Was für ein Schmierentheater lieferte uns die ARD am Montagmorgen auf den Frühstückstisch. Aus Paris hatte der WDR eigens Korrespondent Markus Preiß (Wahlspruch: Habe Mut, dich deines eigenen Verstandes zu bedienen), eben noch vor dem Unfallkrankenhaus in Grenoble in dem Michael Schuhmacher im Koma liegt, in die Ukraine entsandt um dem deutschen Michel die netten Jungs der neu installierten ukrainischen Milizen etwas näher zu bringen. Und um den zunehmend schlechten Ruf, den die ukrainische Putschregierung und somit auch ihre sich, vornehmlich, aus dem rechten politischen Spektrum rekrutierenden Milizen aufzupolieren werden diese undiszilinierten Haufen bereits in der Anmoderation zur Nationalgarde erhoben.
Preiß weiss um die Schwere seiner Aufgabe. deshalb legt er gleich mal richtig los:„Nikita Beljakov hat keine Minute gezögert um sich für die ukrainische Armee freiwillig zu melden. 28 ist er, hat zwei Töchter, spricht perfektes Englisch und arbeitet bei einer Consultingfirma.“ Dazu präsentiert er uns vor der Kulisse der Stadt Kiew einen jungen Mann, der so ganz in unser Schema des netten jungen Mannes von nebenan passt.
Nikita Beljakov kann es gar nicht abwarten in den Krieg zu ziehen. seine Uniform hat er sich schon einmal auf eigene Kosten gekauft. |
Nichts davon trifft auf unseren Nikita zu. Sein Kampfanzug in Tarnfarben ist sauber und gepflegt und seine Uniformstiefel sind auf Hochglanz poliert. Auf dem Rücken ein ordentlich gepackter und exakt geschnürter Rucksack. „Seine Uniform hat er sich selbst gekauft, nur um vorbereitet zu sein“, erläutert uns Preiß.
Wir sind ein wenig verwundert ob des übereifrigen jungen Mannes, handelt es sich hier vielleicht doch nur um einen Spinner, einen der gerne Krieg spielt, einer der amerikanische Kriegsfilme für die Realität hält, ein Verrückter? Markus Preiß scheint die leichte Verunsicherung bei den Zuschauern zu spüren.
Er steuert entschlossen gegen: „Sind sie wirklich bereit verwundet zu werden oder gar zu sterben, nur wel die Krim nicht mehr zur Ukraine gehört?“
„So würde ich das nicht sagen, aber es ist einfach so, seit auf dem Maidan auf Demonstranten geschossen wurde, hat man in diesem Land eigentlich nur zwei Möglichkeiten: Entweder du kämpfts, oder du gehts heim und verschliesst deine Augen vor all dem“, antwortet Nikita. Diese Antwort soll uns wohl wieder den verantwortungsvollen jungen Mann zeigen, der aber durch die Gewaltanwendung des alten Systems förmlich „zum Dienst an der Waffe“ gezwungen wurde.
Die Antwort ist aber, wenn man sie genau betrachtet, wohl eher als Drohung gegen die eigene Bevölkerung zu verstehen. Nicht die Besetzung der Krim durch Russland, also eine Bedrohung der Ukraine von aussen, sondern die Schüsse auf dem Maidan, also eine Bedrohung innerhalb der Ukraine sind die Triebfeder für Nikita Beljakov zur Waffe zu greifen. Sondern eine Verteidigung der durch den Putsch geschaffenen Verhältnisse. Eine versteckte Androhung von Gewalt gegen Andersdenkende, andere Ethnien.
Preiss aber jubelt: „Tausende haben sich in der letzten Woche freiwillig zur Armee gemeldet.“ Die ARD will uns am Montag noch mit aller Gewalt klar machen, es handele sich bei den Milizen um reguläre ukrainische Streitkräfte, aufgestellt zur Landesverteidigung. Das scheint selbst die Putschregierung in Kiew anders zu sehen. Am Dienstag besetzten, bis an die Zähne bewaffnete, Polizisten das Hauptquatier der „Nationalgarde“ in Kiew.
Selbst „Spiegel online“, in den vergangenen Monaten eher ein Kampfblatt für die Putschisten Jazenjuk, Klitschko, und die Faschisten von der Swoboda und dem „RechtenSektor“, denn ein seriös berichtendes Nachrichtenmedium, attestiert: „Die neue "Nationalgarde", zu der Jazenjuk die jungen Ukrainer ruft, spaltet die Nation. Denn die Garde wird zum Sammelbecken von Nationalisten vor allem aus dem Westen des Landes.“
Während also selbst die rechte Putschregierung in Kiew gegen die von ihr selbst gegründeten Milizen vorgeht, reist Markus Preiß für die ARD in eines ihrer Ausbildungslager: "Im Wald, fünfzig Kilometer vor Kiew liegt das Ausbildungslager der neuen Nationalgarde". Er trifft dort auf einen Haufen militärisch dilettierender junger Burschen die, so sollen uns seine Bilder belegen, ausgelassen und fröhlich der guten Sache zu dienen versuchen, trotz widrigen Umständen und schlechter Verpflegung, "dünne Kohlsuppe und Buchweizengrütze".
Preiß und die ARD stellen diese Wehrsportübungen so dar, als seien sie eher ein studentisches Ferienlager: "Und manche, die eben noch zusammen studiert haben, treffen sich plötzlich bei der Armee wieder."
Lustig ist das Soldatenleben, aber nur wenn die ARD es so will |
Dünne Kohlsuppe und Buchweizengrütze |
81 Jahre nach der Machtergreifung der faschistischen, nationalsozialistischen braunen Horden in Berlin, die nicht möglich gewesen wäre ohne das verharmlichen Adolf Hitlers und seiner Mörderbande durch die bürgerliche Presse der Weimarer Republik, wird der Faschismus in der Ukraine in den deutschen Medien fast ausnahmslos verniedlicht und verharmlost. Wie Geschichtsvergessen muss man bei der ARD sein wenn man die Ausbildungslager der paramilitärischen Horden vom "Rechten Sektor" oder der "Swoboda" besucht und diese danach für die deutschen Zuschauer wahrheitswidrig als studentisches Ferienlager darstellt?
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