Mittwoch, 14. März 2012

Moderner Landraub

 Sie haben ein neues Geschäftsfeld aufgetan, die Herrschaften in den gläsernen Bürotürmen. Nichts ist vor ihnen sicher. Sie spekulieren mit Aktien, Schuldverschreibungen, Derivaten, Kreditausfallversicherungen, Immobilien, Rohstoffen, Lebensmitteln und neuerdings jetzt auch mit Ackerland.

 Der Grundgedanke dabei ist verhältnismässig simpel. Die Erdbevölkerung wächst. Immer mehr wertvoller Ackerboden in den Industrie- und Schwellenländern wird versiegelt für Industrieanlagen, Strassen und Autobahnen. Die Nachfrage nach Lebensmitteln wird nicht zuletzt durch den wachsenden Wolhstand in den Schwellenländern aber immer grösser. Die Ackerfläche auf der Erde lässt sich aber nur noch unwesentlich, durch Urbanmachung von Brachland vergrössern. Was also liegt näher als in Ackerflächen zu investieren.

 Chinesen, Koreaner, Inder, Japaner und Brasilianer aber auch Agenten aus den reichen Ölstaaten am Persischen Golf sind bereits weltweit unterwegs und kaufen sich riesige Ländereien zusammen. Besonders in Afrika, wo es in vielen Ländern bis heute keinen verbrieften Landbesitz gibt, werden Kleinbauern einfach von ihrem Land vertrieben, die Fläche eingezäunt und für industriellen Landbau genutzt. Die korrupten Regierungen sind den modernen Kolonialherren bei diesem Landraub nur zu gern behilflich, fällt doch immer etwas für sie dabei ab.

 Aber auch westliche Investoren haben längst die gewaltigen Renditen erkannt, die sich mit Ackerland erzielen lassen. In Madagaskar, einem der ärmsten Ländern der Welt gehören von den verkauften Böden 19% asiatischen Eigentümern, 11% gingen an die Ölstaaten und 70% halten Investoren aus der Finanzwelt, mittendrin, wie bei allen Schweinereien weltweit, die Deutsche Bank.

 Aber auch in Europa werden ganze Landstriche an schwerreiche Investoren verkauft. Dank der Freizügigkeit in der EU decken sich westeuropäische Investoren  in den östlichen Mitgliedsländern mit preiswerten Grundstücken ein. Liegt der Preis für einen Hektar, das sind 10.000 qm dort zwischen 300 und 1.200 Euro, so muss man in Deutschland  20.000 - 40.000 Euro für die gleiche Fläche berappen. Dabei ist absehbar wie schnell die Preise für Agrarland auch dort steigen werden. In Rumänien hat sich der Bodenpreis in den letzten fünf Jahren bereits verdoppelt.

 Die gekauften Flächen werden dann kapitalintensiv mit modernsten Methoden in Monokultur bearbeitet. Das Ergebnis ist, dass die Landbevölkerung verarmt, weil die heimischen Bauern nicht zu gleichen Preisen produzieren können oder die Menschen ihren Arbeitsplätze in der Landwirtschaft an die grossen Agrarmaschinen verlieren. Die Folge ist massive Landflucht.

 Durch die Zusammenlegung ehemaliger kleiner Pazellen zu riesigen zusammenhängenden Ackerflächen wird das Landschaftsbild zerstört. Eine vielzahl Pflanzen und wild lebender Tiere werden ausgerottet und mit der Zeit verelenden auch die Böden durch reichlich ausgebrachten künstlichen Dünger, Herbizide und Pestizide. Aber bis dahin, sind Deutsche Bank und Konsorten, unter Mitnahme der riesigen Gewinne, schon eine Ecke weiter gezogen.

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