Samstag, 22. September 2018

Die meinen das ernst - Der Spiegel: "Putin ist an allem Schuld!"

 Was ist Populismus und wer ist ein Populist? Glaubt man dem Mainstream, dann ist ein Populist immer der- oder diejenige, die sich mit einem gewissen Erfolg dem westlichen Politikansatz des Neolibarismus, des Neokolonialismus und der auf eine riesige Militärmaschinerie gestützte Hegemonialpolitik entgegenstellen.

 Sie, so heißt es haben stets für komplexe Probleme scheinbar einfache Lösungen zur Hand und verführen so die Menschen sich nicht mehr mit der Wirklichkeit zu befassen und dadurch zu Erfüllungsgehilfen ihrer kruden Ideen zu werden.

Auf Spiegel-online befasst sich der 1987 geborene Peter Maxwill, "seit März 2016 Redakteur im Ressort Panorama", wie der Spiegel selbst schreibt, mit dem neuen Buch des US-Historikers, in diversen Nebenberufen auch als,
"Totalitarismus- und Osteuropa-Experte inzwischen gilt der Vergangenheitsforscher auch als Gegenwartsexperte",
 tätigen Timothy Snyder, "Der Weg in die Unfreiheit".

Snyders und Maxwills Fazit, und das klingt so unglaublich, als habe jemand eine mehr als schlechte Satire abgeliefert: Putin ist an allem Schuld. Bei Maxwill liest sich das so:
"Wagen wir einen Blick in die Zukunft, ins Jahr 2100 vielleicht: Wem werden Historiker die Hauptverantwortung dafür geben, dass zwischen 2010 und 2020 liberale Demokratien weltweit zu kollabieren begannen? Wladimir Putin."
 Was zunächst klingt wie ein oft in Kommentaren gebrauchter Running Gag, das entpuppt sich, je weiter man sich in Maxwills Geschreibe vorarbeitet, als der volle Ernst des Mannes - als Essenz aus Snyders 364-Seiten starken Schwarte.

Eine Frage, was denn wohl populistischer ist, als alle Fährnisse dieser Welt einem einzigen Mann zuzuschreiben, drängt sich dem Leser auf. Wer ist hier der wahre Populist? Es ist Timothy Snyder, ein Mann, gefährlicher als alle Orbans, Trumps, Marine Le Pens, Wilders, Gaulands oder wie sie alle heißen. Wer alle Probleme dieser Welt auf einen Urheber zurückführt, der gibt diesen zum Abschuss frei, der relativiert alle Maßnahmen, die diesen Menschen aus dem Weg schaffen - bis hin zum nuklearen Krieg.

 Maxwills Elaborat verät trotz seines Lebensalters von 31 Jahren noch einen gewissen Hang zu pubertärer Schwärmerei:
"‚Der Weg in die Unfreiheit’ erzählt eine mit 291 Fußnoten belegte Geschichte der jüngeren Vergangenheit..." 
Manchmal, so scheint es, wird selbst Maxwill die Fixierung Snyders auf die Person Putin zu viel:
"Bisweilen wirkt es, als stecke Putin wie ein Mastermind hinter allen globalen Verwerfungen der jüngsten Vergangenheit."
Dann aber wieder bleibt ihm vor lauter Staunen der Mund offen stehen:
"Erstaunlich ist, welch zentrale Rolle in dieser Analyse dem russischen Staatschef zufällt, "dem weltweiten Führer der extremen Rechten".
Wie weit die Obsession Snyders, die dieser in seinem neuen Machwerk unter dem Mäntelchen der Wissenschaftlichkeit auslebt, beschreibt Maxwill ohne auch nur den Ansatz von Kritik:
"Über weite Strecken geht es darum, wie Russland unter der Herrschaft Putins damit begann, die westlichen Demokratien systematisch zu schwächen - mithilfe von Militäroperationen in der Ukraine, Cyberattacken in den USA, Zahlungen an Populisten. Snyder zufolge wären die Erfolge der politischen Rechten in Europa, der Brexit und die Wahl Trumps zum US-Präsidenten ohne russische Interventionen undenkbar gewesen."
 Kann ein Spiegelredakteur, noch dazu studierter Historiker und ausgebildeter Journalist ist, wirklich so dämlich sein? Ja, man hat sogar den Eindruck, er muss. Andererseits müsste man ja annehmen, der Mann hat Geld bekommen. Schließlich scheint er das Problem ja erkannt zu haben, schreibt er doch an einer Stelle von:
"geschichtsvergessenen Generationen, …anfällig für Manipulationen",
unter anderem auch eine Beschreibung seiner selbst, so scheint's. Wie geschichtsvergessen und annfällig für Manipulationen Maxwill selbst ist, dokumentiert dieser Satz:
"Snyder zufolge könnte es vielen Demokratien bald so ergehen wie der von Wladimir Putin bedrängten Ukraine".
Eine völlig aus den geschichtlichen Zusammenhängen gelöste Aussage, oder diese, allen bekannten Fakten widersprechende Verschwörungstheorie:
"Über weite Strecken geht es darum, wie Russland unter der Herrschaft Putins damit begann, die westlichen Demokratien systematisch zu schwächen - mithilfe von Militäroperationen in der Ukraine, Cyberattacken in den USA, Zahlungen an Populisten."
Man möchte laut schreien: "Herr wirf Hirn vom Himmel!" Aber die Worte bleiben einem im Munde stecken, wenn man am Ende des Artikels Maxwill's Heilgsprechung Snyders liest:
"Vor allem aber macht dieses Buch Werbung: für das Streben nach Wahrheit in einer immer komplizierteren Welt. Vielleicht werden die Historiker des Jahres 2100 dann akribischen Rechercheuren wie Snyder ein Denkmal errichten." 
Worte, die man bisher im Jahr 2018 wohl nicht mehr erwartet hätte. Worte wie sie eher in die Zeit der Romantik passen, in der die solche Schwärmereien die Grundlage für die danach kommenden Diktaturen und Vernichtungskriege gelegt wurden.

2 Kommentare:

  1. Wenn ich im Linken Nasenloch Pople, bin ich ein Linkspopulist.
    Wenn ich im Rechten Nasenloch Pople, bin ich ein Rechtspoulist.

    AntwortenLöschen
  2. Timothy Snyder ist ein russophober Pseudo-Wissenschaftler, der in seinen früheren "Meisterwerken" die Geschichte der Ukraine neu erfand. Vor allem betreibt er unter dem wissenschaftlichen Deckmantel eine sehr krasse Kulturpropaganda. Für einen Kenner der russischen Geschichte wird es von großem Interesse seine "wissenschaftlichen" Hirn-Ergüsse kennen zu lernen. Es kommt einem so vor, als käme der Mann aus einem Parallel-Universum... Echt starker Tobak...

    AntwortenLöschen