Dienstag, 5. Juni 2012

Karrierenetzwerk rechte Burschenschaften

Fast zeitgleich, als in Hamburg der Regierende Bürgermeister und Architekt der Agenda 2010, der SPD-Politiker Olaf Scholz, die Teilnehmer einer Demonstration gegen einen Aufmarsch Rechtsradikaler von Polizisten niederprügeln ließ, trafen sich in Eisenach die Mitglieder der „Deutschen Burschenschaften“ (DB) zu ihrem diesjährigen „Burschentag“.

 Im Verband der „Deutschen Burschenschaften“ sind etwa 10.000 Akademiker organisiert. Es handelt sich dabei um zumeist ultrarechte Männerbünde, in denen die „Alten Herren“ , die bereits ihr Studium abgeschlossen haben, den Ton angeben. Sie finanzieren letztlich die Saufabende auf denen sie sich den Nachwuchs für ihre rechten, kapitalistischen Seilschaften heranziehen.

 Die Verbandszeitschrift „Burschenschaftliche Blätter“ erscheint in einer Auflage von 12.000 und wird an alle Mitglieder kostenlos verteilt. Chefredakteur, bei den "Burschenschaftlichen Blättern" heisst das Schriftleiter, wie schon einmal, endlose zwölf Jahre lang, ist Norbert Weidner. Der dreimal wegen Körperverletzung verurteilte Weidner war Mitglied in der jetzt verbotenen Wiking-Jugend, der neonazistischen Skinheads und der „Freiheitlichen Deutschen Arbeiterpartei, die 1995 verboten wurde. Hier übte er das Amt des Landesgeschäftsführers in NRW aus. In der, mittlerweile ebenfalls verbotenen, neonazistischen „Hilfsgemeinschaft für nationale politische Gefangene“ gehörte er zum Vorstand. Bei den Ausschreitungen in Rostock-Lichtenhagen, bei denen von rechtsradikalen Randalierern ein Wohnblock, in dem 100 Vietnamesen lebten, angezündet wurde, war er einer der Rädelsführer. Er ist Mitglied der „Alten Breslauer Burschenschaft der Raczeks zu Bonn“ (In 2000 hat einer der NSU-Mörder auf Bonner Buxenhaus übernachtet) und Mitglied der FDP.

 Die Burschenschaftlichen Blätter machen immer mal wieder von sich reden, indem sie Verbrechen der Nazis zu relativieren versuchen. So leugnen sie die Schuld Deutschlands am Krieg gegen Polen und somit die Schuld am Ausbruch des zweiten Weltkrieges, oder rechtfertigen die Ermordung Dietrich Bonhoefers mit der Begründung, der sei schliesslich zweifelesfrei ein Landesverräter gewesen.

 Die Burschenschaften pflegen eine immer enger werdende Verbindung zur NPD. Die Burschenschafter Jürgen Gansel und Arne Schimmer, Alte Herren der Burschenschaft “Dresdensia Rugia zu Giessen", sitzen für die NPD im Sächsischen Landtag.

 Andreas Wölfel NPD-Mann aus Bayern und  Mitglied der Burschenschaft „Thessalia zu Prag“ in Bayreuth, ist einer der Initiatoren eines Aufmarschen von 800 gewaltbereiten Neonazis am 1. Mai 2011.

 Neben diesen offen rechtsradikalen Mitgliedern der Burschenschaften reicht deren Einfluss aber bis in die Spitzen von Gesellschaft, Presse und Politik. Prominente Mitglieder in Burschenschaften sind zum Beispiel Allianzchef Henning Schulte-Noelle, Borussia Tübingen, Kai Diekmann, Chefredakteur der Bildzeitung, Franconia Münster, der ehemalige Berliner Regierende Bürgermeister Eberhard Diepgen, Saravia, der innenpolitische Sprecher der CDU/CSU-Bundestagsfraktion, Hans-Peter Uhl, Arminia Rhenania und der Bundesverkehrsminister Peter Ramsauer, Franco Bavaria.

 Die Einen werden verprügelt, mit Tränengas beschossen, eingekesselt und inhaftiert, weil sie sich gegen den braunen Mob zur Wehr setzen. Die Anderen sitzen in Vorstandsbüros, leiten hochdotiert als Chefredakteur beBILDerte Zeitungen, sitzen als Volksvertreter im Bundestag oder leiten gar Ministerien. In der Welt hat sich in den letzten150 Jahren nichts geändert.

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