Freitag, 3. Februar 2012

Die offenen Hände deutscher Politiker - Nehmen und geben lassen

 Der Vorhang hat sich wieder einmal einen Spalt breit geöffnet und hat uns einen winzigen Einblick in die Welt, in der sich unsere Eliten bewegen gewährt. Einen wunderbaren Blick auf das Geben und Nehmen, auf die Glitzerwelt der Parties und Events, auf die geöffneten Brieftaschen der Einen und die geöffneten Hände der Anderen. Wir konnten sehen wie Realpolitik bestellt, gemacht und geliefert wird.

 Zwei Koofmich's stehen plötzlich verwundert blinzelnd im Rampenlicht, Kurt Beck, SPD und Cem Özdemir, Bündnis 90/Die Grünen.

 Kurt Beck, dieser gemütliche, dicke Onkel aus der Mainzer Staatskanzlei wurde 2008 auf Kosten des Partyveranstalters Manfred Schmidt in einem Privatjet von Berlin nach Hamburg zu einer Party, genannt Arcandor Media Get Together, des Arbeitsplatzvernichters Nummer eins, Thomas Middelhoff,  geflogen. (Kosten laut Süddeutsche 3927 Euro) Die Begründung ist einleuchtend. Man habe dort nicht auf die Teilnahme Becks, der an jenem Tag zu einer Fraktionssitzung der SPD in Berlin weilte, verzichten wollen. Dazu muss man wissen das Beck ein dermassen begnadeter Tänzer ist, dass er, je nach Musikgeschmack, auch die Beinamen John Travolta oder Fred Astaire trägt. Es geht die Sage, er habe seinerzeit den Niederländer Nicco Haak zu dessen Hit "Schmidtchen Schleicher" inspiriert. Auf solch einen Partylöwen kann man natürlich nicht verzichten. Da sind 3927 Euro ein Schnäppchen. Zumal Beck seinen Heimflug, man höre und staune,  sogar selbst gezahlt hat.

 Der zweite, der da ahnungslos und mit Unschuldsmine in das grelle Licht der Öffentlichkeit blinzelt, ist der Wiederholungstäter Cem Özdemir. 2002 musste er sein Bundestagsmandat zurück geben, weil er dienstlich erworbene Bonusmeilen privat genutzt hatte.

Aber auch hier alles eine Verkettung unglücklicher Umstände und keinesfalls so geplant oder, Gott bewahre, gar gewollt. Folgendes hat sich so und nicht anders zugetragen:

 Da der Cem sowieso gerade in Spanien weilte, zur Bespassung der dortigen Grünen, und abends noch nichts vor hatte, beschloss er, sich ein Fußballspiel anzusehen. Zufällig spielte an diesem Abend gerade der FC Barcelona gegen Real Madrid. Ein Klassiker der in jedem Jahr schon Monate vorher ausverkauft ist.

 Das wusste Cem Özdemir natürlich nicht. Er machte sich also auf den Weg zum Stadion. Dort traf er, wieder rein zufällig, den Eventmanager Manfred Schmidt. Der hatte, für den Ernstfall, dass er auf Cem Özdemir oder andere Schnorrer aus der deutschen Politszene treffen sollte, immer ein paar VIP-Karten dabei.

 Man betrachtete das Spiel und auf dem Heimweg gab der Cem dem Manni noch seine Adresse, damit dieser ihm irgend eine Rechnung an seine Adresse in Kreuzberg schicke. Das machte dieser auch und weil so eine Karte ja schliesslich nur ein Stück Papier ist, wenn auch künstlerisch wertvoll gestaltet, hielt er einen Preis von 119 Euro für angebracht. Der Cem schickte dem Manni das Geld und heftete alles sauber ab, damit es seine Ordnung hatte.

 So eine Karte kostet, laut Stern, 615 Euro, wenn man denn überhaupt eine bekommt. Özdemir berichtete treu(doof) der Hauspostille der Grünen, der taz, dass er nicht oft zu Fußballspielen gehe und daher nicht wisse, wie viel so etwas koste. Und um seine Verbundenheit mit dem gemeinen Volk zu dokumentieren, fügte er hinzu: "Das letzte Mal, dass ich einem Fußballspiel beiwohnte (andere gehen Fußball gucken, Herr Özdemir wohnt bei), war im September und das war in der Fankurve des VFB Stuttgart."  Man darf getrost annehmen, dass der Manni grad nicht in Stuttgart war.

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