Donnerstag, 23. Februar 2012

Rechtloser Wurmfortsatz Europas, Griechenland

 130 Milliarden Euro schwer ist das, was gemeinhin "Hilfspaket für Griechenland" genannt wird. Gemeinsam mit dem Forderungsverzicht der privaten Gläubiger von 107 Milliarden Euro, so heisst es, sei Griechenland auf einem guten Weg aus der Schuldenfalle.

 Nichts davon ist wahr.  Die privaten Gläubiger verzichten zwar auf  Forderungen von 107 Milliarden Euro, aber sie tauschen die verbliebenen Verbindlichkeiten gegenüber Griechenland gegen Papiere ein, die international gesichert sind. Bei einem immer wahrscheinlicher werdenden Bankrott, würde es bei den Altpapieren zu einem Totalausfall kommen. Sie haben also nicht 53,5% ihrer Forderungen verloren, sondern 46,5% gewonnen.

 Von den 130 Milliarden der Troika, also EU, EZB, IWF, kommt kein einziger Cent in Griechenland an. Die gesamte Summe landet nämlich auf dem einzurichtenden Treuhandkonto, über das die griechische Regierung nicht verfügen kann. Hieraus bezahlt, ein noch zu bestimmender Treuhänder, Zinsen und Tilgung der Kredite. Aber nicht nur  das Geld der Troika fliesst auf dieses Konto, auch griechische Staatseinnahmen müssen auf dieses Konto eingezahlt werden. Griechenland muss dafür sorgen, dass immer genügend Deckung auf dem Konto ist, um die Zahlungen der nächsten drei Monate zu erfüllen. Die Bedienung dieses Kontos wird in Zukunft noch vor, zum Beispiel, Rentenzahlungen stehen.

 Die neuen Schuldverschreibungen werden nach britischem Recht ausgestellt. Der Gerichtsstand ist Luxemburg. Somit hat Griechenland nicht einmal mehr die Gerichtsbarkeit über die eigenen Staatsanleihen und kann nicht mehr über die Zustimmungsrate beim Schuldenschnitt bestimmen. Die Zocker wird's freuen, brauchen sie doch jetzt nicht mehr um ihre satten Gewinne, beim z.B. am 20. März fällig werdenden "Big fat Greek Bond" zu fürchten. Siehe hier und hier.

 Zusätzlich soll das griechische Parlament eine Verfassungsänderung beschliessen, die Zinszahlungen und Tilgung als wichtigsten Existenzgrund des Landes vorschreibt. Griechenland existiert also in Zukunft nur noch um Schuldendienst zu leisten. Das dies ein Bruch der griechischen Verfassung bedeutet, interessiert dabei niemanden.

 Griechenland wird zum vollständig rechtlosem Protektorat Europas und somit dessen  Führungsmacht, Deutschland. Seine Bürger werden zu Sklaven der Finanzwirtschaft, arbeiten sie doch in Zukunft ausschliesslich zur Befriedigung der finanziellen Forderungen gegenüber ihrem Land.

 Warum nun das Ganze? Sehr einfach: Die privaten Gläubiger ziehen sich immer mehr zurück, zu Lasten der Öffentlichen. So sinkt der Anteil der Privaten an den Schulden Griechenlands von 79 auf 43 Prozent des griechischen BIP, während der Anteil von EU, EZB und IWF von 84 auf 111 Prozent steigt. Das bedeutet, dass das Risiko der europäischen Steuerzahler immens steigt müssen sie zukünftig doch nicht nur um eigenes Geld bangen sondern auch noch als Bürgen für die von Banken und Hedge-Fonds vergebenen Kredite bluten.

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