Samstag, 3. November 2012

Der gemachte Kandidat wird zerlegt

  Von der Presse zum Kanzlerkandidaten hoch gelobt, wird der Kandidat Steinbrück jetzt von dieser zerlegt. Der SPD, die längst auf Platz zwei hinter Merkel gesetzt hat ist es wurscht.

 Da müht der Kandidat Steinbrück sich ab. Vernachlässigt seine Pflichten als Bundestagsabgeordneter, opfert seinen Feierabend und hält Vorträge bei den ersten Adressen der deutschen Finanzindustrie für lächerliche 15.000 Euro pro Abend.- Plus Spesen.

 Plötzlich aber geht ein Licht an im dunklen, undurchsichtigen Sumpf der gegenseitigen Gefälligkeiten. Nicht ein Unternehmen aus der, zu Dank verpflicheten Finanzindustrie, sondern die Stadtwerke Bochum bieten dem Borussia Dortmund Verwaltungsratsmitglied Steinbrück 25.000 Euro für einen zwanglosen Talk mit Sportreporterlegende und ehemaligen Schalke-Stadionsprecher Werner Hansch.

 Der unvoreigenommene Betrachter mag sich nun Fragen, ist der Kandidat ein noch grösserer Fussball- als Finanzfachmann? Oder was treibt die Stadtwerke Bochum, die mehrheitlich der vollkommen überschuldeten Stadt Bochum gehören, einem in Bochum nicht sehr wohl gelittenem BVB-Mitglied, ein solch erkleckliches Sümmchen zu zahlen?

 Der Kandidat scheint sich solche Fragen nicht gestellt zu haben, genau so, wie ihm nie die Frage in den Sinn gekommen zu sein scheint, wie moralisch ein solches Honorar von einen regionalen Versorgungsunternehmen ist. In einer Stadt, in der jeder Zehnte arbeitslos ist, viele davon von HartzIV leben, leistet sich ein kommunales Versorgungsunternehmen den Luxus, 25.000 Euro für einen Dummschnack über Fußball auszugeben. Für Steinbrück scheint allein die eigene prall gefüllte Geldbörse von Bedeutung zu sein.

 Nun behaupten die Stadtwerke Bochum, das Honorar sollte für einen guten Zweck gespendet werden. Dann allerdings wäre es doch am einfachsten gewesen, Steinbrück hätte den Stadtwerken die Organisation genannt, der er sein üppiges Honorar spenden wollte und die Stadtwerke hätten die 25.000 Euro direkt dorthin überwiesen.  Eine Überweisung an Steinbrück macht überhaupt keinen Sinn. Dieser muss auf sein Honorar Mehrwertsteuer und Einkommensteuer zahlen, die er sich erst im Nachhinein per Spendenquittung wieder zurückholen kann. Die Spendensumme würde also erheblich geschmälert.

 Während diese Überlegungen für die Version Steinbrücks sprechen, weist die verspätete Zahlung des Honorars an Steinbrück, eher auf Meinungsverschiedenheiten zwischen Auftraggeber auf der einen Seite und Talker Steinbrück auf der anderen Seite über die Verwendung des Geldes hin. Steinbrück bekam sein Geld erst nach fünf Monateen und, nachdem er den Betrag zweimal angemahnt hatte.

 Wie immer es auch gewesen sein mag im letzten November, welche Version auch stimmt, die, der Stadtwerke Bochum oder die, des Kandidaten Steinbrück, dieser hat letzten Endes das Geld eingestrichen und ordnungsgemäss versteuert, wie die SPD nicht zu betonen aufhört. Anscheinend ist es heute einem Kanzlerkandidaten schon hoch anzurechnen, wenn er sein Einkünfte ordnungsgemäss versteuert.

 Steinbrück scheint wie gemacht als Gegenkandidat für die Kanzlerin. Und das Wort "gemacht" trifft hier in seinem ursprünglichsten Sinne zu. Spiegel, Stern, Handelsblatt, Die Zeit, haben einen mittelmässigen, sich selbst überschätzenden, geldgierigen SPD-Politiker aus dem selbst gewähltem, goldenen Ruhestand gezerrt, und zum Kanzlerkandidaten aufgebaut. Jetzt können sie ihn genüsslich zerlegen.

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