Dienstag, 15. Mai 2012

Allianz und Deutsche Bank: Spekulation mit dem Hunger

Alle drei Sekunden stirbt weltweit ein Kind an Hunger. Diese Kinder sterben nicht etwa weil zu wenig Nahrungsmittel auf unserem Planeten produziert, sondern weil sie falsch verteilt werden. Während die reichen Länder des Nordens alle Resourcen für sich beanspruchen, bleibt den armen Ländern des Südens nur das, was ihnen die Beherrscher dieser Welt übrig lassen.

 Allzu oft und allzu gern werden für Hungersnöte die Klimaerwärmung und Wetterkatastrophen als Hauptgründe vorgeschoben. Diese Argumentation täuscht allerdings über die wahren Gründe hinweg und dient wohl eher durch die Unabänderlichkeit von Wetter und Erderwärmung dazu, die Sicht auf die wahren Schuldigen zu verdecken.

 Die wahren Schuldigen, das sind die, die am Hunger verdienen. Ein Stoff, eine Handelsware muss knapp sein um daran gut verdienen zu können. Darin unterscheiden sich Reis, Mais oder Weizen in nichts von Gold oder Diamanten. Erst wenn die Nachfrage das Angebot übersteigt, lässt sich mit einem Produkt richtig gut verdienen.

 Bei einer zunehmenden Weltbevölkerung ist eine zunehmende Nachfrage schon mal gesichert. Dazu kommt noch in den Industrie- und Schwellenländern ein sich ständig erhöhender Fleischkonsum. Da aber für die Produktion von1 kg Fleisch, je nach Tierart zwischen 7 und 15 kg Getreide aufgewendet werden müssen, sorgt ein hoher Fleischkonsum für eine zusätzliche Verknappung bei den pflanzlichen Nahrungsmitteln. Ein ebenfalls nicht unerheblicher Faktor bei der Verknappung ist die Erzeugung von Brennstoffen , dem so genannten Biosprit, aus Agrarprodukten. Immer grössere Flächen an Ackerland werden für die Produktion für ölhaltige Samen und Früchte, wie Raps oder Ölpalmsaaten zweckentfremdet.

 Die Aussicht auf schnellen risikolosen Gewinn aber lockt das weltweit im Übermass vorhandene Kapital an. Nach der Bankenkrise und der zunehmenden Unsicherheit von Staatsanleihen stürzte sich das internationale Kapital auf die Spekulation mit Nahrungamitteln. Im Gegensatz zu Gold, Geld, Diamanten, die alle irgendwie verzichtbar sind, sind Nahrungsmittel existentiell und damit für den, der sie besitzt, die sicherste Kapitalanlage.

 Noch dazu kommt, dass die Spekulation mit Reis, Weizen, Mais oder Soja einer sich selbst erfüllenden Prophezeihung gleich kommt. Je mehr die internationalen Spekulanten virtuell kaufen und bunkern, um so höher steigt der Preis. Eine Lizenz zum Geld drucken.

 Ausserdem kann man bei Spekulationen mit Nahrungsmitteln mit nur geringem Einsatz eigenen Geldes, Unmengen an Agrarprodukten bewegen beziehungsweise kurzfristig vom Markt nehmen. Der Spekulant zahlt nur eine Sicherheitsleistung, genannt Margin, von fünf bis sieben Prozent des Gesamtwertes. Der Rest der Summe wird von den Banken vorfinanziert. Fällig wird die gesammte Summe erst, wenn das Produkt zur Verwertung abgenommen wird, also z.B. der Weizen in der Mühle zu Mehl vermahlen wird.

 Setzt der Spekulant 1 Mio Euro eigenes Geld ein, so erwirbt er Weizen oder Mais für einen Wert von 20 Mio Euro. Steigt der Wert der erworbenen Ware nun, meist innerhalb weniger Tage oder Wochen, um10%, eine sehr konservative Annahme, so verdient er 2 Mio Euro auf ein eingesetztes Kapital von 1 Mio. Macht einen Gewinn innerhalb kürzester Zeit von 200%. Da sich die Spekulation zyklisch auf den Preis auswirkt, also die Steigerung noch verstärkt, ist ein hoher Gewinn praktisch garantiert.

 Besonders leiden unter dieser künstlichen Verteuerung von Lebensmitteln, müssen die Menschen in den armen Ländern der Erde. Ist eine Verteuerung des Brotpreises bei uns schlimmstenfalls nur ärgerlich, da wir nur etwas mehr als 10% unseres Einkommens für unsere Ernährung ausgeben, so bedeutet sie in den Ländern des Südens Hunger und Tod, da hier nahezu alle Einkünfte für die Beschaffeng der täglichen Nahrung aufgebracht werden müssen.

 Welche Ausmasse die Spekulation mit Agrarprodukten bereits angenommen hat, zeigt ein Beispiel. So wechselten allein im Monat Mai an der Börse in Chikago 350 Millionen Tonnen Weizen den Eigentümer, mehr als die Hälfte der Jahresproduktion weltweit. Der Handel mit Agrar-Derivaten stieg in acht Jahren, von 2003 bis 2011 von 9 auf 99 Milliarden Dollar.

Zwei der weltweit grössten Player auf dem Markt des Hungers sind die Deutsche Bank und die Münchener Allianz-Versicherunggruppe, mit einem Einsatz von 4,6 Milliarden beziehungsweise 6 Milliarden Euro. Das entspricht der nichtregierungs Organisation Oxfam zu Folge, einem Anteil am Welthandel von 14%.

 Damit bewahrheitet sich einmal mehr der Satz: Wenn weltweit, irgendwo eine Sauerei im Gang ist, sind Deutsche Bank und Allianz bestimmt dabei.

1 Kommentar:

  1. Protest gegen Nahrungsmittel-Spekulationen
    Spekulanten profitieren vom Handel mit Nahrungsmitteln, während die Zahl der Hungernden weltweit steigt! Die Initiative www.handle-fair.de protestiert dagegen!

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