Samstag, 20. Juni 2015

Kriegsspiel wie zu Kaisers Zeiten: Natomanöver "Noble Jump" - Die ARD liefert die martialischen Bilder einer zielgerichteten Provokation

 Es herrschte zwar kein wirkliches Kaiserwetter, aber trotzdem war es ein fröhliches Schiessen in der Sandwüste von Żagań in Westpolen. Wie zu Kaisers Zeiten hatte man ein Tribüne aufgebaut, damit die estra dazu angereisten hohen Herrschaften, der Generalsekretär der Nato, Stoltenberg, ihr Oberbefehlshaber der US-amerikanische Vier-Sterne General Philip M. Breedlove, die Verteidigungsminister Polens, Tomasz Siemoniak, der Niederlande, Jeanine Hennis-Plasschaert und Norwegens, Ine Marie Eriksen Søreide, dem fröhlichen Kriegsspiel aus sicherer Entfernung zuschauen konnten. Und wenn Deutschland schon keinen Kaiser mehr aufzubieten hat, so sandte es wenigstens eine Adlige, die deutsche Verteidigungsministerin Ursula von der Leyen.

Die Begeisterung war gross. Es hielt die hohen Herrschaften kaum auf ihren Stühlen, das lustige Spiel von Mord und Totschlag, von Zerstörung, Vernichtung und Tod.

 Die Nato hatte 2.000 Soldaten ihrer, im September auf dem Gipfel in Wales aus der Taufe gehobene schnelle Eingreiftruppe, Speerspitze, nach Westpolen geladen, um mit einer Demonstration ihrer Stärke den Russen und ihrem Präsidenten Putin das Fürchten zu lehren. Wie in Natokreisen so üblich hatte das fröhliche Üben von Mord und Totschlag auch einen putzigen Namen "Noble Jump" oder auf Deutsch "Galanter Sprung". Da vergeht einem Jeden doch sofort der Gedanke an zerrissene Körper, an spritzendes Blut oder verkohltes Fleisch - alles nur ein galanter Sprung.

Ob dieser Heerschau geriet die "faz" geradezu ins Schwärmen:
"Die Truppenteile für „Noble Jump“ wurden am 9. Juni alarmiert und binnen dreier Tage aus Norwegen, den Niederlanden, Deutschland und der Tschechischen Republik nach Polen verlegt. Der Transport umfasste dreißig Straßenkonvois, neun Eisenbahnzüge und 17 Flüge. Neben Panzern und schwerem Gerät wurden rund hundert Container Ausrüstung in den Manöverraum gebracht."
 Bei so vielem glänzendem Militärgerät, einer so wundervoll inszenierten Actionshow, mochte dann auch die ARD nicht abseits stehen. In ihrer Hauptnachrichtensendung, der Tagesschau um 20.00 Uhr brachte sie am Donnerstag einen Beitrag ihres Korrespondenten Arnd Henze.
"Die Speerspitze ist scharf",
verkündete der dann auch schneidig im Stile eines Kriegsberichterstatters. Und die ARD brachte dazu martialische Bilder von schwerem Kriegsgerät im Einsatz und von maskierten Soldaten, die sich in ihrem Aussehen nicht sonderlich von den Terroristen dieser Welt unterschieden.

Die ARD liefert die Bilder in die Wohnzimmer, die die Politik und die Militärs haben wollen. Der Krieg als Erledigung einer Aufgabe, sauber präzise und schnell.
Kampfgerät im Einsatz. Eine Technik, die modern und effektiv ist. Tote und Verwundete haben in dieser gewalttätigen Wunderwelt nichts zu suchen.
Ein Jet greift ein, in den Bodenkampf. Dort, wo seine Raketen einschlagen ist im Umkreis von hundert Metern jegliches Leben ausgelöscht.
Jede Erdfontäne steht für ein Gemisch von Blut Knochenfragmenten und verkohltem Menschenfleisch. - Die ARD sendet zur Primetime damit auch die Kinder schon lernen mit Gewalt und Krieg zu leben.
Kriegsaction für ein gelangweiltes Publikum. Es muss schon ordentlich knallen brennen und qualmen

Terroristen oder Terroristenbekämpfer, schon die Verkleidung macht kaum noch einen Unterschied.

Wozu diese Heerschau nach Art der alten Kanonenbootpolitik dienen sollte, wurde den verblüfft auf den Fernsehschirm starrenden Zuschauern erklärt:
"Und damit die Botschaft auch um die Welt geht, sind nicht nur viele Verteidigungsminister sondern auch hunderte Journalisten zum Manöver"Noble Jump" ins polnische Żagań gekommen."

Geändert hat sich in den letzten hundert Jahren nur die Technik. Rückten zu Kaisers Zeiten die Fotografen noch mit Plattenkameras an und wurden die Filmkameras noch mit einer Handkurbel bedient, so wird heute alles digital aufgezeichnet. Propaganda braucht Bilder. Der Zweck ist immer noch der Gleiche: Den Menschen vorzumachen, dieser, der nächste Krieg sei ein lustiges Cowboy- und Indianerspiel.

Man fühlt sich zurückversetzt ins 19. Jahrhundert. Immer dann, wenn die Kaiser und Könige ihre Völker aufeinanderhetzen wollten, dann zeigten sie ihnen Militärs in schicken Uniformen und glänzenden Helmen, Reiter hoch zu Ross - und gewaltige Kanonen. So, als hätte man nichts gelernt aus dem letzten Jahrhundert, aus zwei grossen Kriegen und vielen hundert Kleinen. Als habe es die Millionen Opfer nicht gegeben, keine Vertreibungen, keine Kriegskrüppel, so als seien die Atombomben auf Hiroschima und Nagasaki nie gefallen, wird aufgerüstet und Krieg gespielt.

 Und so wie seit hunderten von Jahren sind die Aggressoren natürlich wieder die Anderen. Wir müssen uns schützen, verteidigen uns nur.

 Tagesschausprecherin Susanne Daubner zitierte Verteidigungsministerin Ursula von der Leyen:
"Deutschland unterstützt die Pläne der USA, schweres Militärgerät in Osteuropäischen Natoländern zu stationieren. Verteidigungsminsterin von der Leyen sprach von einer angemessenen defensiven Massnahme."
 Die Ministerin kam dann in dem Tagesschaubeitrag auch noch selbst zu Wort:
"Uns ist gemeinsam wichtig, dass wir den baltischen Ländern, Polen aber auch Rumänien und Bulgarien deutlich machen, dass ihre Sorgen auch unsere Sorgen sind und dass wir alle 28 in der Nato für ihren Schutz einstehen."
Die politisch Karriere immer fest im Blick: Ursula von der Leyen. Wer Bundeskanzlerin werden will tut gut daran sich rechtzeitig beim "Grossen Bruder" auf der anderen Seite des Atlaantiks einzuschleimen.

 Und wie in alten Zeiten gehen die kraftstrotzenden Manöver einher mit Aufrüstung und einer Konzentration der Waffen an den Grenzen, bevor man seinen Nachbarn überfällt. Arnd Henze:
"Am Rande des Manövers bestätigt die Nato Pläne der USA, schwere Waffen in Osteuropa zu stationieren. Eine Entscheidung könne schon in der kommenden Woche beim Treffen der Verteidigungsminister getroffen werden."

General Philip Breedlove, Vertreter der aggressivsten Nation der Welt, versteht die besorgten Reaktionen der Menschen nicht: Wer sich den USA bedingungslos unterwirft hat schliesslich nichts zu befürchten.
Auch das ist schon seit Kaisers Zeiten so: Töten tun immer nur die Waffen der anderen Seite, die eigenen beschützen vor Unterwerfung und bewahren vor fremder Willkür:
"Besorgt ist man über die Ankündigung aus Moskau, die Modernisierung der russischen Atomwaffen zu beschleunigen und noch in diesem Jahr vierzig Interkontinentalraketen zu stationieren."
Ganz zum Schluss seines Beitrages scheint es aber auch ARD-Mann Henze etwas mulmig zu werden, bei so viel Pulverdapf und Schlachtgetümmel:
"Die Dynamik des Säbelrasselns scheint sich zu verselbstständigen."
Alle Bilder Screenshots ARD-Tagesschau 

2 Kommentare:

  1. Unglaublich , hatte man Breedlove noch vor kurzem erst der Propaganda überführt , weil selbst das Kanzleramt nichtmehr an "seine russischen Invasionen" geglaubt hatte , wird derselbe jetzt wieder im Fernsehen beklatscht , wenn er unseren Nachbarn die Märchen der russischen Invasionen verkauft.
    Das Dollste ist , Breedlove warnt die Balten vor dem "Feind aus dem Süden" , dort ist Weissrussland ! Er baut schonmal in Auftrag Washington einen neuen Popanz auf , ein neuen Feind. https://www.youtube.com/watch?v=Y5NT5LolYAM

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  2. Flinten Uschi hatte auch vor kurzem ein Stelldichein mit den Bilderbergern...

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