Das geht jetzt schon über Wochen so, die Mainstream Medien, ob ZDF, ARD, Die Zeit, Spiegel und Süddeutsche, um nur einige zu nennen, werden mit kritischen Kommentaren zu ihrer Berichterstattung über die Ukraine überflutet. Allmählich werden die Herrschaften nervös. Und so hat man in den Redaktionsstuben, oder wo auch immer, eine neue Argumentationslinie gefunden: Die kritischen Kommentatoren sind von Putin gekaufte und bezahlte Trolle. So pöbelte am 23. Juni Robert Leicht in der Zeit die Kommentatoren des Onlineportals der Zeit seien zum überwiegenden Teil moskautreue und moskaugesteuerte Einflussagenten.
Am 13. Juni schon versuchte für die Süddeutsche Julian Hans diese wilde Verschwörungstheorie zu belegen. Mit Beweisen folgender Qualität: "Aus den mehr als 138 Megabyte Daten, die die Süddeutsche Zeitung ausgewertet hat, ergibt sich erstmals ein umfassendes Bild davon, wie Scharen bezahlter Manipulatoren vorgehen, um die Meinung in den Kommentar-Bereichen großer Nachrichtenportale zu dominieren, Debatten in sozialen Netzwerken zu stören und Communitys der Gegenseite zu zersetzen. Im Schutz der Anonymität sind sie von gewöhnlichen Diskutanten und einfachen Provokateuren - sogenannten Trollen - kaum zu unterscheiden."
Will sagen, die Süddeutsche hat 138 Megabite Daten ausgewertet, nach welchen Kriterien und wie auch immer, denn darüber erfahren wir nichts, um festzustellen, dass man nichts gefunden hat und demnach auch nichts weiss.
In diesem Stil geht es dann munter weiter. Julian Hans weiss nichts, aber das verdreht er oder stellt es in unzulässige Zusammenhänge um die Leser zu manipulieren. So behauptet er, das Allensbachinstitut habe bei einer Umfrage herausgefunden, dass nur acht Prozent der Deutschen eine gute Meinung von Putin hätten. Einmal abgesehen davon, dass die Süddeutsche verschweigt, in welchem Zusammenhang die Umfrage stattgefunden hat, wann sie stattgefunden hat, wie viele Teilnehmer befragt wurden und wie die Frage konkret lautete, hat die Antwort rein gar nichts mit den kritischen Kommentaren im Mainstream zu tun.
Es ist eine Sache ob ich Putin mag und eine ganz andere, was ich von der Berichterstattung in den deutschen Medien halte. Und so geht das dann weiter. Angeblich haben laut Emnid: "70 Prozent kein Verständnis für den russischen Präsidenten". Auch hier keine Erläuterung über die Umfrage oder die Fragestellung. Was heisst das, kein Verständnis für den russischen Präsidenten? Was hat das Eine mit dem Anderen zu tun?
"Infratest dimap ermittelte, dass zwei Drittel der Bundesbürger Wirtschaftshilfen für Kiew befürworten und fast ebenso viele den politischen Druck der USA und der EU auf Moskau für sinnvoll halten." Einmal abgesehen davon, das diese Zahlen unseriös klingen: Wo sind die Belege? Ein paar einfache Links hätten genügt um die Behauptungen zu belegen. Die Süddeutsche bleibt jeden Beweis schuldig.
Aus diesen "Fakten", die im Grunde nichts, aber auch gar nichts mit der "Kommentarflut, egal oder auf Spiegel oder Zeit Online, Süddeutsche. de oder bei der ARD", wie Hans schreibt, zu tun haben, konstruiert er flux "ein auffälliges Mißverhältnis". Schuld daran, so Hans, sind die "russischen PR-Spezialisten der Agentur zur Analyse des Internets".
Diese fünfte Kolonne Moskaus fertigt: "eingehende Analysen der sozialen Netzwerke Facebook, Twitter, LinkedIn und Youtube." Man möchte hinzufügen wie wahrscheinlich weitere tausende von Agenturen und Thinktanks der Wirtschaft, der Politik, der Geheimdienste und nicht zuletzt der Presse, weltweit.
Hans fährt fort, und hier wird seine Argumentation vollends zum Rohrkrepierer: "Die Troll-Analysten zählen Unterstützergruppen für Barack Obama bei Facebook und Twitter auf und legen im Detail dar, welche Regeln für Kommentare auf den Nachrichten-Portalen Politico, Huffington Post oder Fox News gelten." Kein Wort von ARD, ZDF, Spiegel, Zeit, Süddeutsche. Die Leningrader Analysten scheinen die deutschen "Qualitätsmedien" für wenig relevant zu halten. Das deutsche Medien gar nicht auf der Agenda der "Troll-Analysten" stehen bestätigt Hans ein paar Zeilen später: "In einer Tabelle listen die Strategen auf, welche politische Einstellung amerikanische Nachrichtenseiten vertreten und wie sie über die russische Außenpolitik berichten."
Nicht ein Beleg dafür, dass von Moskau bezahlte Kommentatoren die Kommentarseiten deutscher Medien mit Troll-Kommentaren zumüllen.
Vollends kurios und verworren wird es, wenn Hans über "das Konzept für eine Facebook-Gruppe mit dem Titel "The American Dream" berichtet, und diesen dann mit dem Youtube-Kanal gleichen Namens zu verwechselt. Was soll's Facebook - Youtube, wird schon keinem auffallen. Auch ist nicht ganz verständlich, was Youtube-Videos mit den Kommentaren in deutschen Medien zu tun haben?
Nachdem Lohnschreiber Hans bisher nicht einmal, auch nur im Ansatz, Beweise für die Eingangsbehauptung seines Artikels das "Hunderte bezahlte Manipulatoren versuchen, weltweit die Meinung in sozialen Netzwerken und in Kommentar-Bereichen wie auch bei Süddeutsche.de im Sinne des Kreml zu beeinflussen", geliefert hat, muss nun aber dringend eine Verbindung zum Inbegriff allen Übels Wladimir Putin hergestellt werden.
"Wer gibt solche Kampagnen in Auftrag", fragt scheinheilig der Autor. Die Antwort gibt er gleich selbst. Die Spuren "führen zu dem Petersburger Unternehmer Jewgenij Prigoschin“, der so weiss Hans „in der oppositionellen Presse den Spitznamen "Putins Koch" trägt.“
Siehste wohl, wäre der Namen Putin schon einmal verbraten. Jetzt noch ein wenig Prigoschin als auch Putin unterschwellig, der in Russland, wie jeder weiss allgegenwärtigen Korruption verdächtigt, natürlich und das gehört mittlerweile zum Rüstzeug eines jeden karrieregeilen deutschen Journalisten, ohne auch nur der Spur eines Beweises. "Die beiden kennen sich aus den Neunzigerjahren, als Prigoschin in Sankt Petersburg das Kasino "Conti" betrieb und Putin in der Stadtverwaltung für die Überwachung des Glücksspiels zuständig war. Mittlerweile hat der massige Glatzkopf ein Gastronomie-Imperium aufgebaut, nicht zuletzt dank einiger Großaufträge vom Staat." So wird das Bedienen von Vorurteilen zur Beweisführung.
An diesen Finsterling Prigoschin soll die "Agentur zur Analyse des Internets" ihre Monatsabrechnungen geschickt haben. Die abstruse Argumentationskette der Süddeutschen: "Agentur zur Analyse des Internets" - Prigoschin - Leningrad - Putin, soll einen Beweis für die direkte Verbindung Putins zu angeblich bezahlten Kommentarschreibern in Deutschland herstellen. Skurriler geht's wirklich nicht mehr.
Das scheint selbst den Volksverar... der Süddeutschen als alleiniger Beweis zu schwach erschienen sein. Deshalb konstruieren sie eine zweite Verbindung der Internetanalysten zum Kreml. "Zusätzlich gingen Tätigkeitsberichte an einen Mann mit dem Nachnamen Wolodin." Ungeachtet der Tatsache, dass der Nachname "Wolodin" in Russland nicht eben selten ist, "soll es sich um Wjatscheslaw Wolodin handeln, den stellvertretenden Leiter von Putins Präsidialadministration", mutmasst Julian Hans.
Woher hat nun Hans all diese Weisheiten, schliesslich ist eigene Recherche bei deutschen Journalisten nicht gerade in Mode. Julian Hans schreibt bei einer dubiosen Internetplattform, die sich "Anonymous International" nennt ab. Hans ist sich sicher: "An der Echtheit des Materials gibt es indes wenig Zweifel."
In einer Zeit, in der bald täglich neue erschreckende Details über die Arbeit US-amerikanischer Geheimdienste an die Öffentlichkeit kommen, dient der Süddeutschen als Beweis, dass die Gruppe: "bereits seit vergangenem Dezember immer wieder brisante Dokumente an die Öffentlichkeit gebracht (hat), die sich jedes Mal als authentisch herausstellten." Darunter so brisante Nachrichten wie die "Neujahrsansprache von Präsident Wladimir Putin, deren Text im Blog der Hacker erschien, bevor das Fernsehen sie ausstrahlte."
Julian Hans und die Süddeutsche finden anscheinend nichts Verdächtiges daran, dass just zu der Zeit da die Medien händeringend nach einer Begründung für die Tatsache suchen, dass ihren Lügen und Manipulutionen von einer breiten Öffentlichkeit nicht mehr geglaubt werden, angebliche Beweise für Trolle unter den Kommentarschreibern auftauchen.
"Bezahlte Kommentatoren könnten relativ kurzfristig über Anzeigen in Online- Jobbörsen mobilisiert werden, berichtet eine leitende Mitarbeiterin einer PR-Firma in Moskau der Süddeutschen Zeitung." Das mag ja sein. Wenn es denn aber so einfach ist, dann sollte es der Süddeutschen doch möglich sei, wenigstens eine dieser Online-Anzeigen zu präsentieren. Auch hier nichts weiter als heisse Luft.
Der artikel auf Süddeutsche de., sowie alle weiteren, die in de Zeit oder der FAZ sind nichts weiter als eine weitere Nebelkerze im Propagandakrieg gegen Russland und eine versuchte Rechtfertigung der eigenen Unfähigkeit unvoreingenommen und wahrheitsgemäss über den Bürgerkrieg in der Ukraine zu berichten.
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