Mittwoch, 15. Februar 2012

Wie Zocker mit griechischen Staatsanleihen den grossen Reibach machen

 Keine Krise ist so groß, dass nicht Zocker am Finanzmarkt Honig daraus saugen. Ein gewisse Skrupellosigkeit und ein Grundwissen, wie die Dinge laufen und schon winken Millionen. Zurzeit sind griechische Anleihen an den Börsen der ganz grosse Renner, obwohl das Land praktisch zahlungsunfähig ist.

 Und so gehts: Die griechische Regierung verhandelt zur Zeit mit dem internationalen Bankenverband über einen Schuldenerlass von ca. 70%. Gebunden an diese Abmachung, wenn sie denn zustande kommt, wovon auszugehen ist, sind aber nur die Mitglieder in diesem Bankenverband. Alle anderen privaten Gläubiger, also Privatleute, Hedgefonds usw. können sich freiwillig beteiligen, müssen aber nicht.

 Die Kalkulation der Zocker ist folgendermassen: Die Papiere werden zur Zeit am Markt mit etwa 40% ihres Nennwertes gehandelt. Werden sie fällig, so musst Griechenland aber den Nennwert an die Inhaber der Papiere auszahlen. Das bedeutet bei einem Nennwert von 100 einen fetten Gewinn von 60 Euro oder 150% und das in nur wenigen Tagen. Wird das eingesetzte Kapital noch gehebelt, das heisst je 100 eingesetzte Euro leihe ich mir noch 900 dazu, so kann ich einen Gewinn von 1500% auf mein eingesetztes Kapital erzielen.

 Der nächste Fälligkeitstermin ist der 20. März. Allein mit dieser Anleihe, scherzhaft "My big fat Greek Bond" genannt, werden an den Börsen täglich 6 Mio. Euro Umsatz gemacht.

 Natürlich hat die Sache einen kleinen Haken. Im Moment ist Griechenland nicht in der Lage diese Anleihe zurück zu zahlen, Totalverlust droht. Und sollte es zu einer Einigung mit dem Bankenverband kommen, besteht Griechenland darauf, dass 95% der Forderungen davon abgedeckt werden, andernfalls wären die Griechen pleite.

 Allerdings sind diese Risiken durchaus kalkulierbar. Die Troika aus EU, EZB und IWF legen ja gerade ein neues Hilfspaket mit 130 Mrd. Euro auf, sodass Griechenland wieder zahlungsfähig wäre und der Anteil der Kleinanleger an den privaten Anleihen liegt im Moment bei 1%. Sollte der Anteil über die magischen 5% steigen, stände sicherlich die EZB bereit Anleihen zum Nennwert aufzukaufen. Wäre das doch das kleinere Übel, gegenüber einer Pleite Griechenlands, da viele Banken mit hohem Anteil an griechischen Anleihen in ihrem Portfolio in Staatseigentum sind.
 Wo allerdings schöne Gewinne auf der einen Seite winken, dort gibt es auf der andern Seite auch Verlierer. Sollten sich wirklich 5% der Privatanleger gegen einen Schuldenschnitt aussprechen, so würde das den griechischen Staat 10 Mrd. Euro kosten. Geld, das Griechenland, anstatt es skrupellosen, gierigen Finanzhaien in den Rachen zu werfen, dringend für die Ernährung seiner Bevölkerung benötigt.

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