Mittwoch, 26. Dezember 2012

Hoch lebe die Inflation!

 Geldwertstabilität, so wird uns eingebläut, ist die wichtigste Voraussetzung für eine prosperierende Wirtschaft. Die Bundesbank, und die nach ihrem Vorbild geprägte Europäische Zentralbank haben als ausschliessliches Ziel ihrer Geldpolitik, die Bekämpfung der Inflation.

 In Deutschland hat sich die Angst vor Inflation gar zu einer Hysterie gesteigert. Inflation wird gleichgesetzt mit Armut, Hunger und Arbeitslosigkeit. Nach der Erfahrung der Deutschen im letzten Jahrhundert ist das einigermassen erklärlich. Dabei, und das wird immer verschwiegen, war nicht die Inflation Schuld am Elend der Menschen, sondern die jedes Mal vorher, verlorenen Kriege, mit ihren gewaltigen Vernichtungen an Sachwerten. Eine ungeheure Menge an Sachwerten waren zerbombt, zerschossen oder verbrannt worden. Die Dinge des täglichen Lebens waren knapp und verteuerten sich dadurch. Die Fabriken, in denen man Ersatz für die vernichteten Werte hätte schaffen können, waren ebenfalls zerstört. Die Spekulation tat ihr übriges.

 Das zeigt, nicht die Inflation war ursächlich für die Not, sondern die Not, der Mangel, erzeugten die Inflation. Die Wirkung wird zur Ursache erklärt. Wem nutzt eine solche Verdrehung der Tatsachen?

 Geldwertstabilität hilft einzig und allein den Besitzenden, den Geldverleihern, den Gläubigern. Angenommen sie bauen ein Haus. Weiter angenommen, sie finanzieren dieses Haus zu einhundert Prozent. Das Haus kostet 100.000 Euro. Ihr Kredit beläuft sich also auch auf 100.000 Euro. Die Bank verlangt einen Hypothekenzins von 4 %. Dann haben sie bereits nach dem ersten Jahr 104.000 Euro Schulden. Ihr Haus hat aber immer noch den gleichen Wert von 100.000 Euro. Bei einer Zahlungsunfähigkeit und dem Verkauf des Hauses blieben ihnen 4.000 Euro Schulden, und ihr Haus wären sie auch los. Die Bank hätte ihr Haus und noch eine Forderung von eben jenen 4.000 Euro an sie.

 Hätten wir aber in dem Jahr eine Inflation von 6 %, so wäre ihr Haus nominal 6% mehr Wert. Es würde ihnen bei einem Verkauf 106.000 Euro bringen. Sie könnten die Bank ausbezahlen und hätten sogar noch 2.000 Euro im eigenen Geldbeutel. Die Bank aber hätte zwei Prozent ihres Geldes verloren. Eine Situation, die uns in den fünfziger und sechziger Jahren des letzten Jahrhunderts das Wirtschaftswunder beschert hat.

 Nun höre ich schon ein par Schlaumeier die fragen: „Was ist denn mit meinem Ersparten? Das wird ja dann auch immer weniger wert.“ Gegenfrage: „Haben sie in den letzten Jahren verdient? Hat ihre Geldanlge mehr als die 2 % Inflation gebracht?“ Nächste Frage: „Was ist mit den verdeckten Schulden, die sie ihr Leben lang vor sich hertragen?“ Schauen sie einmal in die Runde am Abendbrottisch. Jeder der am Tisch Sitzenden trägt einen Schuldenberg von 25.000 Euro der öffentlichen Haushalte mit sich herum. Die Schattenhaushalte, wie z. B. ESM, ESFS usw. gar nicht mitgerechnet. Bei einem Vier-Personen-Haushalt sind das mal eben schlappe 120.000 bis 130.000 Euro. Sie können ja mal ihr Sparkonto dagegen rechnen. Wieviel Guthaben bleibt ihnen noch?

 Die meisten von uns sind Nettoschuldner, auch diejenigen mit Sparvertrag und kleinem Aktiendepot. Es ist überhaupt nicht im Interesse der Mehrheit, wenn die Geldentwertung möglichst gering gehalten wird. Wir haben diese öffentlichen Schulden zwar nicht auf unseren Konten, die zeigen brav eine positive Bilanz. Aber wir zahlen für diese Schulden, mit höhere Abgaben, mit schlechtere Strassen, durch die miserable Bildung unserer Kinder, mit gesenkten Sozialleistungen, durch die Verlängeung der Lebensarbeitszeit, geringere Renten und durch höhere Steuern.

 Das Prinzip der Geldwertstabilität macht also nicht uns arm, wie uns immer eingeredet wird. Das gegenteil ist der Fall. Es hilft einzig und allein den wenigen Nettogläubigern. Eine Inflationsrate, starr bei zwei, oder drei Prozent festgelegt, ohne die Wachstumsrate zu berücksichtigen führt letztendlich zu einer Verarmung der breiten Massen. Bestes beispiel: Zur Zeit haben wir eine Inflation von zwei Prozent bei einem Miniwachstum von 0,3 Prozent. Die Bank gewinnt immer, dieses Jahr mindesten 1,7 %.

 Der amerikanische Geldwertexperte Michael Woodfort, hat den Begriff des Nominalwachstums geprägt. Woodfort definiert als Ziel der Zentralbanken das Nominalwachstum. Das setzt sich aus Inflation und Wirtschaftswachstum zusammen. Beispiel: Die Inflation beträgt 3 %, so muss das Nominalwachstum 5 % betragen, um ein reales Wachstum von zwei Prozent zu generieren. Das heisst, die Zentralbanken haben die Aufgabe stets für ein Wachstum zu sorgen, das über der Inflationsrate liegt. Eine Politik, die zwar zu Lasten der Gläubiger geht, also der Banken, Versicherungen und grossen Geldvermögen, die aber eine wachsende Wirtschaft generiert, ähnlich wie zu Zeiten de deutsche Wirtschaftswunders.

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