiert der UN-Nothilfechef die Zahl der in Syrien belagerten und eingeschlossenen Menschen drastisch nach oben. Verdoppelt habe sie sich binnen nur eines halben Jahres auf jetzt fast eine Million."
 Clement vergisst scheinbar, dass zu allervorderst er sich einiges anhören musste, das ihm anscheinend so wenig gefiel, dass er es einfach unter den Tisch fallen lässt. So spricht O'Brien ganz zu Anfang seiner Erklärungen über die einseitige Waffenruhe, die Russland und die syrische Regierung am 18. Oktober für Aleppo erklärten:
"Und es gab einen Hoffnungsschimmer. Eine einseitige russische und syrische Feuerpause für Luftangriffe auf den östlichen Teil Aleppos, die am 18. Oktober zunächst für 72 Stunden verkündet wurde und über das angegebene Ende beibehalten wurde."
Und O'Brien fährt fort:
"Tag für Tag, auch Woche für Woche, hielt die Pause über dem östlichen Aleppo. Das gleiche war für den westlichen Teil Aleppos nicht der Fall, da nichtstaatliche bewaffnete Gruppen Hunderte von Mörsergranaten in Zivilgebiete in den westlichen Teil der Stadt starteten. Hätten alle Parteien die Kraft gehabt, alle Angriffe auf Aleppo einzustellen, wäre das heute ein anderes Briefing geworden."
 Auch, so O'Brien, hätten Russland und Syrien Fluchtkorridore für die Zivilbevölkerung Ost-Aleppos bereitgestellt. Aber diese seien, wie verlautete, unsicher oder als unsicher wahrgenommen worden. Ob diese Annahmen der Wahrheit entsprachen oder ob von den Terroristen entsprechende Gerüchte gestreut wurden, lässt sich schwer beurteilen. Allerdings deutet viel auf die zweite Annahme hin. O'Brien:
"Es gab auch Berichte, dass nichtstaatliche bewaffnete Gruppen im östlichen Aleppo diejenigen, die die Stadt verlassen wollten, daran hinderten."
Der Nothilfekommissar der Uno benennt also ganz klar und eindeutig die Schuldigen für das Ende der verkündeten Waffenruhe über Aleppo - die terroristischen Söldner. Eine Tatsache, die in deutschen Medien einfach totgeschwiegen wird.

 Wer sich die Mühe macht, den Bericht O'Briens vollständig und aufmerksam durchzulesen, der findet weitere, für Konsumenten des Mainstreams erstaunliche Tatsachen. Geschehnisse, die uns vorenthalten werden, weil sie nicht in das Weltbild unserer Qualitätsjournalisten passen und weil sie manch einen zum Nachdenken darüber bringen würden, ob er sich noch von den jetzigen Eliten vertreten fühlt. So wird auch aus dem Westteil Aleppos berichtet.
"Parallel dazu (gemeint sind die Luftangriffe auf Ost-Aleppo) sollen seit dem 1. November mehr als 350 Mörsergranaten und Raketen von nichtstaatlichen bewaffneten Gruppen wahllos auf West-Aleppo abgeschossen worden sein, wo sie über 60 Personen, darunter Frauen und Kinder, töteten und mehr als 350 weitere Menschen verletzten."
Besondere Erwähnung fand der Angriff auf eine Schule und auf die Universität im Westteil Aleppos:
"Am Wochenende hat ein Angriff auf eine Schule im Al-Furqan-Distrikt im westlichen Aleppo mit Mörsergranaten und Raketenprojektilen durch nichtstaatliche bewaffnete Gruppen acht 8 Kinder getötet und mehrere andere verletzt."
 Auch die Universität wurde getroffen. Praktisch kein Wort davon in unseren Medien. "Der Spiegel" berichtet darüber in nur einem einzigen Satz, nachdem er zuvor gemeldet hatte, dass in Aleppo 11 Kinder ums Leben gekommen seien:
"Sieben von ihnen starben durch Granaten, die von Aufständischen am Sonntag abgefeuert wurden und eine Schule trafen".
Anschliessend widmet er sich dann in epischer Breite und Länge den "Verbrechen" des "Regimes:
"In der Nacht seien sechs Mitglieder einer Familie getötet worden, als Regime-Helikopter Fassbomben über dem von Rebellen gehaltenen Ostteil der Stadt abwarfen - dort kamen vier Kinder ums Leben. Auch die Weißhelme in Syrien berichten von Gasangriffen, denen Kinder zum Opfer gefallen sind"
   ...Die syrische Armee attackiert den Osten der Stadt dabei mit Raketen, Fassbomben und Artilleriefeuer.
    …Allein am Samstag waren bei den Bombardements nach Angaben von Aktivisten mindestens 27 Menschen ums Leben gekommen. Zudem wurden mehrere Krankenhäuser getroffen, die einzige Kinderklinik musste nach Angaben der Hilfsorganisationen Ärzte ohne Grenzen wegen der Beschädigungen ihren Betrieb einstellen. Das Vorgehen des Regimes sorgte international für Wut und Entsetzen."
  Nicht vergessen ist auch die Berichterstattung über den Angriff auf eine Schule in Haas, Mitte September, bei dem die Verursacher bis heute nicht identifiziert sind, der von unseren Qualitätsjournalisten monströs ausgeschlachtet wurde. Diese unterschiedliche Sichtweise auf die Opfer eines grausamen Krieges, der sich jeglichen Regeln entzieht, desavouiert die Mainstreampresse als skrupellose Heuchler und Propagandisten. Der Unterschied, der die toten Kinder aufteilt in beklagenswerte, laut zu bedauernde Opfer und anonyme, in keiner Statistik auftauchende, mit Nichtachtung gestrafte tote Körper, ist einzig und allein die Richtung aus der die Granate kam, die ihre kleinen Körper in tausend Stücke riss.

 Wobei zu fragen bleibt, wer mehr zu bedauern ist, die anonymen Toten oder jene, denen man die ewige Ruhe verweigert, weil man sie immer und immer wieder missbraucht, weil man aus ihnen politischen Nutzen ziehen will.
"Insgesamt,"
so O'Brien weiter,
"sind im westlichen Aleppo in den letzten Wochen rund 25.000 Menschen infolge der Beschiessung durch nichtstaatliche bewaffnete Gruppen vertrieben worden."
 Auch hier menschliches Leid und Flüchtlingselend. Die Welt allerdings darf und soll davon nichts erfahren. Denn diese Welt ist streng geteilt in gut und böse. Während die Zeitungen, Zeitschriften und die Rundfunk- und Fernsehsendungen voll sind von Fassbomben und ihrer angeblich verheernden Wirkung, finden die Hell Cannons, diese aus Gasbehältern selbstgebastelten völlig unlenkbaren, mit Sprengstoff, Metallsplittern, Schrauben und Nägeln gefüllten Geschosse, die von den terroristischen Söldnern zumeist aus Wohngebieten auf Wohngebiete abgefeuert werden, in der westlichen Presse keinerlei Erwähnung.

  Die Belagerung von Städten und Dörfern, auf die die Berichte hauptsächlich abstellen, nimmt in O'Briens Bericht nur einen geringen Teil seiner Ausführungen in Anspruch. Zunächst geht er auf das Nichtfunktionieren des "Vier-Städte-Abkommens" für Madaya, Zabadani, belagert von regierungsnahen Einheiten, und Foah und Kefraya, belagert von Jaysh al Fatah, einem Bündnis der Muslimbrüder mit den Kopfabschneidern von Ahrar Al-Scham und der Al-Nusra-Front ein. - Interessant am Rande: Ein Video aus dem März 2015 zeigt den Abschuss einer US-amerikanischen Tow-Rakete mit den Enblemen der Nusra-Front und dem des Jaysh al Fatah am oberen linken Bildrand.

 So scheinen auch die USA angesprochen, wenn O'Brien fordert:
"Diejenigen, die Einfluss auf die Vertragspartner - vor allem Jaysh al Fatah und Iran - haben, müssen alles tun - ich fordere sie alle auf - sicherzustellen, dass die benötigte Hilfe sofort geliefert wird und dass diejenigen, die eine medizinische Versorgung benötigen, evakuiert werden können."
 Das starke Anwachsen der Anzahl unter Belagerung stehender Menschen, von vor einem Jahr 393.700, über 486.700 vor sechs Monaten, auf nunmehr nach Schätzungen der UN 974.080, ist wohl hauptsächlich auf das starke Vorrücken der Syrischen Armee zurückzuführen. Die Terroristen verbarrikadieren sich in den Städten und Dörfern und nehmen die Einwohner als Geiseln, worauf O'Brien schon weiter oben, im Zusammenhang mit der Lage im Osten Aleppos hingewiesen hatte :
"Es gab auch Berichte, dass nichtstaatliche bewaffnete Gruppen im östlichen Aleppo diejenigen, die die Stadt verlassen wollten, daran hinderten."

 Ein Beleg für diese Annahme ist die schwierige Einnahme der vom IS besetzten Stadt Mossul im Norden des Irak, die von einer Allianz der USA, Grossbritanniens, Frankreichs, Kurdenmillizen und der Irakischen Armee abgeriegelt und belagert wird. Unter anderem, "Spiegel online" berichtete darüber am 23. November. Allerdings erwähnt Spon die Zivilbevölkerung mit keinem Wort:
"Die Offensive der Anti-IS-Koalition auf die irakische Stadt Mossul kam zuletzt langsam voran. Jetzt meldet das Militär einen Erfolg: Es will die Stadt eingekesselt haben.
 ...Alle Verbindungen der irakischen IS-Hochburg Mossul zu anderen Dschihadistengebieten sollen gekappt worden sein - die Versorgung mit weiteren Kämpfern und Material sei damit nicht mehr möglich. Das meldet die irakische Armee.
 ...Demnach haben schiitische Milizen die Stadt und das Umland von der Außenwelt abgeschnitten."
 Was hier eine eher positive Meldung über einen wichtigen Etappensieg gegen den IS ist, die Einkesselung und Belagerung der Millonenstadt Mossul, ist in Syrien ein grausamer Akt gegen die Menschlichkeit. In Mossul leben weit über drei Millionen Menschen, die vom IS als Geiseln gehalten werden. Nichts anderes in in Ost-Aleppo geschehen, wo 250.000 Menschen von der Al-Nusra und weiteren islamistischen Kopfabschneidern seit 2012 in Geiselhaft genommen worden sind. Und auch hier werden die IS-Terroristen aus der Luft unter Feuer genommen:
"Auch in Mossul selbst verliert die Terrormiliz weiter an Bewegungsfreiheit. Das IS-Sprachrohr Amak bestätigte im Internet Medienberichte, ein Luftangriff der US-geführten internationalen Koalition habe eine weitere Brücke über den Tigris zerstört."
 Nur wird hierüber ganz anders berichtet. So verliert nach den Worten des Spiegels scheinbar einzig und allein "die Terrormiliz weiter an Bewegungsfreiheit". Die Zivilbevölkerung muss hinter dem militärischen Erfolg zurückstehen.

 Anders als die Presse und das Fernsehen uns weismachen wollen, ist der Bericht Stephen O'Briens vor dem Weltsicherheitsrat keine einseitige Abrechnung mit der Syrischen Regierung und ihren Verbündeten. O'Brien, ein konservativer britischer Politiker, ist somit immerhin der Vertreter einer der kriegführenden Nationen in Syrien. Großbritannien unterstützt die islamistischen Söldnergruppen nicht nur mit Waffen, Munition und Geld sondern auch direkt, durch den Einsatz eigener Truppen. So meldete die Online-Plattform "Deutsche Wirtschaft Nachrichten" am 09. August:
"Die BBC berichtet, dass in Syrien in der Nähe der Grenze zu Jordanien britische Soldaten gesichtet wurden. Sie sollen über Scharfschützengewehre, schwere Maschinengewehre und Panzerabwehrwaffen verfügen. Nach offiziellen Angaben unterstützen die Briten die „Rebellen“ im Kampf gegen die syrische Armee."
In Anbetracht dieser Tatsachen muss man die Aussagen, die das Treiben der islamistischen Söldner schildern, wohl als um so zutreffender bezeichnen.

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