Was ist aus meiner kleinen Heimatzeitung geworden? Sie gehörte doch irgendwie dazu, zu meinem Leben. Sie war Mitglied unserer Familie. Mein Großvater hatte ihre Vorgängerin, die "Freie Presse" abonniert, meine Eltern waren viele Jahre lang Leser des gleichen Blattes. Das gehörte sich so als Mitglied der SPD. Und ich, ich bin nunmehr seit Anfang der 70er Jahre, mit einem Jahr Unterbrechung Abonnent der NW. Sie wissen schon, als SPD-Mitglied gehört sich das so. Dann aber kam der große Bruch. Die SPD ist "aus mir ausgetreten" wie Albrecht Müller es einmal formulierte. Ich kann mich noch erinnern, wie ich eines schönen Frühlingstages in der Sonne saß, und mich langsam das Gefühl beschlich, alleingelassen worden zu sein, alleingelassen von meiner Partei im Kampf gegen die soziale Kälte des Neoliberalismus. 2002 hatte ich noch hoch engagiert Wahlkampf gemacht, war praktisch jeden Tag auf der Straße, hatte Plakate geklebt, Flyer verteilt, damit Schröder Kanzler bleiben konnte.
Jetzt saß ich auf dieser sonnenbeschienenen Bank und begann zu frösteln. Gerhard Schröder, mein Bundeskanzler bastelte an seinen neuen Sozialgesetzen. Menschen sollten fortan für einen Euro pro Stunde arbeiten, sie sollten, egal was sie einmal gelernt hatten, jeden Job annehmen, der ihnen angeboten wurde, egal zu welchem Lohn, egal an welchem Ort dieser Republik, sie sollten selbst für ihre Rente nach einem langen Arbeitsleben vorsorgen, mit mindestens fünf Euro pro Monat. Nach über einem Jahr Arbeitslosigkeit wurde ihnen, egal wie lange sie geschuftet hatten und in die Arbeitslosenversicherung einbezahlt hatten, mit einem, dem sogenannten HartzIV-Satz abgespeist werden. Die Arbeitnehmer wurden von meiner Partei und von meinem Kanzler zu Arbeitssklaven degradiert.
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