Donnerstag, 7. August 2014

Ecclestone kauft sich mit Spielgeld frei


 Bernie Ecclestone hat den Gerichtssaal in München nicht nur als freier, sondern auch als rechtlich unbescholtener Mann verlassen. Kritiker sagen er hat sich freigekauft mit 100 Millionen Euro.

 Das mag formal falsch sein. Richter und Staatsanwalt haben sicherlich nach den Buchstaben des Gesetzes gehandelt. Aber was ist das für eine Summe? Wie vulgär ist es dem Staat 100 Millionen Euro dafür zu zahlen, dass dieser einen nicht mit Strafe verfolgt. Wie verführerisch ist eine solche Summe? Dabei will ich Richter und Staatsanwalt nicht einmal unterstellen, dass sie bewusst auf die riesige Summe Geldes geschielt haben als sie ihre Entscheidung trafen, oder dass sie gar politischem Druck nachgegeben hätten, schliesslich ist so eine Summe sogar für jeden Finanzminister von Relevanz.

 Aber können sich die Köpfe, völlig frei machen bei ihrer Entscheidung, wenn eine Summe Geldes im Raum steht, die weit jenseits jeder Vorstellungskraft eines normalen Bürgers und sicher auch eines Staatsanwaltes und eines Richters liegt? Oder schwingt unbewusst im Hintergrund immer diese gewaltige Zahl mit?

 Hätte das Gericht, hätte die Staatsanwaltschaft überhaupt eine Einstellung des Verfahrens erwogen, wenn der Angeklagte nur Tausend oder Zweitausend Euro hätte zahlen können? Wohlgemerkt ich unterstelle den Justizbehörden keine wissentliche Bevorteilung des Bernie Ecclestone. Es ist einfach die Grösse der Summe, die automatisch zu ganz anderen Überlegungen kommen lässt.
100 Millionen Euro in 1-Eurostücken aufeinander gelegt ergeben einen Turm von 200 Kilometern Höhe oder aneinander gelegt einer Strecke von 2.300 Kilometern ungefähr der Entfernung von Oslo bis nach Palermo auf Sizilien. 
100 Millionen Euro das entspricht dem Gegenwert von 200 hochwertigen Einfamilienhäusern. 
100 Millionen Euro, das sind die Kosten für über 8.300 Kitaplätze für unter Dreijährige für ein Jahr. 
100 Millionen Euro, das entspricht dem Neubau von zwischen 12 und 15 Kilometern Autobahn.
 Ist die Höhe der Summe an sich nicht schon unmoralisch weil dadurch die Grösse der Schuld oder die Höhe der zu erwartenden Strafe von der Ecclestone bedroht war, für die breite Öffentlichkeit nicht mehr fassbar ist? Ist ein Vergleich vor Gericht durch Zahlung von 100 Millionen Euro nicht allein schon durch die Höhe der Summe unmoralisch?

 Kein Mensch kann in seinem Leben 100 Millionen Euro durch seine Arbeit verdienen. Mit was , mit wessen Geld also bezahlt Ecclestone den Vergleich, oder anders, mit wessen Geld kauft er sich bei der bayrischen Justiz frei?

 Ein anderer Aspekt ist: Kein Mensch kann 100 Millionen Euro verbrauchen. Diese Summe ist auch für einen Bernie Ecclestone völlig sinnentleert. Also eignet sich die Zahlung auch nicht annähernd zur Abwendung einer Strafe, die ja auch der Buße und dem Täter zur Einsicht in das Unrecht seines Tuns dienen soll. Wie aber kann die Zahlung einer Geldsumme, die zu nichts Nutze ist für den Zahlenden, die auch für ihn nur eine eins und acht Nullen auf einem Stück Papier, oder gar nur eine Aneinanderreihung von Nullen und Einsen in einem Computer ist, ohne jede Relevanz, der Ersatz einer zu erwartenden Strafe sein?

 Ich will hier keine Diskussion über Klassenjustiz führen. Das ist ein anderes Thema und steht auf einem ganz anderen Blatt. Es geht darum, dass ab einer bestimmten Summe nicht mehr von einem Ausgleich für eine zu erwartende Strafe die Rede sein kann. Für Ecclesston ist es völlig bedeutungslos ob auf seinem Kontoauszug 5 oder 4,9 Milliarden Euro stehen. Solche Berge von Geld sind sinnlos, es sei denn man nutzt sie um darin zu baden, so wie der alte Dagobert Duck. Es ist im besten Sinne des Wortes Spielgeld.

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